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"DHDL"-Star Tijen Onaran findet deutliche Worte für die Kritik an ihrer Person

Tijen Onaran

Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet.
Tijen Onaran ist jetzt ein Teil von "Die Höhle der Löwen".Bild: RTL
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"DHDL"-Star Tijen Onaran räumt mit Vorurteilen auf: "Wird gleich behauptet, dass du arrogant bist"

25.09.2023, 16:38
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Tijen Onaran ist die neue Investorin bei "Die Höhle der Löwen". Mit Global Digital Women gründete sie längst ihr eigenes Unternehmen. Die 38-Jährige investiert vor allem in Gründerinnen. So war ihr erster Löwen-Deal mit Freemom, ein Netzwerk für Mütter, die dort als Freelancer in ihrem jeweiligen Bereich mit Unternehmen zusammenkommen.

Im Interview mit watson spricht Tijen über die Kritik an ihrer Person, offenbart, wie sie mit Neid umgeht und erklärt, wie sie ihre Zukunft in der Gründer:innen-Show sieht.

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Watson: Tijen, du bist die neue Löwin und nimmst den Platz von Judith Williams ein, die eine Pause macht. Wie wurdest du in der Gruppe aufgenommen?

Tijen Onaran: Alle haben gesehen, dass mit mir im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Farbe reinkommt, eine neue Geschichte erzählt wird. Jemand, die Selfmade ist und für ein gesellschaftspolitisches Thema wie Diversität steht.

Hast du Judith Williams während deiner "Höhle der Löwen"-Zeit kennengelernt?

Judith und ich kennen uns schon eine ganze Weile. Ich schätze sie als Selfmade-Unternehmerin, die für Frauen in der Wirtschaft steht. Sie hat sich nie verkleidet, sondern ist eine mutige Frau, die sich alles selbst aufgebaut hat. Sie ist in der deutschen Wirtschaft eines der Role-Models.

Gibt es etwas, was du bei deinem TV-Job unterschätzt hast?

Die letzten Jahre hatte ich meine Sichtbarkeit zu einem großen Teil selbst in der Hand. Schwergefallen ist mir, diese Selbstbestimmtheit aufzugeben, weil jetzt über mich berichtet wird. Das kann man sehr schnell unterschätzen, wenn man sich in die Sendung setzt. Ich will hier einen guten Job machen und dann wird darüber diskutiert, welche Frisur du hast oder warum du einen roten Anzug trägst.

"Frauen werden in der Öffentlichkeit anders bewertet als Männer."

Im Vorfeld gab es Gerüchte, dass die Stimmung am Set angespannt gewesen sei. So soll es verschiedene Auffassungen vom korrekten Gendern gegeben haben. Wie hast du das empfunden?

Ich bin kein Investor, sondern eine Investorin. Das ist für mich wichtig, weil die deutsche Sprache so viele Facetten ermöglicht. Aber ich bin mit Sicherheit die letzte Person, die irgendjemanden zwingt zu gendern. Das klingt immer nach einem Aktivismus, den ich für mich total ablehne. Was ich erstaunlich fand, ist, dass in dem Moment, wo du als Frau Teil von so einem Format bist und so auftrittst wie ich, sich besonders an dir gerieben wird.

Warum?

Das zeichnete sich schon vorher ab. Frauen werden in der Öffentlichkeit anders bewertet als Männer. Das hat man an meinem Beispiel ganz konkret gesehen. Ich bin auch niemand, die sich da hinsetzt und still ist, sondern ich sage was.

Du setzt dich für Gründerinnen ein. War dir das Engagement für Frauen bisher in der Show zu wenig?

Es gibt kein zu viel, was Diversität oder Frauen in der Wirtschaft betrifft. Die letzten Jahre gab es zu wenig Engagement. Der Anteil von Gründerinnen in der Start-up-Szene ist marginal auf 20 Prozent gestiegen. Das ist mehr als die letzten Jahre, aber es ist immer noch wenig. Der Anteil von Investorinnen in Risiko-Kapital-Fonds liegt bei drei Prozent. 97 Prozent der Firmen werden von Männern geführt. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.

"Das finde ich amüsant."

Du hast eben gesagt, du eckst oftmals an. Wie genau sieht das aus?

Wenn ich sage, ich habe eine gute Markenexpertise, heißt es: Sie wirbt am liebsten für sich. Das finde ich amüsant. Es ist das Prinzip der Sendung, dass wir für uns werben, weil wir die Gründerinnen und Gründer von uns überzeugen wollen. Wenn du als Frau sagst, ich bin gut, dann wird immer gleich behauptet, dass du arrogant bist.

Wie würdest du deinen eigenen Weg beschreiben?

