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Thomas Gottschalks "Ungefiltert": So schlimm ist sein neues Buch wirklich

16.10.2024, Hamburg: Der Entertainer und Fernsehmoderator Thomas Gottschalk liest im Zeise-Kino aus seinem neuen Buch «Ungefiltert» vor. Gottschalk stellte sein neues Buch, das am 16. Oktober veröffen ...
Gottschalks neues Buch "Ungefiltert". Wir haben es für euch gelesen, damit ihr es nicht tun müsst.Bild: dpa / Marcus Brandt
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"Ungefiltert": So schlimm ist das Buch von Thomas Gottschalk wirklich

23.10.2024, 08:24
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Wir haben das Gottschalk-Buch "Ungefiltert" für euch gelesen, damit ihr es nicht tun müsst – im Sinne des Autors natürlich nur rein dienstlich.

Und was soll man sagen? Ja, es ist das Buch eines 74-Jährigen, der sich schwer damit tut, dass sich die Welt um ihn herum verändert hat und dass er nicht mehr zu den Coolen gehört.

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Dabei betont er aber immer wieder, dass er eben kein alter Sack sei, der meint, früher wäre alles besser gewesen. Und diese Widersprüchlichkeit zieht sich durch das gesamte Buch.

Thomas Gottschalk hat viel zu nörgeln

So schimpft er zum Beispiel über die Arbeitsmoral der Gen Z (Seite 18):

"Wir sind nach dem Grundsatz groß geworden, dass 'Lehrjahre keine Herrenjahre' sind und erleben fassungslos, wie uns die Altersklasse erzählt, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance wichtiger sei als die Karriere. Ihre Vertreter fordern mehr Lohn für weniger Arbeitszeit [...] Wer schafft das zukünftige Bruttosozialprodukt [...] Sorgen darum mussten wir uns keine machen, denn meine Generation war es, die 'in die Hände gespuckt' hat, und trotzdem wurden wir von unseren Eltern als 'Gammler' und 'Faultiere' beschimpft."

Wie jetzt? Gottschalk weiß also selbst, wie es ist, wenn eine gesamte Generation zu Unrecht als faul verunglimpft wird?

Frankfurter Buchmesse 2024. Moderator Thomas Gottschalk am 19.10.2024 auf der Frankfurter Buchmesse. 20241019MWI011176 *** Frankfurt Book Fair 2024 Presenter Thomas Gottschalk on 19 10 2024 at the Fra ...
Letztlich beschwert sich Gottschalk darüber, dass die Jugend genauso unmöglich ist wie er früher.Bild: www.imago-images.de / imago images

Oder folgende Textstellen von den Seiten 44 bis 46 sowie 53:

"Ich wollte mir in meiner Jugend auch nichts von alten Männern vorschreiben lassen [...] So war ich im Umgang mit sogenannten Respektpersonen nicht gerade zimperlich. [...] Heute bekomme ich die Quittung von jungen Menschen, die so denken wie ich. [...] Dabei ist es doch ein Vorrecht der Jugend, anders zu sein und zu denken als vorangegangene Generationen und sich auch anders zu artikulieren."

Anders zu artikulieren? Also zum Beispiel bei Begriffen für Schnitzelsoßen? Aber auch hier zeigt sich wieder seine Widersprüchlichkeit: Einerseits gesteht er es der Jugend zu, aufzubegehren, aber nicht, wenn es sich gegen ihn selbst oder seine Ideale richtet?

... und behauptet, kein Nörgler sein zu wollen

Und so geht das die ganze Zeit: Er beschwert sich über Influencer:innen, Reality-TV und dass die Jugend seinen Musikgeschmack nicht teilt. Gleichzeitig schreibt er aber, dass das alles egal und nicht so wichtig sei. Aber offensichtlich ist es ihm ja doch wichtig genug, um ein ganzes Buch darüber zu schreiben!

An einer Stelle (Seite 173) fasst er das ganze Buch in einem Absatz zusammen:

"Irgendwann will niemand mehr hören, was die Alten den Jungen an Erfahrungen und entsprechenden Ratschlägen für eine Zukunft mit auf den Weg geben wollen, mit der sie selbst nichts mehr zu tun haben. Und das ist gut und richtig so. Denn für jede Generation werden die Karten neu gemischt und jede Generation findet eine Welt vor, die nur auf sie gewartet hat, weil die vorangegangene Generation nichts Vernünftiges mit ihr anzufangen wusste und nichts Besseres aus ihr gemacht hat. Dafür nerven die Alten noch einmal mit ihrer Weltsicht, bevor sie abtreten. So möge man bitte auch die Äußerungen sehen, die ich in diesem Buch von mir gebe."

Aber warum dann überhaupt das Ganze? Wenn er schon diese Einsicht besitzt, dann könnte er es doch auch bleiben lassen, sich mit seinem Buch und seinen Interviews derart unbeliebt zu machen.

16.10.2024, Hamburg: Zahlreiche Bücher vom Entertainer und Fernsehmoderator Thomas Gottschalk mit dem Titel «Ungefiltert» liegen im Zeise-Kino vor seiner Lesung zum Verkauf bereit. Gottschalk stellte  ...
Auf 319 Seiten kann man in die Gedankenwelt von Thomas Gottschalk eintauchen – muss man aber nicht.Bild: dpa / Marcus Brandt

Gottschalk sollte über das schreiben, wovon er Ahnung hat

In einem Kapitel führt Gottschalk ein Interview mit einem Generationenforscher. Das ist durchaus interessant, aber auch daran zeigt sich wieder das Problem mit "Ungefiltert".

Wenn ich mich kritisch mit der Gen Z auseinandersetzen will – wie sie tickt und warum sie so tickt –, dann lese ich das Buch eines Experten – dafür brauche ich nicht Thomas Gottschalk.

Aber gibt es denn auch irgendwas Positives zu sagen? Gottschalk ist dann interessant, wenn er über das schreibt, wovon er Ahnung hat: dem Fernsehen.

In einem Kapitel schreibt er darüber, wie es früher war im Vergleich zu heute. In einem anderem setzt er sich kritisch mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk auseinander. Er hätte lieber darüber ein Buch schreiben sollen: über seinen Beruf – und nicht über junge Menschen.

Hier seht ihr die Rezension zu "Ungefiltert" im Video:

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