Inmitten von Applaus, Kritik und überraschenden Statements zeigt sich, wie weit sich ein Schauspieler von seinem einstigen Image entfernen kann.
Wer ihn einst als fiesen Cousin Dudley Dursley an der Seite von Daniel Radcliffe kannte, dürfte ihn kaum wiedererkennen: Harry Melling geht mit dem Drama "Pillion" jetzt ganz neue Wege.
Auf dem Filmfestival in Cannes wurde der Film mit minutenlangem Applaus gefeiert, wie die "Daily Mail" berichtet. Acht Minuten lang stand das Publikum nach der Premiere, eine Seltenheit selbst für das traditionsreiche Festival.
In "Pillion" spielt Harry Melling den zurückhaltenden Colin, einen Mann, dessen Alltag zwischen Parkplätzen und Selbstzweifeln versickert. Doch dann trifft er auf Ray, dargestellt von Alexander Skarsgård, einen charismatischen Anführer einer queeren Motorrad-Gang.
Was folgt, ist eine radikale wie intime Beziehung. Im Zentrum des Films steht eine BDSM-Dynamik zwischen den beiden ungleichen Figuren. Regisseur und Drehbuchautor Harry Lighton, der mit "Pillion" sein Spielfilmdebüt gibt, schildert die Entwicklung einer ungewöhnlichen, aber tiefgehenden Verbindung.
Die Geschichte geht dabei weit über provokante Bilder hinaus. Die Filmkritik lobt besonders die psychologische Tiefe und die emotionale Bandbreite, mit der die Machtverhältnisse und das Ringen um persönliche Freiheit erzählt werden.
Das Branchenmagazin "Indie Wire" bezeichnete "Pillion" als "eine grafisch und psychologisch komplexe Darstellung eines distanzierten, Leder tragenden Bikers und seines ergebenen Partners". Bereits vor der Premiere kündigte Regisseur Harry Lighton an, dass sein Film alle Sinne ansprechen solle:
Tatsächlich enthält der Film explizite Szenen, die an Cannes nicht spurlos vorbeigingen. Doch die Offenheit in der Darstellung fand beim Festivalpublikum durchaus Anklang.
Harry Melling zeigt in seiner Rolle des Colin eine beeindruckende Bandbreite. Sein Zusammenspiel mit Alexander Skarsgård, der bereits in der Vampirserie "True Blood" Erfahrungen mit queeren Rollen gesammelt hat, wird als besonders intensiv beschrieben.
Der schwedische Schauspieler zeigte sich gewohnt entspannt im Umgang mit Nacktszenen. In einem Interview sagte er: "Ich bin Skandinavier – wir sind gern nackt."
Am Ende ist "Pillion" nicht nur ein cineastisches Ausrufezeichen, sondern auch ein gesellschaftliches Statement über queere Liebe, Dominanz und Selbstbestimmung. Der langanhaltende Applaus beim Festival spricht für sich: Harry Melling ist endgültig in einer neuen Ära angekommen.