Ich wäre nicht da, wo ich bin, wenn ich nicht so hart gearbeitet hätte. Ich bin dankbar und demütig, aber auch stolz. Ich möchte anderen Menschen vor dem Bildschirm, gerade jungen Frauen zeigen: Steh zu dir und tritt für dich ein, auch wenn es harten Gegenwind gibt. Wenn du ein Fan von dir bist, dann ist das die beste Basis. Ich wünsche mir, dass jeder Mensch und speziell jeder Investor und jede Investorin sich für Vielfalt einsetzt. Ohne Vielfalt gibt es keine Innovation.

Du hast keine Angst davor, Löwe Nils Glagau in die Schranken zu weisen und sagst selbstbewusst: "Ich stehe für Female Empowerment, das macht Nils nicht."

Wenn man sich sein Portfolio anschaut und sieht, es sind meistens Gründer, in die investiert wird, kann man schon mal anfangen zu hinterfragen, woran das liegt. Bewerben sich keine Frauen? Bin ich in einer Industrie unterwegs, wo hauptsächlich Männer sind? Am Ende haben wir eine gesellschaftliche Aufgabe und sind diejenigen, die Kapital verteilen. Von daher sollten wir alle Teil dieses gesellschaftlichen Wandels sein.

"Wenn ich ein Angebot abgebe, möchte ich den Deal gewinnen."

Wie gehst du mit Kritik um?

Es gibt Tage, wo ich das gut abkann. Dann gibt es welche, an denen ich mich frage: Muss das jetzt sein? Für mich ist entscheidend, dass die Menschen sehen, dass ich eine Haltung habe. Ich bin nicht in ein millionenstarkes Format gegangen, weil ich nichts zu sagen habe, sondern weil ich die Wirtschaft verändern und ein Zeichen setzen möchte, um anderen ein Vorbild zu sein. Dass es Leute gibt, die das nicht gut finden, ist total fair. Du wirst niemanden haben, der von allen gemocht wird.

Wie sehr ärgert dich ein gescheiterter Deal?

Ich bin eine Löwin. Wenn ich ein Angebot abgebe, möchte ich den Deal gewinnen. Aber zu scheitern und ein Nein zu bekommen, ist die DNA von Unternehmertum. Es ist schön, dass ich vor einem großen Publikum zeigen kann, dass ich verliere, aber trotzdem weiter mache – mit einer Leichtigkeit und diesem Biss.

Wie gehst du mit Neid im Business um?

Je erfolgreicher du wirst, desto mehr Neid bekommst du und desto kleiner wird der Zirkel an Menschen, denen du wirklich vertrauen kannst. Ich bin sehr fokussiert und kann Neid ziemlich gut ausblenden, weil ich immer zwei Schritte weiter bin. Ich beschäftige mich nicht damit, was mich aufhält, sondern was mich weiterbringt. Das ist für mich im Umgang mit Neid extrem wichtig. Es ist für mich aber auch eine Form der Ankernennung.

"Das macht einen Unterschied."

Bei Freemom warst du Feuer und Flamme und hast ein Angebot unterbreitet. Schließlich kamt ihr zusammen. Wie steht es heute um die Plattform?

Durch die Sendung gab es allein an dem Abend 115.000 Zugriffe auf ihrer Website. Sie haben auf der Plattform ganz viele neue Freelancerinnen und Unternehmen, die sich jetzt gemeldet haben.

Diversität und Gleichberechtigung sind für dich wichtig. Welche negativen Erfahrungen hast du damit gemacht?

Wenn du häufig in Vorstandsetagen die einzige Frau im Raum bist, dann bist du immer automatisch die Unbequeme. Du bist die Person, die eine andere Perspektive hat. Das habe ich damals in der Politik, später in der Wirtschaft und heute im Bereich der Öffentlichkeit erlebt. In diesem Umfeld den Mut zu haben, die Stimme zu erheben, kostet Kraft. Aber es lohnt sich.

Bei "Höhle der Löwen" sind auch alle Augen auf dich gerichtet.

Ich bin im Löwenrudel die erste weibliche türkischstämmige Unternehmerin. Das macht einen Unterschied. Eine Zuschauerin denkt sich: "Tijen hat es gepackt, geht ihren Weg, ich kann das auch." Das ist das Wichtigste.

Dein Motto lautet: "Kein diverses Team, keine Finanzierung von mir." Bist du dem treu geblieben?

Das Schöne ist, dass ich selbst in der Sendung gewachsen bin und meine Prinzipien infrage stellen musste. Ich kann sagen, dass ich meinen Grundprinzipien, in Menschen zu investieren, die eine besondere Geschichte haben, treu geblieben bin.

Wie siehst du deine Zukunft bei "Die Höhle der Löwen"?

Ich mache keine halben Sachen. Wenn ich mich für den Job entscheide, dann mit allen Konsequenzen wie der Angreifbarkeit in der Öffentlichkeit. Ich bin kein Teil davon, um einmal dabei zu sein, sondern habe hier einen Auftrag. Unternehmertum soll auf der Straße besprochen werden. Wenn ich dieses Format, solange es geht, mitpräge, habe ich schon viel erreicht.

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