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"Let's Dance": Marie Mouroum offenbart "einsame Zeit" bei "James Bond"

07.03.2025, Nordrhein-Westfalen, Köln: Marie Mouroum, Stuntfrau, tanzt in der RTL-Tanzshow «Let's Dance» im Coloneum. Foto: Thomas Banneyer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Marie Mouroum arbeitet mit Hollywood-Stars.Bild: Thomas Banneyer/dpa
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"Let's Dance"-Star Marie Mouroum: "Sehr einsame Zeit" am Set von "James Bond"

"Let's Dance"-Star Marie Mouroum hat außerhalb der RTL-Studios den Sprung nach Hollywood geschafft und arbeitet erfolgreich als Stuntfrau. Im Interview mit watson spricht sie über einsame Drehtage und Ego-Probleme an Filmsets.
02.05.2025, 16:4602.05.2025, 16:46
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Du musst dich im Job immer wieder gegen Männer durchsetzen. Ist es ein Problem, eine starke Frau zu sein?

Es ist leider immer noch sehr schwer. Je älter ich werde, desto mehr Stärke habe ich. Mit 18 wusste ich nicht, wie das Spiel läuft. Ich habe mich einschüchtern und mir viel von Männern sagen lassen. Es sind sehr viele Männer am Set, die ein sehr großes Ego haben. Ich habe bei der Arbeit sehr viele Probleme, Streitigkeiten damit gehabt und darunter gelitten. Irgendwie habe ich meinen Weg gefunden, damit umzugehen.

Wie sieht die Arbeit mit Frauen aus?

Ich liebe es, mit Frauen zu arbeiten. Ich bin dafür, mehr Frauen in die Filmwelt zu bringen: in Führungspositionen, wo sie anpacken müssen.

Was war deine schlimmste Erfahrung am Set?

Du wirst als Frau automatisch schwächer angesehen, dir wird weniger zugemutet und zugetraut. Das finde ich diskriminierend. Bei Gagen habe ich oft mitbekommen, dass Männer besser wegkommen und ernster genommen werden. Dann gibt es das Ego-Problem. Männer lassen sich ungern was von einer Frau sagen. Wenn ich eine Choreo beibringe oder Feedback gebe, gibt es viele Männer, die damit nicht umgehen können.

Was passiert dann?

Es gibt Stress, Streit und Drama. Ansonsten gibt es natürlich auch die Situation, in der Männer dich auf einmal anmachen und du gar nicht darauf eingehst. Dann sind sie gekränkt. Das wirkt sich auf den Verlauf des Jobs aus, was total unangenehm ist.

Du meinst, Männer kommen zu dir mit sexuellen Absichten?

Ja, auf jeden Fall. Wenn du darauf eingehst oder das Angebot klar ablehnst, wird deswegen der Rest des Jobs anstrengend. Ich meine das generell auf die Film-Crew bezogen.

Du hast für Halle Berry gedoubelt. Wie war das?

Als Stunt-Double komme ich dem Schauspieler sehr nah und bin für diese Zeit wie ein Zwilling. Ich bin mit den meisten Schauspielern, die ich gedoubelt habe, danach befreundet. Bei Queen Latifah habe ich einen sehr hohen Stellenwert, sie schätzt mich sehr.

Aber lernst du Stars wie Halle Berry auch richtig kennen?

Mit Halle Berry habe ich sehr viel gesprochen. Ich sollte sie auch für "John Wick" doubeln, aber da war ich bei einem anderen Film. Es ist eine sehr enge und sehr herzliche Zusammenarbeit.

Wie war es 2019 am Set von "James Bond 007: Keine Zeit zu sterben"? Das war dein längstes Projekt.

Ich hatte jetzt eine TV-Show, die neun Monate ging, dabei habe ich gesagt, ich mache das nie wieder. Es war eine Ehre, für "James Bond" drehen zu dürfen, aber acht Monate waren eine extrem lange Zeit, auch eine sehr einsame Zeit. Wir sind sehr viel gereist, waren überall auf der Welt, hauptsächlich in London, aber auch in Jamaika, Italien, Norwegen. Ich hatte da wieder ein sehr männerlastiges Team, war im Grunde die einzige Frau.

Wie war das für dich?

Es war anstrengend. Wir hatten harte Stunts, ein hartes Training und viele Verletzungen. Das war eine wirklich herausfordernde Zeit. Ich war total auf mich allein gestellt.

Hat dir "James Bond" also keinen Spaß gemacht?

Doch. Wenn ich zurückschaue, bin ich dankbar, diesen Film gedreht haben zu dürfen.

Hast du dich bei "James Bond" auch verletzt?

