Bei der Suche nach einer Nachfolge für Max Moor bei "ttt – titel, thesen, temperamente" geriet die ARD Ende 2024 in Bedrängnis. Eigentlich war die Wahl schon auf Thilo Mischke gefallen, doch nach der Verkündung wurde Kritik laut. Einen offenen Brief einer Reihe von Kulturschaffenden später war klar, dass der 43-Jährige den Job nicht bekommt.
Thilo Mischke selbst schwieg bislang zu dem ganzen Thema. Nun hat er ein langes Interview gegeben, in dem er unter anderem Kritik an der ARD übt.
Zum einen war im Dezember Thilo Mischkes Buch "In 80 Frauen um die Welt" in den Fokus geraten, das bereits 2010 erschien. Hier wird eine sexistische Wette beschrieben: einmal um die Welt reisen und mit möglichst vielen Frauen schlafen.
Der Knackpunkt: Der Ich-Erzähler heißt genauso wie der Autor, was dazu führte, dass die negativen Eigenschaften der Figur aus dem Roman (und davon gibt es so einige) mit Mischke in Verbindung gebracht wurden. Später räumte er ein, der Titel des Buchs sei "ein Fehler" gewesen, "das ist mir immer ganz wichtig".
Doch es ging nicht nur um das Buch. Annika Brockschmidt und Rebekka Endler stellten in ihrem Podcast "Feminist Shelf Control" mehrere Mischke-Zitate zusammen, die Zweifel daran aufkommen lassen, ob er ein TV-Format moderieren sollte. Darunter eine fragwürdige Geschichtslektion:
Jetzt legt Thilo Mischke bei der "Zeit" seine Sicht der Dinge dar. "Diese Debatte, ob ich eine Kultursendung moderieren darf, wurde ohne mich geführt. Das hat mir die Beine weggerissen", lautet sein Standpunkt.
Insbesondere bezieht er sich dabei auf "die Journalisten, die das alles verbreitet haben, ohne es infrage zu stellen". Er selbst sei von der Presse nicht ein einziges Mal angefragt worden, um sich zur Kontroverse zu äußern.
Darüber hinaus geht Mischke, der bereits für ProSieben ("Uncovered") arbeitete, die ARD an. Vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk fühlt er sich ungerecht behandelt:
Angeblich unterbreitete er den ARD-Verantwortlichen den Vorschlag, das Thema direkt bei "ttt" zu behandeln: "Ich hätte gerne an dieser Debatte teilgenommen, das wäre vielleicht ein toller Beitrag für meine erste Sendung gewesen. Genau das habe ich der ARD und den Redaktionen von 'ttt' vorgeschlagen; sich dem Ganzen selbstkritisch anzunehmen."
Der Autor stellt zudem noch einiges zu seinem Buch klar, das eben nicht als Dokumentation zu werten sei: "Natürlich sind meine Erfahrungen mit eingeflossen, aber genauso Erfahrungen von Freunden, Filmszenen. Es ist Literatur." Die beschriebenen Sexszenen hingegen seien "alle erfunden".