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"Barbenheimer"-Hype nervt: Warum ich einen der beiden Filme boykottiere

Mit "Oppenheimer" und "Barbie" duellieren sich zwei sehr unterschiedliche Filme im Kino.
Mit "Oppenheimer" und "Barbie" duellieren sich zwei sehr unterschiedliche Filme im Kino.Bild: Universal pictures/Warner Bros.
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Der "Barbenheimer"-Hype nervt: Warum ich einen der beiden Filme boykottiere

25.07.2023, 08:0725.07.2023, 16:11
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Die Blockbuster der großen Studios haben es im Kino zunehmen schwerer. Der Hype um Comic-Verfilmungen ist beispielsweise spürbar abgeflacht, vermeintlich sichere Nummern wie "Mission: Impossible 7" und "Indiana Jones 5" tun sich diesen Sommer schwer.

Umso beachtlicher ist der Hype, der nun um "Oppenheimer" und "Barbie" entbrannt ist. Die Sommer-Blockbuster setzen, gerade in ihrem Zusammenspiel der Gegensätze, einen echten popkulturellen Akzent.

In diesem Video kannst du sehen, wie gut die beiden konkurrierenden Filme "Barbie" und "Oppenheimer" in den Kinos jeweils angelaufen sind:

So kursiert derzeit in sämtlichen sozialen Netzwerken die Wort-Kreation "Barbenheimer", in Anspielung auf die Kino-Dominanz der beiden Filme. Viele Fans schauen sich die Filme direkt hintereinander an. Doch ist dieses Grenz-Erlebnis wirklich zu empfehlen? Ich habe massive Zweifel.

"Barbenheimer": Schon jetzt Kult

Der eine Film dreht sich um die weltweit bekannteste Spielzeug-Puppe, der andere um die Entwicklung der Atombombe. Und dann starten beide Filme auch noch am selben Tag. Wenn dieses Großevent das Sommerloch nicht überbrückt, was dann? Maximal noch eine freilaufende Löwin ein Wildschwein am Rande Berlins. Ein quietschbuntes Feminismus-Märchen trifft auf den ultimativen Runterzieher.

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Wer sich auf das Kino-Abenteuer einlässt, braucht erst einmal aber vor allem eines: Sitzfleisch. "Barbie" hat eine Laufzeit von 116 Minuten (so weit, so gut), "Oppenheimer" schlägt mit satten drei Stunden zu Buche. Drei. Stunden. Rechnet man die obligatorische Kino-Werbung mit ein, veranschlagt das Double-Feature der etwas anderen Art insgesamt locker sechs Stunden.

Die Grenze zwischen cineastischer Erfüllung und Folter dürfte fließend verlaufen. Vor allem diejenigen, die sich der "Barbenheimer"-Prozedur an einem Werktag nach der Arbeit noch unterziehen, haben meinen vollen Respekt. An einem Wochenende wiederum wäre mir dafür schlicht meine Zeit zu schade.

This image released by Universal Pictures shows Cillian Murphy in a scene from "Oppenheimer." (Universal Pictures via AP)
"Oppenheimer" mit Cillian Murphy ist eine Herausforderung.Bild: Universal Pictures/Melinda Sue Gordon

"Oppenheimer": Wer braucht einen 3-Stunden-Film?

Ich möchte nicht despektierlich gegenüber Regisseur Christopher Nolan sein, aber ein Film, der so lange dauert wie eine Autofahrt durch halb Deutschland, muss das verdammt noch einmal rechtfertigen können.

Ich mag zwei oder drei Nolan-Filme, bei anderen bin ich immer wieder von bedeutungsschwangeren Dialogen genervt, die letztlich nirgendwo hinführen und mehr Inhalt suggerieren, als vorhanden ist. Die Reduktion aufs Nötigste ist nicht seine Stärke, überlange Prologe und Epiloge dafür sein Markenzeichen. Die XXL-Laufzeit führt bei "Oppenheimer" in meinem Fall zu einem radikalen Boykott. Ich habe keine Lust.

Grundsätzlich möchte ich Drei-Stunden-Filmen am liebsten die Daseinsberechtigung absprechen. Ein Regisseur, der etwas zu sagen hat, schafft das in den meisten Fällen in 90 oder maximal 120 Minuten. Und ja, rühmliche Ausnahmen wie "Lawrence von Arabien" bestätigen die Regel.

Die Schwierigkeit besteht darin, sich im Schneideraum von Material zu trennen, das nicht essenziell ist. Ja, bereits abgedrehte Szenen sind für Regisseur:innen manchmal wie eigene Babys, aber das sollte nicht das Problem des Publikums sein.

So gut wie jeder Blockbuster heutzutage knackt die Zwei-Stunden-Marke, sehr viele bewegen sich in Richtung der drei Stunden. Indie-Produktionen sind ebenfalls tendenziell aufgeblasener. Dieser Wahnsinn muss aufhören. Selbst unter passionierten Filmfans kenne ich nicht eine Person, die pauschal sagt: "180 Minuten, geil!" – denn ökonomisches Erzählen ist durchaus eine Kunst. Eine Kunst, die in Vergessenheit gerät.

Der traurige Tod des 90-Minüters

Ein großes Missverständnis scheint jedoch in der Filmbranche zu kursieren: Je länger ein Film dauert, desto epischer wird es. In der Realität lässt sich "episch" zumeist durch "langweilig" ersetzen. Insbesondere, wenn die Handlung einer wahren Begebenheit nachempfunden ist, lohnt es sich für mich oft mehr, ein Buch zum Thema in die Hand zu nehmen.

Zeitgenössische Filmschaffende können auch noch so oft betonen, dass ihre Werke nur im Kino ein immersives Erlebnis garantieren. Ich habe unumstößliche Klassiker wie "Das Fenster zum Hof", "Casablanca" und "Die zwölf Geschworenen" auch schon auf dem heimischen Fernseher gesehen und, oh Wunder, auch hier entfalten sie ihre Wirkung. Ganz wilde Theorie: Vielleicht, weil sie etwas zu sagen haben.

"Barbenheimer": Das ist die richtige Reihenfolge

Hätte Greta Gerwig ihren Barbie-Realfilm im Vergleich zu ihrem Kollegen nicht ein klein wenig im Zaum gehalten, wäre die "Barbenheimer"-Kombo freilich noch schwieriger und schmerzhafter.

Wer wirklich beide Filme am Stück sehen möchte, ist gut damit beraten, "Oppenheimer" vorzuziehen, denn: "Barbie" ist leicht konsumierbar, im Guten wie im Schlechten. Kopfschmerzen und Schwindelgefühle nach Christopher Nolans Dialog-Salven? Jetzt kann endlich relaxt werden.

Wenige Tage nach Kinostart führt "Barbie" das Rennen in Sachen Einnahmen übrigens deutlich an, was kaum überrascht, da der Film die Fans nicht quält. In den USA spielte die Warner-Produktion am Eröffnungswochenende 155 Millionen Dollar ein, "Oppenheimer" von Konkurrent Universal bringt es auf (natürlich immer noch sehr gute) 80,5 Millionen – wobei sich die Blockbuster dank des "Barbenheimer"-Phänomens gegenseitig beflügeln dürfen. Weltweit betrachtet steht "Barbie" bei 337 Millionen, "Oppenheimer" bei 175 Millionen Dollar.

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