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Kim Kardashians "All's Fair": Warum die neue Disney+-Serie furchtbar ist

Glenn Close, from left, Sarah Paulson, Teyana Taylor, Kim Kardashian, Niecy Nash, and Naomi Watts arrive at the premiere of "All's Fair" on Thursday, Oct. 16, 2025, at DGA Theater Compl ...
Kim Kardashian mit ihren Co-Darstellerinnen von "All's Fair".Bild: Invision / Richard Shotwell
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Neue Disney+-Serie: Kim Kardashian ist nicht das Schlimmste an "All's Fair"

Was passiert, wenn man zehn Oscar-, 24 Golden-Globe- und 25 Emmy-Nominierungen in Form einiger der besten Schauspieler:innen Hollywoods in ein einziges Projekt gießt? Eigentlich kann da doch nichts schiefgehen, oder? Showmacher Ryan Murphy beweist mit "All's Fair" das Gegenteil.
05.11.2025, 14:5305.11.2025, 14:53

Ich bin wirklich kein Snob, wenn es um filmische Unterhaltung geht. Ich liebe sowohl Arthaus-Kino als auch Reality-TV. Mindestens genauso gerne rede ich mich über schlechte Serien in Rage. Deshalb, muss ich gestehen, habe ich mich an "All's Fair" gewagt.

Aber auch, weil ich tief in meinem Herzen doch einen Fleck für das Phänomen "Kim Kardashian" habe. Als eingeschweißter Fan amerikanischen Reality-TVs erlebe ich sie schon seit etwa zehn Jahren vor der Kamera. In ihrer ersten Schauspielrolle bei Ryan Murphys "American Horror Story" war ich tatsächlich positiv überrascht von ihrer überzeugenden Darstellung.

Aber mit ihrer Rolle als PR-Agentin Siobhan Corbyn spielte sie in der 12. Staffel namens "Delicate" ehrlicherweise eine Variante ihrer eigenen Mutter Kris Jenner, nur noch etwas beängstigender.

"All's Fair": Kim Kardashian schockt mit schlechter Schauspielerei

Entsprechend gemischt waren meine Erwartungen an Kardashians Schauspielleistung in "All's Fair". Aber so eine schlechte Performance erlebt man nicht mal in einschlägigen Soaps aus deutschen Großstädten. Der Horizont von Kardashians Schauspielkünsten reicht gerade mal vom "Bombastic Side Eye" zum herzhaften Lachen.

Teyana Taylor, from left, Sarah Paulson, Kim Kardashian, Niecy Nash, and Naomi Watts pose for photographers upon arrival at the premiere of the television series "All's Fair" on Wednesd ...
In diesem Foto steckt mehr Emotion als in Kim Kardashians Darstellung in "All's Fair".Bild: Invision / Scott A Garfitt

Die Macher:innen waren sich dessen sicherlich bewusst. So hat ihre Rolle in den bisherigen Folgen vergleichsweise wenig Sprechtext. Ihren einzigen "Ausbruch" zeigt sie in einer Szene mit tränenüberströmtem Gesicht, auf dem jedoch jegliche menschliche Regung fehlt.

Doch Kim Kardashians schauspielerische Unfähigkeit ist nicht das größte Problem von "All’s Fair". Was diese Show wirklich unerträglich macht, ist das wohl schlechteste Skript, das je aus Ryan Murphys Chaosfeder kam.

Und das will was heißen.

"All's Fair" ist All Vorhersehbar – als Karikatur von Kim Kardashian

Kim Kardashian verkündete im Laufe der intensiven Promotour der Show, eines Tages Vollzeitjuristin und nicht mehr DIE Kim K sein zu wollen. Dabei verkommt die Serie zu einer Karikatur Kardashians selbst. "All's Fair" ist mehr persönliche Manifestierung des Lebenstraums einer Milliardärin als packendes Justizdrama.

Dabei waren die Stärken von Serien wie "Scandal", "The Good Fight" oder auch "Suits" die unvorhersehbaren und schlichtweg schockierenden Plot Twists. Bei "All's Fair" hingegen ist jede einzelne Storyline absehbar. Kardashians eigene Reality-Show ist um Meilen besser gescriptet als diese Hollywood-Produktion.

Ganze 70 Millionen US-Dollar soll das Projekt verschluckt haben. Damit ist "All's Fair" teurer als die ersten Staffeln der Fantasy-Serie "Game of Thrones".

Ich kann es mir nicht anders erklären, als dass ein Großteil davon die Gagen der unzähligen renommierten Schauspieler:innen geschluckt hat. Denn davon gibt es so einige: Neben Kardashian spielen unter anderem die achtfach Oscar-nominierte Glenn Close, die neunfach Emmy-nominierte Niecy Nash-Betts und die fünffach Golden-Globe-nominierte Sarah Paulson mit.

