Der Gerichtsprozess vor dem Landgericht München I gegen Profi-Fußballer Jérôme Boateng geht in die nächste Runde. Seine Ex-Freundin, die Mutter seiner Zwillingstöchter, wirft dem heute 35-Jährigen vor, sie 2018 im gemeinsamen Karibikurlaub attackiert zu haben. Er habe sie angespuckt, an den Haaren gezogen, ins Gesicht geschlagen und ihr in den Kopf gebissen. Jérôme Boateng bestreitet die Vorwürfe.
Die Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich kam am Freitag näher auf die persönlichen Verhältnisse von Boateng zu sprechen. Thema war nicht nur der Verlauf seiner Profi-Karriere, sondern auch seine aktuellen Einnahmen.
Jérôme Boateng stand in seiner Laufbahn als Profi-Spieler schon für viele Vereine auf dem Platz. Allein zehn Jahre seiner Karriere verbrachte er bei dem deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Danach ging er für zwei Jahre zu Olympique Lyon. Es folgten sieben vereinslose Monate und vier Monate in Italien.
Mittlerweile spielt er im österreichischen Linz. Das Gericht will wissen, wie hoch sein monatliches Gehalt dort ist. "Ungefähr 30.000, zwei Jahre Vertrag", zitiert "Focus Online" Boateng.
Zudem besitze er Immobilien in Hamburg und Berlin. Dort habe er "aber noch keine Einnahmen, da der Bau schiefgegangen ist", sagt er. In Berlin habe er "etwa 25.000 Euro Mieteinnahmen im Jahr". Außerdem zahle er rund 1600 Euro Unterhalt. Schulden habe er keine.
Am Freitag wurde die Beweisaufnahme im Landgericht München I geschlossen. Mittags begannen die Plädoyers. Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage haben ihre Schlussworte gesprochen. Jérôme Boateng erklärte, es tue ihm leid. "Ich möchte mich vor allem bei meinen Kindern entschuldigen", sagte er.
Die Anklage fordert eine Strafe in Millionenhöhe. Die Staatsanwältin beantragte, eine Gesamtstrafe von 160 Tagessätzen zu verhängen. Die Höhe des Tagessatzes möchte sie auf 7000 Euro festlegen. Insgesamt wären das 1,12 Millionen Euro.
Richterin Susanne Hemmerich kündigte laut "Focus" schon vorher an, heute kein Urteil mehr sprechen zu wollen. Das Urteil soll es voraussichtlich in der kommenden Woche geben. Damit könnte das langwierige Verfahren zu einem Ende kommen.
Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein Gericht mit den Gewaltvorwürfen gegen Jérôme Boateng beschäftigt. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro – insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil wegen durchgehender Rechtsfehler.
(Mit Material von dpa)