Ja, ich hatte viele Wire-Stunts, wo du durch die Luft gezogen wirst. Es waren sehr harte Stunts. Da sind Sachen schief gegangen. Ich wurde falsch gezogen und es gab viele Verletzungen. Ich habe gebangt und mir wirklich am Set gedacht: "Ich hoffe, es geht alles gut." Es war psychisch sehr herausfordernd.

"Körperlich geht der Stunt-Job nicht für immer. Deswegen will ich mehr selbst spielen."

Was war deine größte Verletzung am Set?

Ich habe mir mein Fußgelenk bei der Serie "The Equalizer" gebrochen. Das war bei einem Sprung in New York. Ich hatte einen harten Aufprall, als wäre ich aus dem zweiten Stock auf Beton gesprungen. Das war am Set meine schlimmste Verletzung. Bei "Black Panther" habe ich mir den Meniskus angerissen.

Warum hat es zu deiner ersten Hauptrolle in "60 Minuten" bis 2024 gedauert?

Ich musste viele Entscheidungen treffen. Ich habe Queen Latifah kennengelernt und zu ihr gehalten. In der Zeit habe ich viele Anfragen und Rollenangebote in Deutschland bekommen. Ich habe für ihre Serie alles abgesagt und mich dafür entschieden, bei ihr zu bleiben. Jetzt ist der Zeitpunkt, zu sagen: Ich denke auch an mich.

Was hat dich zu diesem Entschluss bewogen?

Körperlich geht der Stunt-Job nicht für immer. Deswegen will ich mehr selbst spielen. Ich möchte auch als Junior Director hinter der Kamera die Fights mitdesignen. Ich will nicht mehr hauptsächlich ein Stunt-Double sein. Jetzt muss ich meinen Körper mehr schützen.

Vor wem hast du mehr Respekt: Vor Joachim Llambi oder Tom Cruise?

Mit Tom Cruise habe ich noch nicht gedreht, aber er soll sehr streng sein. Ich hatte die Anfrage für "Mission: Impossible". Ich habe abgesagt, weil ich zu dieser Zeit bei einem anderen Projekt war.

"Es ist viel in Sachen Rassismus im Film passiert. 'Black Panther' hat weltweit eine riesige Veränderung geschaffen."

Joachim Llambi wird manchmal ausgebuht, weil er zu streng ist. Zu Recht?

Das Publikum hat eine Meinung und seine Art, das Joachim Llambi zu vermitteln. Das ist das gute Recht der Zuschauer. Ich finde es spannend, ob das Publikum komplett gegenteiliger Meinung von ihm ist.

Was ist anstrengender: "Let's Dance" oder die Arbeit in Hollywood?

Das ist eine gute Frage (lacht). "Let's Dance" ist momentan anstrengender. Wir trainieren fast zehn Stunden am Tag. Es ist viel Druck. Bis zum Film-Dreh hast du mehr Zeit, teilweise Monate, um die Kampf-Choreo zu lernen und sie den Schauspielern beizubringen. Das ist entspannter.

Du sprichst offen über Rassismus in deinem Job. Was hat sich verändert?

Es ist viel in Sachen Rassismus im Film passiert. "Black Panther" hat weltweit eine riesige Veränderung geschaffen. Es gibt zwar Missstände, aber wir müssen nicht supersensibel sein. Ich spreche Sachen direkt an.

"Ich bin sehr bedacht mit dem, was ich teile. Deswegen bin ich kein guter Kandidat für eine Reality-Show."

Ab 2028 kannst du einen Oscar in der Kategorie "Bestes Stunt Design" gewinnen.

Ich bin so glücklich. Jede Abteilung hat einen Oscar. Alle, außer die Stunt-Menschen, die wirklich ihr Leben für den Film aufs Spiel setzen. Es wurde sehr hart dafür gekämpft. Das gibt mir eine neue Motivation.

Wie fake ist die Traumfabrik Hollywood?

Es ist nicht alles so glamourös, wie man sich das vorstellt. Wir sitzen am Ende des Tages in Hollywood-Studios, die von innen genauso aussehen wie in Budapest oder Berlin. Es ist sehr schwer reinzukommen und drinnen zu bleiben. Gekocht wird dort auch nur mit Wasser.

Wenn man dich googelt, kommt direkt die Frage, ob du einen Freund hast.

Es ist spannend, dass über meinen Beziehungsstatus gemunkelt wird. Ich möchte es dabei belassen. Mein Privatleben ist mit das Heiligste, was ich habe. Ich könnte das kommerziell nutzen und dadurch Geld verdienen. Ich bin aber sehr bedacht mit dem, was ich teile. Deswegen bin ich kein guter Kandidat für eine Reality-Show. Ich beziehe mich lieber auf mein Können.

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