Dieses TV-Comeback sorgte diese Woche für eine große Überraschung: RTL holt Marco Schreyl als Moderator von "Deutschland sucht den Superstar" zurück! Bereits zwischen 2005 und 2012 moderierte der 48-Jährige die Castingshow, davon die ersten beiden Jahre noch mit der niederländischen Moderatorin Tooske Ragas. Danach moderierten unter anderem Oliver Geissen und Alexander Klaws zeitweise das Format. Zehn Jahre nach seinem Aus bei "DSDS" soll er nun wieder durch die Liveshows der Sendung führen.
Die Rückkehr von Marco Schreyl zu "Deutschland sucht den Superstar" passiert zu einem sensiblen Zeitpunkt. Es ist die erste Staffel ohne Dieter Bohlen in der Jury. RTL hatte den Produzenten und "Pop-Titan" vergangenes Jahr abgesägt, um der Show ein neues Image zu verpassen. Man wolle familienfreundlicher werden, hieß es seitens vom Sender. Statt Bohlen sitzt nun Schlagerstar Florian Silbereisen im Chefsessel von "DSDS". An seiner Seite fungieren außerdem Produzent Toby Gad und Sängerin Ilse DeLange als Juroren.
Bisher geht der Plan von RTL allerdings nicht auf. "DSDS" hatte bereits in den vergangenen Jahren mit einbrechenden Quoten zu kämpfen, durch den Rausschmiss wurde der Zustand nicht besser – und dazu kommt noch: Viele Fans der Castingshow vermissen Dieter Bohlen und wünschen sich den 68-Jährigen zurück. Ist die Rückhol-Aktion von Marco Schreyl nun ein Versuch von RTL, die unzufriedenen Zuschauer mit einem bekannten Gesicht zu besänftigen? Und sorgt Marco eventuell sogar für einen Quotenaufschwung bei "Deutschland sucht den Superstar"? Medienexpertin Janine Griffel hat das Comeback von Marco Schreyl für watson eingeordnet und eine Einschätzung abgegeben.
Zunächst stellt sie ebenfalls fest, dass es um "DSDS" in Vergleich zu früher recht ruhig geworden ist: "Jeder hat doch anfangs 'DSDS' geguckt, oder?" Vom einstigen Show-Modell sei heute allerdings nicht mehr viel übrig, so Griffel, aus "Pop und Co." seine eine Schlagershow geworden. "Und das sogar von heute auf morgen ohne das Urgestein Dieter Bohlen und seine Sprüche. Man kann sie lieben oder hassen, aber sie gehörten einfach dazu."
Warum RTL nun Schreyl zurückgeholt hat, wird nicht ganz klar und wirkt sogar inkonsequent. Dieter Bohlen wurde vor allem für seine derben Sprüche gefeuert, aber auch Schreyl wurde für seine "DSDS"-Moderationen "wegen des ein oder anderen Spruchs immer wieder kritisiert", gibt die Medienexpertin zu bedenken. Immerhin muss man auch sagen: Marco Schreyl moderierte zuletzt vor zehn Jahren "Deutschland sucht den Superstar". Gut möglich also, dass sich der Moderations-Stil des gebürtigen Erfurters geändert hat und zu der neuen Ausrichtung des Castingformats passt.
Trotzdem stellt sich noch die Frage: Was möchte RTL mit Marco Schreyl erreichen? Eine eindeutige Antwort darauf hat Janine Griffel auch nicht: "Will RTL ein bisschen Schwung in die ganze Sache bringen? Wieder schlüpfrige Zweideutigkeiten? Oder 'Back to the roots' und ältere 'DSDS'-Fans halten oder zurück an den Bildschirm holen?"
Das wäre in der Tat eine mögliche Antwort: Durch das Comeback von Marco Schreyl soll eine "ältere 'DSDS'-Zuschauer-Generation' vor die Bildschirme gelockt werden":
Das ist vielleicht das größte Problem von "DSDS" es hat sich zu viel geändert: Dieter Bohlen ist weg, es gibt seit Jahren keine zehn Mottoshows mehr, sondern nur noch vier Liveshows und dieses Jahr fehlt auch noch die ehemalige "DSDS"-Zweite Juliette Schoppmann als Vocal-Coach, die viele Fans in ihr Herz geschlossen hatten. Nur Marco Schreyl erinnert 2022 noch an die vergangenen Staffeln von "Deutschland sucht den Superstar".
Und das ist eventuell ein weiterer Grund für die Rückkehr von Schreyl: RTL setzt auf den Nostalgie-Faktor, der in der deutschen Fernsehlandschaft aktuell allgegenwärtig ist. Alte Shows wie "Wetten, dass..?", "TV total" oder "Geh aufs Ganze!" sind plötzlich zurück und feiern große Erfolge. Dazu meint Janine Griffel:
Weiter mutmaßt sie: "Durch die Invasion des Schlagers und den Lauf der Zeit sind die Zuschauer wahrscheinlich mittlerweile auch etwas älter (geworden) und freuen sich über das Lächeln einer bereits bekannten Person – nämlich über das von Marco Schreyl."
Betrachtet man all diese Faktoren, kommt man zu dem Schluss, dass RTL die Hoffnung hegen muss, mit Marco Schreyl an alte Erfolge anknüpfen zu können. Doch dabei sieht Janine Griffel einen erheblichen Nachteil, den der frühere Radiomoderator mitbringt:
Vor zwei Jahren bekam Schreyl im Nachmittagsprogramm von RTL seine eigene Talkshow, die nach vier Monaten wegen mangelnder Einschaltquoten jedoch eingestellt wurde. Für den Kölner Sender führte er außerdem durch Shows wie "Unschlagbar" oder "Die Pool Champions – Promis unter Wasser" – an diese Sendungen dürften sich allerdings nur die wenigsten Zuschauer erinnern.
Einen kleinen Lichtblick findet Griffel dann doch noch: "Wer weiß, vielleicht existiert eine große Gruppe abseits von Instagram und Co., die total begeistert ist und ihn sehen will!"
Falls RTL mit Marco Schreyl bei "DSDS" auch keine Erfolge feiern sollte, hat Janine einen guten Rat für die Macher der Show parat:
Ihrer Meinung nach sei "DSDS" jedes Jahr ähnlich und in den vergangenen Jahren sei nicht viel Neues passiert, führte sie aus und ergänzte: "Wenn man auch junge Leute zum Einschalten Animieren möchte, wäre auch eine jüngere Jury, die in Deutschland beliebt und gefeiert wird, eine coole Idee! Seien wir ehrlich – nichts gegen Flori – aber wenige um die 20 und 30 hängen sich ein Silbereisen-Poster an die Wand…"