Désirée Nick weiß, wovon sie spricht, wenn es ums Dschungelcamp geht. Vor genau 20 Jahren war sie selbst Kandidatin in der RTL-Show – und wurde die erste deutsche Dschungelqueen. In der Unterhaltungsbranche ist sie zudem für ihre besonders scharfen Kommentare bekannt. Im watson-Interview über die Kandidat:innen der 17. Staffel bei "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus", die am Freitag beginnt, macht die Schauspielerin, Autorin und Kabarettistin diesem Ruf alle Ehre.
watson: Was sagen Sie zu den diesjährigen Kandidat:innen im Dschungelcamp?
Désirée Nick: Viele von denen kenne ich gar nicht. Und niemand kann von mir verlangen, dass ich Hausarbeiten mache, bevor ich mir eine Sendung ansehe. Wenn ich sie nicht kenne, heißt das nur, dass sie so irrelevant sind, dass sie in der Mitte der Gesellschaft nicht angekommen sind.
Heinz Hoenig kennen Sie aber. Was halten Sie von ihm?
Ich hätte nicht gedacht, dass er das nötig hat. Aber es gibt ja immer einen alten weißen Mann unter den Kandidaten, der zumindest den Vorteil hat, dass seine Biografie nicht aus Trash-Formaten besteht. Der bringt ein gelebtes Leben mit. Ich finde, Heinz Hoenig ist ein wertvoller Kandidat.
Was denken Sie über Cora Schumacher?
Cora Schumacher wird sich anbiedern und auf nett tun und dann aber wie immer an sich selbst scheitern. Genau wie in "Club der guten Laune". Sie sagt, sie will sich bei IBES selbst finden nach der Scheidung von Ralf Schumacher. Dabei ist nichts ungeeigneter als das Dschungelcamp, um sich selbst zu finden. Jeder, der das probiert, wird scheitern. Ein TV-Format ist harte Arbeit, kein Selbstfindungstrip nach Bora-Bora.
Glauben Sie, dass sie über die Schumacher-Familie sprechen wird?
Das wird sie nicht tun, weil sie ja von dem Mann abhängig ist und weil er ihr ein gutes Leben sichert. Sie wird sich hüten, es sich mit ihm zu verscherzen.
Und Ex-"No Angels"-Sängerin Lucy Diakovska?
Von der halte ich sehr viel. Für mich ist sie sogar eine mögliche Dschungelkönigin. Sie ist extrem sportlich, talentiert und sie weiß, worauf sie sich einlässt. Sie kann kämpfen und ist nicht aus Zucker. Zudem kann sie ausspielen, dass sie lesbisch ist. Das kommt doch gut an in der heutigen Gesellschaft. Früher wurde sowas geheimgehalten. Aber inzwischen ist das fast fashionable.
Und Fußballer David Odonkor?
Mit dem war ich 2015 bei "Promi Big Brother". Dass er das gewinnen würde, war mir klar. Das war noch zu nah dran an der WM, sodass jeder, der was mit Fußball anfangen konnte, für ihn anrufen würde. Und genauso ist es dann auch gekommen. Aber das hilft ihm dieses Mal nicht. Und David Odonkor hat eine entscheidende Schwäche.
Welche?
Er ist todlangweilig. Er kriegt den Mund nicht auf und wandert völlig unterm Radar. Für Entertainment ist er völlig ungeeignet. Aber er wird sportlich punkten, da bin ich mir sicher.
Was ist mit GZSZ-Star Felix von Jascheroff?
Kenne ich nicht.
Und Twenty4tim?
In ihn setze ich große Hoffnungen, weil er im Gegensatz zu vielen anderen aus dem Social-Media-Segment nicht untalentiert ist. Er ist ein Junge mit Esprit und Talent. Und er ist sehr ehrgeizig. Er hat auch eine große Community, aber er hat sie nicht umsonst. Jetzt ist es aber so, dass er seinen Content normalerweise 24 Stunden am Tag kontrolliert. Alles, was man von ihm kennt, hat er fabriziert, wie eine Hausfrau einen Kuchen backt. Jetzt ist es erstmals so, dass er das nicht tun kann. Das finde ich sehr spannend, zu gucken, wie sich das gestaltet.