70 Millionen hat auch Kim Kardashians Strandhaus im Luxus-Badeort Malibu in Kalifornien gekostet. Vielleicht wäre das Geld besser in ein zweites Haus investiert worden. Davon hätte dieser größtenteils übertalentierte Cast wahrscheinlich mehr gehabt.

"All's Fair" will emanzipieren, aber macht stattdessen alles falsch

Ich bin ganz ehrlich: Nachdem ich die ersten drei Folgen gesehen habe, fühle ich mich verarscht. Verkauft wurde mir eine andere Serie als das, was mir hier vorgelegt wurde.

Der Promo-Text verkündete: Kardashians Rolle würde in einem Team aus "knallharten Anwältinnen" handeln, die von Sarah Paulson, Niecy Nash-Betts und der Oscar-nominierten Naomi Watts gespielt werden. Als Familienrechtsanwältinnen würden sie "scharfsinnig, brillant und emotional verflochten" agieren. Das habe ich in keiner Minute der ersten Folgen gespürt, stattdessen wirkt es flach, schon fast hohl.

Aber das wohl fehlleitendste Versprechen ist das:

"In einer Welt, in der Geld regiert und Liebe ein Schlachtfeld ist, spielen diese Frauen das Spiel nicht nur, sie ändern die Regeln."

In keinem Moment der Serie ändern die Frauen die Regeln des Systems, das von tiefen patriarchalen Strukturen geprägt ist. Mit einem solchen Kampf könnten sich viele Menschen identifizieren, aber statt sich dagegen zu wehren, spielen sie regelkonform mit – nur eben in unfassbar teurer Designerkleidung.

Es wirkt für mich wie ein Versuch, das Erfolgsrezept "Sex And The City" zu kopieren, bei dem mal bessere, mal schlechtere Handlungen mit aufmerksamkeitserregenden Outfits überdeckt wurden. Doch ein entscheidender Erfolgsfaktor war, dass die unperfekten Charaktere "relatable" waren.

Das sind die Charaktere in "All's Fair" mitnichten, denn dafür wäre eine echte Tiefe erforderlich, die zwischen Darstellungen eines Glitz und Glam Lifestyles keinen Raum hat.

Dabei ist die Serie nicht nur schlecht geschrieben. Sie schafft es auch, gesellschaftliche Vorurteile zu reproduzieren. Der Ex von Kardashians Charakter betrügt sie mit einer trans* Frau, die gleichzeitig ehemalige Sexworkerin ist.

Nach dieser Offenbarung muss sich Kardashians Allura Grant erst mal auf sexuelle Erkrankungen testen lassen. Damit spinnt die Serie ein gefährliches Narrativ weiter, ausgerechnet in Zeiten, in denen sich LGBTQIA+-Personen ohnehin schon gegen heftigste Angriffe wehren müssen.

Null Prozent auf "Rotten Tomatoes" schaffen nur die wenigsten

Kritiker:innen verreißen daher mehr als verdient die neue Serie von Ryan Murphy, wie "Forbes" berichtete. Angie Han vom "Hollywood Reporter" schreibt demnach, "Kim Kardashians Darstellung, steif und ausdruckslos, ohne eine einzige echte Note, ist genau das, was das Drehbuch – ebenfalls steif und ausdruckslos, ohne eine einzige echte Note – verdient."

Auch Ben Dowell von "The Times" erklärt laut "Forbes" vernichtend:

"Die Serie hält sich für eine feministische Fabel über temperamentvolle Anwältinnen, die sich an grausamen reichen Männern rächen – ist in Wahrheit aber ein billiges und widerwärtiges Denkmal genau jener Gier, Eitelkeit und Habsucht, die sie angeblich anprangert."

Auf Rotten Tomatoes, einer Plattform, die gebündelt die Bewertungen von anerkannten Medien darstellt, erhält die Serie (Stand 5. November) eine Bewertung von null Prozent bei acht Rezensionen. Ein so schlechtes Ergebnis sollte den Macher:innen zu denken geben.

Kim Kardashians "All's Fair" lohnt sich nicht

Mein Fazit nach den bisher erschienenen Folgen von "All’s Fair": Ich habe zu viel erwartet – und wurde auf ganzer Linie enttäuscht. So uninspiriert und so leblos war schon lange keine Serie mehr. So etwas Schlechtes habe ich vielleicht sogar noch nie gesehen.

Kleiner Tipp: Wer wirklich gute Unterhaltung aus diesem Genre sucht, sollte lieber "Scandal" streamen. Oder – für etwas leichtere, aber um Längen smartere Kost – "Natürlich blond". Oder den deutschen Klassiker "Danni Lowinski".

Sehenswert ist "All’s Fair" allenfalls für bedingungslose Kardashian-Fans oder für Modebegeisterte, die sich an den Outfits der Protagonistinnen erfreuen wollen. Das sollte man aber besser ohne Ton tun.

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