
Bald ist Sendeschluss für "Du gewinnst hier nicht die Million".Bild: RTL / Raab Entertainment / Bene Müller
Meinung
Paukenschlag bei RTL: "DGHNDM" und "Das Supertalent" werden nicht weitergeführt. Die Problemanalyse des Senders wirft jedoch Fragen auf.
13.05.2025, 14:1313.05.2025, 14:13
Neue Primetime-Shows zu entwickeln, die auch erfolgreich sind, ist alles andere als leicht. Das müssen schon seit einer Weile alle großen TV-Sender in Deutschland feststellen. Ein Format wie "Wer stiehlt mir die Show?" hat den Stellenwert eines Einhorns.
Die Konsequenz, mit der RTL nun vorgeht, ist trotzdem beachtlich: Für "Das Supertalent" ist künftig kein Platz mehr, Raabs Comeback-Show "Du gewinnst hier nicht die Million" endet im Juni nach weniger als einem Jahr.
Warum enden "DGHNDM" und "Das Supertalent"?
Inga Leschek, Chief Content Officer von RTL Deutschland, enthüllte gegenüber "DWDL" gleich zwei spektakuläre Programmentscheidungen.
"Du gewinnst hier nicht die Million" in seiner jetzigen Form habe das lineare Publikum nicht ausreichend überzeugt. Mischformate wie dieser Hybrid seien grundsätzlich schwer vermittelbar.
Damit spielt sie darauf an, dass es sich um einen Mix aus Quiz, Stand-up, Comedy und Gameshow handelt. Nach ihrer Einschätzung sind die zuletzt sehr schwachen Quoten vor allem auf das Konzept zurückzuführen.
Das Scheitern von "Das Supertalent" hingegen führt Leschek bei "DWDL" auf eine stark veränderte Medienlandschaft zurück:
"'Das Supertalent' leidet darunter, dass man kurze Auftritte spektakulärer Talente aus aller Welt jederzeit überall auf Tiktok und Youtube abrufen kann. Und zugegebenermaßen ist es uns nicht gelungen, darauf eine zukunftsfähige Antwort zu finden."

Auch "Das Supertalent" ist am Ende.Bild: RTL/ Stefan Gregorowius
Stefan Raab und Dieter Bohlen sind das Problem
Zu behaupten, dass RTL nun vor allem beim Thema Raab vor einem riesigen Scherbenhaufen steht, ist sicher keine Untertreibung, denn: 90 Millionen Euro soll der Sender für neue Formate des Entertainers hingelegt haben.
Ein kostspieliges Comeback, das dem Sender das Genick brechen könnte, da RTL Stefan Raab im Zuge des Mega-Deals weiter beschäftigen "muss".
Daher kündigt Inga Leschek auch gleich schon ein neues Format für den Herbst an. Comedy und Gameshow sollen bei Raab künftig getrennt sein und man glaubt, der langfristige Erfolg wird sich dann schon einstellen ...
... wenn RTL damit mal nicht komplett daneben liegt.
Das Problem sitzt tiefer und könnte ebenso in Stefan Raab persönlich begründet sein. Der Sender bringt einen Star der 90er Jahre zurück und hofft, dass der Humor von damals die Leute immer noch abholt, obwohl die Welt sich stark gewandelt hat.
Natürlich ist das eine gewagte Kalkulation, an deren Ende die Erkenntnis steht, dass Nostalgie eben nicht die Antwort auf alles ist.
An der Stelle lässt sich auch die Brücke zum "Supertalent" schlagen – einer Marke, die von Dieter Bohlen und damit einem anderen "alten TV-Hasen" getragen wird, der sich weigert, mit der Zeit zu gehen.
Beim "Supertalent" hat RTL es verschlafen, dringend nötige Änderungen am Konzept vorzunehmen, gleichzeitig war die Show zu stark mit Bohlen verbunden.
Der TV-Revoluzzer, der vor den Kameras am liebsten nach unten tritt, beharrt darauf, sich nicht den Mund verbieten zu lassen und doch sind seine Formate einfach nicht mehr die großen Quotenhits.
Genau wie bei ... Raab, zumal er neue Ideen gerade nicht mitbringt. Seine RTL-Formate waren bislang mal mehr, mal weniger, Kopien von "Schlag den Star" und/oder "TV total".
Der Millionen-Deal legte bereits die Verzweiflung von RTL offen, bevor die erste Folge von "DGHNDM" ausgestrahlt wurde.
Einen Stefan Raab bräuchte es nämlich gar nicht, wenn charismatischer Nachwuchs vorhanden wäre, der dem Publikum neue Sendungen verkaufen kann. Ist es aber nicht.
Sind wir ehrlich, spielen Daniel Hartwich und Jan Köppen gerade nicht in der gleichen Liga wie ein Günther Jauch.
Zugegeben: Eine perfekte, kurzfristige Lösung gibt es für RTL nicht. Gerade auch darum wäre Inga Leschek gut beraten, in Interviews, in denen sie das Aus für Shows bekannt gibt, rhetorisch kleinere Brötchen zu backen, statt an früherem Selbstlob festzuhalten.
Nein, die Entscheidung für Stefan Raab war sicher nicht ihr "smartester Deal". Das sieht mittlerweile ein Blinder mit Krückstock.
Die ersten Teile der Reihe werden bis heute gefeiert. Doch im fünften Part wird die Geschichte bizarr.
Im Fall eines großen Films-Erfolgs gibt es immer wieder schnelle Planungen um eine Fortsetzung. Diese Sci-Fi-Reihe häufte gleich sechs Filmteile an.