In Deutschland ist "Natural Born Killers" noch immer mit der höchsten Altersfreigabe-Stufe versehen: FSK 18, keine Jugendfreigabe. Haben Filme diesen Status einmal inne, werden sie ihn so schnell nicht mehr los.
"Natural Born Killers" wurde nicht nur wegen der blanken Gewalt als gefährlich eingestuft. Bedenken löste vor allem der vermeintliche Einfluss des Films auf reale Gewalttaten aus. Amazon führt das noch immer umstrittene Werk noch für kurze Zeit in der Flatrate.
Mickey (Woody Harrelson) und Mallory (Juliette Lewis) sind moderne Bonnie-und-Clyde-Figuren, die mit sadistischer Lust morden. Doch sie töten nicht heimlich, sie tun es im Rampenlicht. Bald sind sie Medienikonen, gefeiert und verfolgt zugleich. Die eigentliche Gewalt geht nicht nur von den beiden aus, sondern von einer Gesellschaft, die die blutrünstige Unterhaltung gierig aufsaugt.
"Natural Born Killers" kommt nicht als klassischer Thriller daher, sondern als Bildersturm aus TV-Clips, Animationen, Farbfiltern und wilden Schnitten. Oliver Stone lieferte ein grelles Abbild medialer Entfremdung. Die Gewalt ist exzessiv, stilisiert, überhöht und stellenweise trotzdem kaum erträglich. Kritiker:innen warfen ihm 1994 genau das vor: Gewaltverherrlichung statt Analyse.
Bei "Meta Critic" kommt der Film auf einen Score von 74/100. Einig sind sich die meisten: "Natural Born Killers" ist keine einfache Unterhaltung. Sondern ein wütender, experimenteller Essay über Sensationsgier, mediale Verantwortungslosigkeit und den Reiz des Grauens.
Die Ursprungsidee stammte von Quentin Tarantino, der das Drehbuch lieferte, das sich aber nur in stark veränderter Form im fertigen Film ausdrückt. Tarantino distanzierte sich später wütend von der Verfilmung, nannte sie eine "Perversion" seiner Vorlage.
Nach dem Kinostart 1994 wurde "Natural Born Killers" mehrfach mit realen Verbrechen in Verbindung gebracht. Am bekanntesten ist der Fall des 18-jährigen Benjamin Darras und seiner Freundin Sarah Edmondson, die 1995 unter Drogeneinfluss einen Mann erschossen – nach eigenen Angaben inspiriert vom Film.
In einem anderen Fall klagte eine Familie, nachdem ihre Tochter bei einem ähnlichen Raubüberfall getötet wurde – angeblich von Jugendlichen, die sich an den Filmfiguren orientiert hatten.
Auch wenn Gerichte den direkten Zusammenhang ablehnten, entbrannte eine weltweite Diskussion über die Verantwortung von Filmemacher:innen. Regisseur Oliver Stone selbst wies jede Schuld zurück und betonte in Interviews, der Film sei eindeutig als Medienkritik lesbar und eben nicht als Anleitung zur Gewalt.
In Frankreich, Irland und Teilen von Australien wurde der Film zeitweise verboten oder nur gekürzt gezeigt. In Deutschland kam er mit FSK-18-Freigabe in die Kinos, wurde aber in vielen Feuilletons heftig diskutiert.
Die "Zeit" schrieb über die auch in Deutschland präsente Verbots-Debatte seinerzeit:
Bei Amazon Prime kann man das mittlerweile auch weithin geachtete Werk noch bis einschließlich zum 31. Juli in der kostenpflichtigen Flatrate streamen.