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Kim Kardashian ist in Paris vor Gericht – und nutzt es für "All's Fair"

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Kim Kardashian in Paris bei Prozessbeginn vor den Türen des Palais de Justice.Bild: IMAGO images / Bestimage
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Kim Kardashian in Paris: Wenn das Gericht zur Bühne wird

Sie inszeniert sich immer – auf dem roten Teppich, vor der Kamera, auf Social Media. Nun auch vor Gericht, dabei geht es um die traumatischste Nacht ihres Lebens. Oder vielleicht auch gerade deswegen?
16.05.2025, 17:1316.05.2025, 17:13
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Kim Kardashian verlässt einen schwarzen Minivan, gekleidet in ein tailliertes schwarzes Ensemble, maßgeschneidert, fast skulptural. Ein tiefer Ausschnitt wird von Schmuck im Wert von mehreren Millionen Dollar umrahmt.

Kaum hat sie das Auto verlassen, werden unzählige gierige Rufe nach ihrem Namen laut. Kameralinsen sind auf sie gerichtet, in der Hoffnung, eine Reaktion von ihr in Echtzeit zu filmen.

Mit bedeutungsschweren Schritten und fast schon provokativ langsam choreografiert sie sich so die dutzenden Marmorstufen nach oben, zum Eingang des imposanten Pariser Palais de Justice.

Oben angekommen dreht sie sich doch noch einmal um und gibt den Zuschauenden, wonach sie lechzen: ein Lächeln, ein Winken, nicht zu schnell, nicht zu freundlich – sondern perfekt auf den Ernst der Lage abgestimmt. Dann ist sie verschwunden. Verschwunden im Inneren des Gerichts, wo der Prozess um die schlimmste Nacht ihres Lebens beginnt.

"All's Fair" gilt im TV und im Gerichtssaal zugleich

Dass Kardashian in Paris vor Gericht erscheint, hat einen ernsten Hintergrund – sie will Gerechtigkeit für eine Nacht, die sie bis heute verfolgt. Denn in jener Nacht im Oktober 2016, als maskierte Männer sie mit vorgehaltener Waffe bedrohten und in einem Pariser Hotelzimmer fesselten, verlor sie Diamanten im Wert von über neun Millionen Dollar – und mit ihnen das Gefühl von Sicherheit.

Aber, so wirkt es zumindest, Kardashian will nicht wie ein Opfer wirken. Sondern als hätte sie die Kontrolle. Denn sie ist eine Frau, die längst verstanden hat, dass jeder Moment ein Bild erzeugt. Und jedes Bild ein Narrativ.

Als wäre es nicht schon durchchoreografiert genug, erscheint just in dem Moment, in dem sie vor Richter:innen aussagt, der Trailer zu ihrer neuen Serie. "All's Fair" ist der Titel, wie passend zu ihrem Kampf um Gerechtigkeit im Pariser Gerichtsgebäude. In der von Ryan Murphy ("American Horror Story") produzierten Serie geht es um eine von Frauen geführte Anwaltskanzlei.

ALL’S FAIR - “First Look” (Disney/Ser Baffo)
KIM KARDASHIAN, NIECY NASH
Kim Kardashians Looks in der Serie und in Paris ähneln sich.Bild: Disney / Ser Baffo

Mit dabei: Die mehrfach Oscar-Nominierten Glenn Close ("Die Frau des Nobelpreisträgers") und Naomi Watts ("The Impossible"), sowie die Emmy Gewinnerinnen Niecy Nash-Betts ("Monster") und Sarah Paulson ("American Crime Story").

Im Trailer sagt Judith Light zu Glenn Close: "You know what a girl’s best friend is? Not diamonds. Her lawyers." Ein Satz, der beiläufig fällt – und doch wirkt, als sei er direkt aus Kim Kardashians Biografie geschnitten.

Neun Jahre nach dem Überfall ist alles anders. Die Diamanten sind zwar weg – aber das Narrativ gehört ihr. Es geht gar nicht mehr um das, was glänzt, sondern um das, was sich erzählen lässt.

Kardashians Paris-Prozess: Eine Hommage an ihr vergangenes Ich

Viele Menschen werfen Kim Kardashian vor, kein Talent zu besitzen. Weder sei sie klassisches Model, noch Schauspielerin. Stattdessen ist sie einfach sie, so wirkt es.

Dabei beherrscht sie zwei entscheidende Talente, die sie zur Milliardärin – und einer der mächtigsten Frauen der Welt – gemacht haben. Erstens: Niemand auf der Welt beherrscht Inszenierung so gut, wie der Reality-Star. Zweitens: Zu dieser Inszenierung gehört es, sich ständig neu zu erfinden, einerseits angepasst an gesellschaftliche Entwicklungen, andererseits stets mit einer Prise Kontroverse, die weltweit für Schlagzeilen sorgt.

