Ja, "You" ist vorbei, endgültig. Die Serienkiller-Serie mit Penn Badgley in der Hauptrolle des Joe Goldberg kam bei Netflix auf fünf Staffeln. Der Thriller taucht tief in die Psyche des fiktiven Serienmörders ein, konzentriert sich dabei vor allem auf Kindheitstraumata.
Die Serienkiller-Analyse in "You" ist eher küchenpsychologisch, simpel. Und das ist auch gar nicht schlimm. Die Stärken der Serie liegen nicht im Realismus, sondern in einer wendungsreichen, unterhaltsamen Handlung.
Deshalb bietet Netflix' "Mindhunter" die perfekte Ergänzung nach dem "You"-Finale.
Darum geht es: "Mindhunter" entführt in die Anfänge der FBI-Profiler-Arbeit in den späten 1970ern. David Fincher ("Zodiac", "Sieben") fungierte als Showrunner. Jonathan Groff, Holt McCallany und Anna Torv spielten die Hauptrollen.
Zwei FBI-Agenten und eine Psychologin entwickeln revolutionäre Ermittlungsmethoden, indem sie Serienmörder interviewen, um deren Denkweise zu verstehen. Ihre Erkenntnisse sollen helfen, zukünftige Täter:innen schneller zu identifizieren – doch die Begegnungen mit den gefährlichsten Köpfen Amerikas hinterlassen Spuren.
"Mindhunter" zählt zu den zehn besten Serien der bisherigen Netflix-Geschichte, woran Serienkiller-Enthusiast und Atmosphären-Genie David Fincher einen großen Anteil trägt.
Statt auf Effekthascherei zu setzen (sorry, "You"), entwickelt die Serie Spannung durch intensive Dialoge und psychologische Nuancen. Fincher legte zudem besonderen Wert auf historische Genauigkeit – von den Dialogen bis zur Ausstattung. Kritiken loben vor allem die herausragenden Schauspielleistungen und die präzise Inszenierung.
Besonders faszinierend: Edmund-Kemper-Darsteller Cameron Britton folgte in seiner Mimik und Gestik oft exakt realen Interviews des Serienmörders – so entstanden einige der ikonischsten Sequenzen der Serie.
Auf "Rotten Tomatoes" erreicht "Mindhunter" eine beeindruckende Wertung von 97 Prozent bei den Kritiker:innen und 95 Prozent beim Publikum. