Die meisten der über eine Million Instagram-Follower von Bushido dürften sich am Montag gefragt haben: was verlinkt der denn da in seiner Story? Der ehemalige Gangster-Rap-König hatte auf ein 20-minütiges Video des Rappers Asche verwiesen.
Ohne den Kontext versteht man als unbeteiligter Zuschauer aber nur schwer, worum es da geht. Asche rappt viel über seine Herkunft, soviel wird schnell klar. Was aber steckt da genau dahinter? Und was hat Bushido, der am Mittwoch wieder gegen seinen ehemaligen Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker aussagen wird, damit zu tun? Wir klären die wichtigsten Fragen.
Angefangen hat die unübersichtliche Beef-Geschichte schon vergangenen Dienstag. Der Youtuber Mois, hauptsächlich bekannt durch Reaction-Videos, hatte ein längeres Video auf Youtube veröffentlicht. In diesem erklärte er, der Rapper Asche habe jahrelang eine falsche Identität als Tschetschene vorgetäuscht und sich mit angeblichen Kriegserlebnissen gebrüstet.
Tatsächlich hatte Asche, der beim Düsseldorfer Rapper Kollegah unter Vertrag steht, sein Image als Rapper stark auf seiner angeblich tschetschenischen Herkunft aufgebaut. In vielen Songs hatte er Bezug darauf sowie auf die kriegerische Geschichte des kleinen Landes genommen. Mois, der selbst Tschetschene ist, hatte unter anderem einen Pass in die Kamera gehalten, der von Asche stammen soll. In diesem stand als Geburtsort Gleiwitz in Polen.
Mois warf Asche also vor, seine Identität auf einer Lüge aufgebaut zu haben. Im Rap-Kontext, wo Authentizität als besonders wichtig gilt, ist das ein sehr schwerwiegender Vorwurf.
Einige Tage später, am vergangenen Sonntag, reagierte Asche darauf mit dem Song "HIStory". Darin äußerte er sich ausführlich zum Vorwurf der vorgetäuschten Identität. Um es vorwegzunehmen: Im Grunde gibt er zu, gelogen zu haben. "Ja, ich hab' bisschen geflunkert, doch mit der Fassade ist jetzt Schluss", lautet die letzte Zeile des Songs
Wozu dann aber der Song? Nun, Asche holt weit aus und erzählt eine Familiengeschichte, die die Vielschichtigkeit seiner Herkunft erklären soll. So soll seine Großmutter Tschetschenin gewesen sein, den Großvater hat sie angeblich in Stalins Gulag kennengelernt. Später seien die beiden nach Polen geflohen, wo sich dann Asches Eltern getroffen hätten. Ende der Achtziger Jahre sei die Familie dann schließlich nach Deutschland gekommen.
Er sei im Ruhrgebiet "zwischen Türken, Arabern, Deutschen, Russen und Inguschen, Afrikanern, Albanern" aufgewachsen und auf der Suche nach einer Identität bei den Tschetschenen gelandet:
Asche bestätigt also Mois' Vorwurf, gibt gleichzeitig aber einen Kontext, der sein Handeln nachvollziehbar machen soll. So weit, so gut. Doch was hat nun Bushido mit all dem zu tun?
Auf den ersten Blick gar nichts. Der Berliner hat zwar laut eigenen Aussagen vor Gericht in seiner Rap-Karriere auch des Öfteren gelogen. Eine tschetschenische oder sonstige Herkunft allerdings hat er sich nie angedichtet.
Allerdings ist Bushido dafür bekannt, sich in Rap-Beefs gerne mal auf öffentlichkeitswirksam auf eine Seite zu schlagen, auch wenn er selbst gar nicht involviert ist. Schließlich bringt das garantiert Aufmerksamkeit – wie unter anderem dieser Artikel beweist. Dass er sich in diesem Fall für Asche entschieden hat, dürfte vor allem daran liegen, dass er mit Mois eine Vorgeschichte hat.
Im Mai hatte Mois einen Rapsong namens "Sucht" veröffentlicht. Offenbar als Reaktion darauf hatte Bushido in seiner Insta-Story spöttisch geschrieben: "Der Moment, wenn sich Deutschrapper, äh ich meine YouTube-Rapper, anhören wie ertrinkende Katzen." Mois reagierte darauf, indem er Screenshots von Privatnachrichten zeigte, die er mit Bushido ausgetauscht hatte. Die beiden drohten sich darin wenig nette Dinge an, der Hintergrund war dabei nicht ganz klar.
Allerdings endete die Sache wie so viele Deutschrap-Beefs mit einer öffentlichen Versöhnung. In ihren jeweiligen Insta-Storys erklärten die beiden Streithähne, sie hätten telefoniert und sich ausgesprochen. "Viel Erfolg", wünschten sie sich dabei gegenseitig. Dass das womöglich nicht die ganze Wahrheit war, darauf deutet Bushidos Parteinahme im aktuellen Beef hin.
(om)