Hin und wieder wirft sie dabei auch Hommage an ihren alten Stil, mit einem modernen Twist. So auch im Rahmen ihres Pariser Prozesses. Ein Vergleich:

Kim Kardashian am Tag des Überfalls 2016, wenige Stunden vorher in der Innenstadt von Paris:

October 2, 2016 - Paris, France - Kim Kardashian and her bodyguard Pascal Duvier seen out and about in Paris before the robbery on October 2, 2016 in Paris. Paris France PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONL ...
Kardashian in Paris im tief ausgeschnittenen Trenchcoat.Bild: imago stock&people / ZUMA Press

Kim Kardashian am Tag nach ihrer Aussage im Prozess gegen die damaligen Räuber:

Kim Kardashian Shopping - Paris Kim Kardashian shops in central Paris a day after testifying at the Paris Court of Assizes, in Paris, France, on May 14, 2025. Photo by Florian Poitout/ABACAPRESS.COM P ...
Kim: Wieder im tief geschnittenen Trenchcoat, wieder in Paris.Bild: IMAGO images / ABACAPRESS

Genau diese beiden Fähigkeiten – die Selbstinszenierung und das strategische Rebranding – erleben wir auch jetzt, während der Prozesstage in Paris. Der Raubüberfall von 2016 – eine der traumatischsten Nächte ihres Lebens – wird dabei nicht etwa ausgeklammert, sondern in Kardashians Sinne verwandelt. Unter ihrer Regie spielt die Öffentlichkeit mit, wie eigentlich immer, wenn es um "Kim K" geht.

Kardashians Sextape als Vorlage: Trauma sorgt für Millionen

Liebevoll "Momager" genannt, gilt Kris Jenner als Architektin des Kardashian-Imperiums. Sie verwandelte ihre Familie in eine globale Marke – mit Strategie, Instinkt und einem untrüglichen Gespür für öffentliche Aufmerksamkeit. Fans bringen es gern auf den Punkt: "Der Teufel arbeitet hart, aber Kris Jenner arbeitet härter."

Nicht ganz falsch, denn sie agiert mit Kalkül und eiskalter Strategie, immer im Konflikt zwischen ihrer Rolle als Mutter und ihrer Aufgabe als Managerin. So wurde das unwillentlich veröffentlichte Sextape Kardashians im Jahr 2007 zur perfekten Promo für ihre im gleichen Jahr verkündete Reality-TV-Show "Keeping up with the Kardashians". Eine neue Ära des TV war geboren.

KEEPING UP WITH THE KARDASHIANS, back row, from left: Robert Kardashian Jr., Khloe Kardashian, Kris Jenner, Bruce Jenner, Kim Kardashian, front: Kylie Jenner, Kendall Jenner, Kourtney Kardashian, Seas ...
Keeping up with the Kardashians: Reality-TV über alle Kardashian-Jenners.Bild: imago images / Everett Collection

Über das Sextape sagte Kris Jenner in der ersten Staffel: "Als ich von Kim's Sextape hörte, wollte ich sie als Mutter töten. Aber als ihre Managerin wusste ich, ich habe einen Job zu tun".

So ist es wohl auch mit der Nacht in Paris 2016. Kim Kardashian weinte vor Gericht und erklärte laut "ZDF": "Ich war sicher, dass er mich erschießt. In dieser Nacht dachte ich, dass ich sterben würde". Kaum trat sie wieder nach draußen, begann der zweite Akt der Inszenierung. Nur eine Alaïa-Sonnenbrille als letzter Schutzschild vor den gierigen Blicken der Fans – und dem stillen Urteil ihrer Neider.

Kardashian Prozess in Paris: Kris Jenner als Kims Lookalike

Kims ständige Begleiterin während ihrer Woche in Paris ist ihre Mutter Kris Jenner – fast schon wie ein Schatten an ihrer Seite. Auch sie ist makellos gestylt und ruft bei vielen Beobachter:innen eine verblüffende Assoziation hervor: Erinnerungen an eine jüngere Kim Kardashian.

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Kris Jenner mit Kim Kardashian in Paris.Bild: IMAGO images / Bestimage

Auf Social Media kommentieren Fans: "Kris verwandelt sich in Kim und Kim verwandelt sich in Kris" und "Wow, identisch zu Kim... dein Zwilling!"

In "All's Fair" spielt Kim Kardashian eine mächtige Anwältin.
In "All's Fair" spielt Kim Kardashian eine mächtige Anwältin.bild screenshot / trailer "all's fair"

Auch hier wirkt ihr Look wie eine Hommage an eine bestimmte Version von Kim: Die Krawatte ist identisch mit der aus dem "All’s Fair"-Trailer, und selbst der Haarschnitt entspricht exakt dem dort gezeigten Stil – ein langer Bob mit perfekt geföhnter Außenwelle, bekannt als "Flippy Lob".

Die erste Staffel hat rund 70 Millionen US-Dollar gefressen. Ein extrem hohes Budget, dass sich durch Erfolg beweisen muss. Kris Jenner ist Mit-Produzentin von "All's Fair", von der richtigen Inszenierung profitiert also auch die Mutter des Kardashian-Imperiums.

Die Spitze auf dem absurden Eisberg der Selbstinszenierung, in der Kim Kardashian sich wirklich für nichts zu schade ist, wäre eigentlich nur noch der bisher noch unterminierte Release von "All's Fair" am 3. Oktober – genau neun Jahre nach dem traumatisierenden Raubüberfall. Chapeau, für diese Inszenierung!

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