Unterhaltung
Stars

Ticketmaster: Neue Maßnahmen gegen Betrug – alle Kunden betroffen

Photo illustration in Poland. In this photo illustration a Ticketmaster logo seen displayed on a smartphone. Poland Copyright: xMateuszxSlodkowskix/xSOPAxImagesx 20240125SOPAMASL028
Ticketmaster steht bereits seit Jahren in der Kritik.Bild: IMAGO/SOPA Images / Mateusz Slodkowski
Stars

Alle Kunden betroffen: Ticketmaster will Betrug durch harte Maßnahmen stoppen

Der Weg über Ticketmaster ist für viele Fans von Musik, Comedy und Kultur immer wieder ein Ärgernis. Nun steigt wieder einmal der Druck auf den Anbieter. Der reagiert mit der Ankündigung drastischer Schritte.
21.10.2025, 13:3821.10.2025, 13:38

Ticketmaster zieht Konsequenzen aus wachsendem öffentlichen Druck und einer Klage der US-Wettbewerbsbehörde FTC. Die Konsequenzen betreffen potenziell alle mit einem Konto bei dem Anbieter.

Ticketmaster will künftig nur noch ein Nutzerkonto pro Person oder Organisation zulassen. Gleichzeitig wehrt sich das Unternehmen gegen den Vorwurf, aktiv zum Schwarzmarkt-Handel beigetragen zu haben.

Ticketmaster ergreift Konto-Maßnahmen für Nutzer

In einem Schreiben an die US-Senator:innen Marsha Blackburn (Republikanerin) und Ben Ray Luján (Demokrat), aus dem "Deadline" zitiert, betont Daniel M. Wall, Vizepräsident des Mutterkonzerns Live Nation, dass viele Probleme auf den Missbrauch durch professionelle Wiederverkäufer:innen zurückzuführen seien.

Diese hätten sich jahrelang mithilfe mehrerer Konten systematisch Vorteile verschafft. Der Schritt, jetzt auf ein Konto pro Person zu begrenzen, sei daher überfällig.

"Was als akzeptables Verhalten begann, ist durch digitale Ausnutzung eskaliert", schreibt Wall. Kunstschaffende und echte Fans würden dabei verlieren.

Die neue Maßnahme sei nicht ohne Risiko, räumt Wall ein. Man rechne mit Versuchen, die Regelung technisch zu umgehen. Ticketmaster wolle mit KI-gestützter Verifizierung und eindeutiger Steueridentifikation dagegenhalten. Heißt also: Wer künftig bereits erworbene Karten weiterverkaufen möchte, muss eine eindeutige Steueridentifikationsnummer bereithalten.

Mehrfache Konten sollen schrittweise gelöscht, übermäßige Ticketangebote limitiert werden.

Die Federal Trade Commission hatte Ticketmaster und die Konzernmutter Live Nation im September verklagt. Der Vorwurf: Das Unternehmen habe mit Scalpern kooperiert. Diese sollen mithilfe mehrerer Konten und technischer Tricks massenhaft Tickets aufgekauft haben, um sie später zu stark überhöhten Preisen weiterzuverkaufen. Von den höheren Wiederverkaufsgebühren wiederum hätte Ticketmaster in diesem Szenario profitiert.

Live Nation weist Vorwürfe zurück

In seinem Antwortschreiben widerspricht Wall dieser Darstellung deutlich. Man halte sich an das Gesetz zum Schutz des Online-Ticketverkaufs. Kein einziges Ticket würde heimlich an Wiederverkäufer:innen weitergegeben, stellt er klar.

Die Software Tradedesk, die lange als Werkzeug für Ticket-Broker galt, solle trotzdem vom Markt genommen werden. Als offizielle Begründung hierfür wird kurioserweise aber nicht etwa die illegale Nutzung, sondern der bereits eingetretene "Reputationsschaden" angeführt.

Laut Wall stammen lediglich drei Prozent der Live-Nation-Umsätze aus dem Zweitmarkt, der Anteil an Wiederverkaufsgebühren sei sogar noch geringer. Zudem liege Ticketmasters Marktanteil im Wiederverkauf unter 20 Prozent. Der Großteil der Umsätze entstehe also anderswo.

Kritik an Ticketmaster ist vielfältig

Zuverlässig nachprüfen lässt sich das jedoch gerade von Laien nicht und es ist auch nicht das erste Mal, dass Vorwürfe der Profitgier gegen Ticketmaster laut werden.

Im Zentrum der Kritik steht immer wieder auch das sogenannte Dynamic Pricing – ein Modell, bei dem sich der Preis eines Produkts in Echtzeit verändert, je nach Nachfrage, Angebot, Zeitpunkt, Beliebtheit oder sogar Kundendaten.

Im Konzert- und Eventbereich bedeutet das: Die Ticketpreise steigen (oder seltener: fallen), je nachdem, wie viele Menschen ein Konzert sehen wollen, wie schnell die Tickets verkauft werden, wo der Sitzplatz liegt oder wie weit das Event in der Zukunft liegt.

Das wohl größte Problem dabei ist, dass sich Ticketmaster nah an einer Monopolstellung bewegt, Konzertfans in vielen Fällen also keine Alternative haben. Laut einer Kartellklage des US-Justizministeriums aus dem Jahr 2022 werden rund 70 Prozent der Tickets für große Konzertveranstaltungen in den USA über diesen Anbieter abgesetzt.

Immer mehr Acts nehmen daher weltweit Abstand von Ticketmaster und organisieren die Verkäufe ihrer Konzertkarten über eigene Webseiten mit eigenen Regeln, die mehr Fairness garantieren sollen. Beispiele dafür sind Radiohead, Die Toten Hosen oder Die Ärzte.

Heute in der ARD: Der neue "Polizeiruf 110" ist erschreckend aktuell
Anspielungen auf reale Fälle gibt es in TV-Krimis immer wieder. Der neue "Polizeiruf 110" ist darüber hinaus nah dran am Puls der Zeit. Erst diesen Oktober bestimmte der reale Fall die Schlagzeilen.
Montagabend ist Krimi-Zeit im Ersten. Der "Tatort" pausiert jedoch am 19. Oktober, stattdessen steht mal wieder ein neuer "Polizeiruf 110" auf dem Sendeplan.
Zur Story