Mit "The Marvels" schickt Disney am 8. November den Nachfolger zu "Captain Marvel" ins Rennen. Es gibt ein Wiedersehen mit Carol Danvers alias Captain Marvel (Brie Larson), Nick Fury (Samuel L. Jackson) und dem flauschigen Fan-Liebling Goose, obendrein erhält die Protagonistin jetzt Unterstützung von Monica Rambeau (Teyonah Parris, "Wandavision") und Kamala Khan (Iman Vellani, "Ms. Marvel"). Das Superheldinnen-Trio bildet das Herzstück des Blockbusters.
Jedoch ist der Hype um Comic-Verfilmungen mittlerweile etwas abgeflacht und die Einspiel-Prognosen für "The Marvels" könnten wahrlich besser sein. Hinzukommt: Schon auf "Captain Marvel" gab es sexistische gefärbte Reaktionen.
Im Interview mit watson verrät die Regisseurin Nia DaCosta, warum sie trotzdem optimistisch ist. Zudem spricht sie über die vergleichsweise sehr kurze Laufzeit des Films, die die Fans vorab ziemlich beschäftigt. Schließlich dauert der durchschnittliche MCU-Blockbuster deutlich über zwei Stunden, "The Marvels" hingegen schlägt mit "nur" einer Stunde und 45 Minuten zu Buche.
Watson: Nia, vor "The Marvels" hast du den Horror-Film "Candyman" gedreht. Das muss eine ziemlich starke Umstellung gewesen sein.
Nia DaCosta: Es war eine große Erleichterung, denn Horror-Filme sind nun einmal gruselig und dramatisch. Überhaupt alles an "Candyman" war sehr intensiv. Daher habe ich es genossen, jetzt etwas Unbeschwertes zu machen. Der massivste Unterschied ist aber, dass "The Marvels" so viel größer ist. Ich musste lernen, in einem anderen System zu arbeiten.
"The Marvels" hat die kürzeste Laufzeit aller MCU-Filme, er dauert nicht einmal zwei Stunden. Wie kam es dazu?
Das ist wirklich lustig! Es gibt bei Marvel alle möglichen Statistiken. Zum Beispiel: In welchem Film dauert es am längsten, bis der Filmtitel eingeblendet wird oder welche ist die längste Kampf-Szene, die sie hatten? Ich habe nie daran gedacht, zu fragen, was der kürzeste oder längste Marvel-Film ist. Ich wusste nicht einmal, dass das ein Thema ist. Wir haben einfach die beste Version dieses Films gemacht, und das ist dabei herausgekommen.
Zwischen Carol Danvers und Monica Rambeau stehen Konflikte im Raum, dennoch müssen die beiden im Film zusammenarbeiten. Ist es schwierig, die richtige Balance zwischen Humor und Drama zu finden?
Es war immer ein sehr lustiger Film, egal, wie wir das Material zusammengeschnitten haben. Viel Humor kommt aus den Charakteren selbst, was für ein gutes Gleichgewicht zu den Emotionen sorgt.
Zwischenzeitlich gab es Gerüchte, "The Marvels" könnte zumindest Ansätze eines Musicals haben. Was hältst du von dieser Idee?
Das ist interessant! Ich kann mir auf jeden Fall einen kompletten Marvel-Film als Musical vorstellen. Vielleicht einen Film über den Beyonder. Das wäre sicher lustig.
Der Marvel-Chef Kevin Feige hat "The Marvels" selbstbewusst mit dem MCU-Kultfilm "The Avengers" verglichen. Unterschreibst du das?
Ich denke, dass Kevin immer Recht hat. Also würde ich diesem Typen zuhören. (lacht)
Feige bezog sich bei seinem Vergleich vor allem auf die Chemie zwischen den drei Hauptdarstellerinnen Brie Larson, Teyonah Parris und Iman Vellani...
Was mir tatsächlich am meisten Spaß gemacht hat, war die Arbeit mit den Dreien und die Ausarbeitung ihrer Figuren. Doch nicht nur das macht den Film aus. Nick Fury ist ebenfalls zu sehen, er ist eine Art Dad für die Marvels. Und natürlich kommt auch Goose zurück...
Goose sieht aus wie eine Katze, ist aber eigentlich ein Alien. Diesmal waren zwei Katzen am Set, die die Rolle ausfüllten. War es schwierig, mit den Tieren zu drehen?
Die Katzen wurden anhand von Videos und Bildern gecastet, und ich war wirklich erstaunt über die Dinge, zu denen sie in der Lage sind. Beispielsweise bringt man sie dazu, auf einen Knopf zu drücken, eine Linie entlangzulaufen oder auf die Schulter einer Person zu springen. Das ist einerseits großartig. Andererseits sind es nun einmal Katzen, sie haben ihren eigenen Kopf. Nichtsdestotrotz war ich wirklich beeindruckt von ihnen.
Der "Barbie"-Film, der insbesondere für seinen Feminismus gefeiert wird, hat dieses Jahr für einen massiven Hype gesorgt. Kann "The Marvels" mit seinem weiblichen Haupt-Cast davon profitieren?
Vielleicht schon! "Barbie" ist ein sehr forscher und verrückter Film, der richtig Spaß macht. "The Marvels" ist das irgendwie auch, auf seine Weise. Und natürlich sind Frauen hier ebenfalls stark repräsentiert. Ansonsten sind es aber sehr unterschiedliche Filme.
Du hast bei "The Marvels" zwar auch am Drehbuch mitgeschrieben, hattest aber trotzdem die Vorstellungen von Kevin Feige umzusetzen. Wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis?
Ich glaube, nach jedem Film schaut man zurück und denkt sich: Puh, vielleicht hätte ich dieses oder jenes machen sollen...
Das Marvel-Universum ist extrem weitläufig und mitunter sehr verzwickt. Hattest du Angst, es könnten Logikfehler unterlaufen?
Oh mein Gott, ich bin so besessen von den Ausformungen dieser Marvel-Geschichten. Ich musste aber lernen, loszulassen und die Leute den Job machen zu lassen, die dafür zuständig sind. Ich habe ihnen also vertraut.
Würdest du einen weiteren Film für das MCU drehen – und wenn ja, unter welcher Bedingung?
Das würde ich definitiv, ja. Ich pitche Kevin Feige andauernd schon verrückte Ideen, die es ins MCU schaffen sollten. Wenn er mich etwas wirklich Bizarres tun lässt, komme ich gern zurück und setze es um.
Wie ist deine Beziehung zum Marvel-Fandom?
Als ich aufwuchs, war ich selbst Teil mehrerer Fan-Communitys, im Sinne von: Menschen, die eine gemeinsame Leidenschaft haben, finden zusammen. Das hat mich immer angesprochen, ob nun bei "Sailor Moon", "Harry Potter" oder "Der Herr der Ringe". Ich konzentriere mich immer auf die positiven Dinge, so drücke ich mein Fandom aus.
Das MCU-Fandom zeigt mitunter aber auch fragwürdige Tendenzen. Gleichwohl "Captain Marvel" ein großer kommerzieller Erfolg war, gab es viele sexistische Kommentare zum Film und auch gegen Brie Larson persönlich. Wie gehst du mit solchen Reaktionen um?
Ich lese mir niemals Kommentare bei Social Media durch. Egal, worum es geht. Würde ich so jemanden im echten Leben treffen, würde ich nicht einmal die Zeit und Mühe für ein Gespräch aufbringen. Ich würde einfach sagen: "Bis später, ich muss mich mal um andere Dinge kümmern." So handhabe ich das auch virtuell, ich verschwende nicht meine Energie.