
Wird Dieter Bohlen "DSDS" bis zum Untergang begleiten? Bild: IMAGO/Panama Pictures
Meinung
"Deutschland sucht den Superstar" und RTL sucht nach einem Sinn in der sterbenden Casting-Show. In der angeblichen neuen Jury zeigt sich minimale Kampfbereitschaft, aber vor allem Ratlosigkeit.
02.07.2025, 16:1402.07.2025, 16:14
Manche Meldungen zu TV-Sendungen haben was von Rufen aus dem Jenseits. Man wird erst durch irgendeine Verkündung daran erinnert, dass die Show überhaupt noch läuft.
Jedenfalls: Die neue "DSDS"-Jury steht offenbar fest. Laut der in dieser Materie stets gut informierten "Bild"-Zeitung müssen wohl bis auf Dieter Bohlen, der grillhähnchenfarbene Monolith der Show, alle Mitglieder der vorigen Staffel gehen.
RTL versucht es nochmal mit einer Jury-Runderneuerung der ältesten Casting-Show des Landes. Es ist die vielleicht müdeste und vergeblichste Runderneuerung in ihrer Geschichte.
Viel zweite Wahl: Die neue "DSDS"-Jury
Für die Schlagersängerin Beatrice Egli aus dem bibelkreisbraven Florian-Silbereisen-Club kommt die brachiale Party-Sängerin Isi Glück. Für den Skandal-Sänger Pietro Lombardi kommt der Skandal-Rapper Bushido, was nur auf den ersten Blick wie ein positionsgetreuer Wechsel wirkt.
Pietro Lombardi und Dieter Bohlen sind Buddys seit Lombardi 2011 gegen Sarah Engels gewann. Die Chemie zwischen Bohlen und seinem Schützling hatte immer was von Schwiegervater/ Schwiegersohn auf einem Junggesellenabschied. Viel Kumpelei, viel gegenseitige Bestätigung, viele kultige Kult-Sprüche.
Wenn es in den vergangenen Staffeln Auseinandersetzungen gab, dann zwischen Bohlen und den weiblichen Jury-Mitgliedern, etwa Katja Krasavice, die sich von dem "Pop-Titan" nichts gefallen ließ. Eine Staffel später war sie weg.
Bushido ist nun, man kann von ihm halten, was man will, ein anderes Kaliber als Pietro Lombardi, von dem sich RTL wohl schon nach Vorwürfen häuslicher Gewalt um dessen Lebensgefährtin trennte. Bestätigte wurde das nie.
Bushido ist eine logische Wahl. Der Rapper betreibt mit seiner Frau Anna-Maria Ferchichi eine eigene Reality-Soap bei RTL. Deren Star ist aber nicht der Rapper, sondern Anna-Maria Ferchichi. Wenn Bushido ins Gespräch kommt, dann nur im Rahmen irgendwelcher Sex-Geständnisse.
Bushido und "DSDS" sind mittlerweile klein genug füreinander, schrumpften quasi parallel. Bushido, der auch im Rap-Business quasi keine Rolle mehr spielt, will wieder wer sein, zur Not eben Juror bei einer bröckelnden Casting-Show. Sein Engagement verspricht Schlagzeilen und damit Aufmerksamkeit. Es ist eine billige Gleichung.
Das gilt auch für die Verpflichtung von Isi Glück, mit der RTL die große Party-Schlager-Bubble anzapft. Die aber wiederum nicht ganz so groß ist wie die traditionelle Schlager-Bubble, aber scheinbar war da niemand mehr zu bekommen. Für die deutlich bekanntere Party-Sängerin Mia Julia hatte es ebenfalls nicht gereicht, RTL verhandelte angeblich mit ihr.
Das Interesse an "DSDS" sinkt rapide
Warum sollte man sich "DSDS" auch noch antun? Wofür soll man sich von Dieter Bohlen über den Mund fahren lassen und erbarmungswürdige Amateur-Sängerinnen demütigen?
Ganz sicher nicht für das Versprechen von Reichweite und breiter Aufmerksamkeit, die einen semibekannten Menschen von jetzt auf gleich zum Promi macht. Denn diese Wirkung hat "DSDS" schon lange nicht mehr.
Während der letzten fünf Staffeln brachen die Quoten der Show um mehr als die Hälfte ein – von 3,56 Millionen in Staffel 17 auf 1,68 Millionen in Staffel 21. Und wir sprechen hier über ein im Vergleich mit Spitzenzeiten ohnehin geringes Gesamtniveau. Bis Staffel zehn sanken die durchschnittlichen Staffelquoten nie auf unter fünf Millionen.
RTL hätte sich lieber vorgestern von "DSDS" verabschiedet
2023 hätte RTL sein einstiges Show-Schlachtschiff fast beendet. Zuvor hatte man eine ganze Staffel ohne Bohlen durchgehalten, es mit einer seriösen Herangehensweise versucht. Man flog auf die Nase, aber wenigstens hatte RTL mal etwas versucht.
Der Sender holte Bohlen zurück, damals nur für die Abschiedsstaffel. Man wollte mit dem Jury-Urgestein in den Sonnenuntergang reiten. Doch der Sender ließ sich von einem zarten Quotenaufschwung blenden. Der Abschied wurde aufgehoben, der Absprung verpasst.
Und jetzt halt dieser lustlose Versuch einer Neujustierung. Man lehnt sich gegen den Wind, der einen in die Bedeutungslosigkeit weht, aber ohne die letzte Überzeugung. "DSDS" ist am Ende und eigentlich wissen das auch alle.
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