Die Nachricht, die Kate am Freitagabend persönlich bei Social Media teilte, war einerseits schockierend, andererseits aber auch wieder nicht. Die Krebs-Erkrankung der Prinzessin ist eine dramatische Wende, und doch war zu offensichtlich, dass nach ihrer Bauch-Operation im Januar etwas nicht stimmt.
Die 42-Jährige hatte sich zuletzt (fast) komplett zurückgezogen, mit einem Foto zum britischen "Mother's Day" wollte sie ein Signal senden – doch das ging nach hinten los, denn das Bild erwies sich an mehreren Stellen als manipuliert. Kate persönlich übernahm die Verantwortung dafür, indem sie erklärte, mit Programmen zur Bildbearbeitung zu experimentieren.
Ab diesem Zeitpunkt kursierten nicht mehr "nur" wilde Verschwörungserzählungen zu ihrem Gesundheitszustand, sondern vermehrt auch Hohn und Spott bei Social Media.
Eine nicht unwichtige Rolle bei dem (mitunter extrem unnötigen) Drama der letzten Zeit spielt der Palast, der sich Vorwürfe gefallen lassen muss. Eben diese werden durch das jüngste Kate-Video subtil untermauert.
Die Prinzessin von Wales versucht sich im Clip an einem schwierigen Spagat: Sie vermittelt die Nachricht um ihre Krebserkrankung, möchte aber zugleich Optimismus ausstrahlen. So erzählt sie, sie habe ihren Kindern vermittelt, dass sie "wieder gesund" werde. Doch auch das Setting verdient Beachtung.
Kate sitzt im Video auf einer Parkbank, sicherlich nicht zufällig sind im Hintergrund Narzissen als Symbol der Hoffnung zu sehen. Überhaupt signalisiert die naturbetonte und frühlingshafte Kulisse den Willen und die Möglichkeit zum Aufbruch. Die Familie wird diese Krise überstehen, will die Prinzessin sagen – gleichwohl es im Moment noch schwer ist.
Aussagekräftig ist daneben, was und wer im Video fehlt: zum Beispiel William. An der Stelle schließt sich ein (trauriger) Kreis zum Aufruhr um das Foto zum Muttertag.
Schon im Rahmen des PR-Eklats drängte sich eine Frage auf: Warum übernimmt Kate die volle Verantwortung für die Fehler bei der Bildbearbeitung? Sie hat sich gerade einer Operation unterzogen, kann Stress offensichtlich umso weniger gebrauchen. Und sollte der Palast für diese Form der Öffentlichkeitsarbeit nicht ohnehin Fachleute in den eigenen Reihen haben? Schließlich dreht sich im Königshaus sehr vieles um Reputation.
Der "Daily Mail"-Autor Richard Eden wetterte daher schon damals durchaus nachvollziehbar: Das Königshaus hat Kate den "Wölfen zum Fraß" vorgeworfen. Nun ist klar: Kate hatte nicht einfach nur eine OP, bei ihr wurde auch Krebs festgestellt. Das Verhalten der Palast-Verantwortlichen erscheint im Nachhinein umso mehr als absolut skandalös.
Wenn Kate jetzt also allein auf einer Parkbank sitzt und sich wieder einmal erklären muss, ist das auf tragische Weise bezeichnend. Und ja, hier muss sich auch Ehemann William angesprochen fühlen. Würde er einfach nur neben ihr sitzen und beispielsweise ihre Hand halten, wäre das vermittelte Bild ein komplett anderes. Eines, das tatsächlich Zusammenhalt in dieser schwierigen Zeit ausdrücken würde.
Natürlich: Charles und sogar Harry und Meghan haben sich sofort mit Statements zu Kates Diagnose zu Wort gemeldet. Doch Worte sind bekanntlich geduldig.
Fraglos hat die Öffentlichkeit in den zurückliegenden Wochen überreagiert. Kate wird nicht das Recht zugestanden, sich in Frieden auszukurieren. Sie mag in vielerlei Hinsicht privilegiert sein, wird etwa von den besten Ärzten betreut, doch was sie definitiv nicht genug hat, ist Ruhe und Privatsphäre.
Aber es gibt eine andere Seite der Medaille: Durch eine bessere Kommunikationsstrategie (oder überhaupt irgendeine Strategie) hätte der Palast zumindest Schadensbegrenzung betreiben und Kate aus der Schusslinie nehmen können. Oder was soll man davon halten, dass das Königshaus ausgerechnet jetzt eine neue Stelle ausgeschrieben hat und eine Assistenz in der Kommunikationsabteilung sucht? Es ist nur noch absurd.
Und spätestens jetzt ist auch der Moment erreicht, in dem der Vergleich zwischen Kate und der 1997 unter tragischen Umständen verstorbenen Prinzessin Diana wie ein Elefant im Raum steht – ein Vergleich, den bislang eher Herzogin Meghan für sich beansprucht hat. Eine unheilvolle Tendenz ist immerhin zu erkennen:
Am Ende bleibt Kate nur eine schnelle und vollständige Genesung zu wünschen. Der Palast hingegen muss sich an die eigene Nase fassen und verdient es, hinterfragt zu werden. Ein System, das konsequent in Kauf nimmt, Frauen zu brechen, kann jedenfalls kein Gutes sein – auch dann nicht, wenn es sich "royal" nennt.