Haben Sie eine Meinung zu Anya Elsner von "Germany’s Next Topmodel"?
Es gibt nach 18 Staffeln hunderte von "Germany’s Next Topmodel". Aber das sind ja keine Superstars. Wie soll man die alle kennen?
Und zu Ex-Bachelor-Kandidatin Leyla Lahouar?
Kenne ich nicht. Ich gucke nicht "Bachelor".
Fabio Knez ist Staubsauger-Vertreter und war bei "Make Love, Fake Love".
Kenne ich nicht.
Und Influencerin Kim Virginia?
Auch nicht.
Was ist mit Mike Heiter?
Mike Heiter war doch zusammen mit Elena Miras. Ich frage mich: Was ist das für ein Mann, der sich durch nichts anderes auszeichnet als durch die Teilnahme an Bumsformaten? Das ist für mich kein Unterhaltungskünstler.
Dann haben wir noch die Designerin Sarah Kern.
Ihre Teilnahme wundert mich komplett. Sie hat doch gerade erst den Ritterschlag erhalten und trägt jetzt den Titel einer Dame. Sie fühlt sich angehörig zu einem edlen Adelsgeschlecht, dabei ist sie eigentlich Verkäuferin im Homeshopping. Für mich ist Sarah Kern eine Märchenerzählerin. Mehr nicht.
Wie schätzen Sie die Besetzung des diesjährigen Camps also insgesamt ein?
Das aktuelle Camp ist gecastet als ein Krieg der Communitys. Ein sehr unfairer Wettkampf ist das: Wenn jemand reingeht mit 2,2 Millionen Followern und jemand anderes mit 3000 Followern – für wen rufen denn mehr Leute an? Was ich auch kritisch betrachte, ist, dass diese Social-Media-Stars, Influencer und Youtuber, aus denen das Casting besteht, sich schon vor dem Einzug in den Dschungel ihre Competitions liefern. Die haben jetzt schon Promotion, ihre Clips und Filmchen, wie sie sich vorbereiten, Heuschrecken verspeisen oder Tauchunterricht nehmen: Da sind die Voraussetzungen doch komplett unterschiedlich und das ist massiv unfair.
Seit 2023 moderiert die Sendung Sonja Zietlow zusammen mit Jan Köppen.
Ich denke immer noch lieber an Dirk Bach zurück. Dirk Bach war ein Schauspieler, ein Künstler und ein Comedian. Das kann nicht irgendjemand machen, der vorher Sport oder Nachrichten gemacht hat und der nur da ist, weil er jemanden kennt. Es geht nicht nach Qualifikation, es geht nur nach Vitamin B.
Sind die beiden fies genug für die Sendung?
Die haben doch Angst vor Shitstorms. Sonja Zietlow will ihren Posten behalten. Deshalb fragen sich die beiden nicht, wie sie unterhalten und witzig sein können. Sie fragen sich nur, was sie sagen können, damit sie auf Instagram keinen Ärger kriegen.
Sie sind aktuell selbst auf der Bühne zu sehen im Theaterstück "Bette und Joan", das von der Feindschaft zwischen den beiden früheren US-Schauspielerinnen Bette Davis und Joan Crawford handelt.
Der Witz ist ja, dass ich das mit Anouschka Renzi mache, die vor zwei Jahren auch im Dschungelcamp gewesen ist. Es gibt nicht viele Protagonisten von IBES, die außerhalb der Sendung etwas auf die Beine stellen. Die meisten leben nur von Trash, Reality-TV und Social Media. Die influencen. Dass da jemand teilnimmt, der sonst noch einen anderen Beruf hat, das ist ja inzwischen selten zu erleben. Bei uns beiden ist das anders. Und wir freuen uns sehr, dass die Leute, die Anhänger dieses Formats sind, uns jetzt auch live auf der Bühne sehen können.