Jared Leto zählt zu den größten Filmstars der Welt und ist seit einigen Monaten wieder sehr präsent, nachdem aufgrund der Corona-Pandemie bis auf wenige Ausnahmen lange Ebbe auf den Kinoleinwänden herrschte. Auf "House of Gucci" folgt am 31. März "Morbius" – hierfür schlüpft der Star erneut in die Rolle einer Comicfigur, nachdem er in "Suicide Squad" und "Justice League" auch schon den ikonischen Joker gespielt hatte. Für ihn bedeutet der Part des Dr. Michael Morbius zugleich die erste Hauptrolle in einem Mega-Blockbuster dieser Art – irgendwie kaum zu glauben.
"Ich habe eine Menge Erinnerungen an die Drehs zu diesem Film. Es war etwas sehr Besonderes und Anderes für mich. Ich hatte noch nie in einem Film wie diesem mitgespielt. In gewisser Weise ist das ein Neustart für mich", bestätigt der 50-Jährige vor dem Kinostart dann auch im Interview mit watson.
Michael Morbius leidet an einer seltenen, schweren Blutkrankheit und ist auf Krücken angewiesen. Im Film entwickelt er selbst ein Heilmittel, das allerdings schwerwiegende Nebenwirkungen mit sich bringt: Er kreuzt seine DNA mit der einer Fledermaus und verspürt plötzlich einen Durst auf menschliches Blut, den er nicht unter Kontrolle bekommt. Die zeitlichen Abstände, in denen er Nachschub benötigt, werden immer kürzer und das Ersatzblut, mit dem er sich zunächst behilft, verliert seine Wirkung.
Dies macht Morbius zu einer denkbar tragischen Figur, die vom Regisseur Daniel Espinosa gedanklich sogar schon mit Kurt Cobain zusammengebracht wurde. Der ehemalige Nirvana-Frontmann kämpfte in den 90er Jahren gegen eine Heroin-Sucht und verstarb schließlich mit 27 Jahren. Leto hält diesen Vergleich für durchaus passend und meint gegenüber watson: "Ich verstehe, was er meint. Er [Morbius, Anm. d. Redaktion] ist sicherlich auch ein Außenseiter, eine unbekannte Größe. Das könnte ein Grund sein, warum die Rolle zu mir passt."
Erst der Joker, jetzt Morbius: Durch seine Rollenwahl in Comic-Universen lässt der Schauspieler eine Vorliebe für Schurken und Antihelden durchblicken. Diese hält er tatsächlich für interessanter als klassische Superhelden, die die Welt retten. Auf watson-Nachfrage, ob düstere Figuren generell reizvoller sind, antwortet Leto deutlich:
Dass wir ihn in naher Zukunft in weiteren Comic-Rollen sehen, ist hingegen unwahrscheinlich. "Nein, nicht im Moment", antwortet der Darsteller auf die Frage danach, ob er sich vorstellen kann, in weitere Rollen einzutauchen, die auf Marvel- oder DC-Vorlagen basieren. Zur Begründung gibt er an: "Ich habe darüber nachgedacht, aber... nein, nicht wirklich. Ich mag es gerade, dass man Morbius vorher noch nicht auf der Leinwand gesehen hat, es ist das erste Mal – und für mich eine ziemlich Ehre."
Mit "Morbius" erhält der Marvel-Antiheld also seinen ersten eigenen Film, die Figur ist damit weniger "verbraucht" als der Joker, den schon diverse Schauspieler verkörpert haben. Leto ist dafür bekannt, extrem in seine Rollen einzutauchen und am Set beispielsweise auch "in character", also in der Rolle zu bleiben, wenn die Kameras aus sind. Wenig überraschend hat er sich vorab auch gründlich mit Vampiren auseinandergesetzt. Zu seinen Inspirationen verrät er watson: "Ich habe viele Vampir-Bücher in meinem Leben gelesen, ich war immer ein Fan der Schriftstellerin Anne Rice. Mit 'Morbius' wollten wir aber etwas ganz Neues machen, die Rolle bzw. der Film ist also nicht direkt etwas anderem nachempfunden."
In den vergangenen Jahren hat sich die öffentliche Kritik an Comic-Verfilmungen und insbesondere Marvel-Blockbustern gehäuft. Die Regie-Legende Martin Scorsese ("Taxi Driver") beispielsweise wetterte: "Das ist kein Kino. Ehrlich gesagt, am ehesten kommen mir Freizeitparks in den Sinn, so gut [die Filme] auch gemacht sind, mit Schauspielern, die unter den gegebenen Umständen ihr Bestes geben. Es ist nicht das Kino von Menschen, die versuchen, einem anderen Menschen emotionale, psychologische Erfahrungen zu vermitteln."
Jared Leto stand mittlerweile für mehrere Comic-Verfilmungen vor der Kamera, kann die Kritik Scorseses aber schon nachvollziehen – auch wenn die persönlichen Vorlieben des Schauspielers definitiv auch klassische Unterhaltungsfilme umfassen. Im Gespräch nimmt er dementsprechend eine vermittelnde Position ein:
Genau wie die beiden "Venom"-Filme mit Tom Hardy zählt "Morbius" zu Sonys eigenem Marvel-Filmuniversum, das parallel zu Disneys Marvel Cinematic Universe (MCU) aufgebaut wird. Ein besonderes Easter Egg offenbarte schon ein Trailer: Eine Szene zeigt Leto als Morbius, der gerade eines seiner Opfer überwältigt hat. Der am Boden liegende Mann fragt den Doktor, wer "zum Teufel" er sei, woraufhin Morbius antwortet: "Ich bin Venom. Kleiner Scherz, ich bin Doktor Michael Morbius, stets zu Diensten."
Bei eingefleischten Marvel-Fans dürfte diese Zeile für besonders große Freude sorgen, allerdings stand sie nicht einmal im Drehbuch – sie stammt von Leto persönlich, der am Set improvisierte. "'Ich bin Venom' – das war einfach an dem Tag improvisiert", offenbart der Star im Interview.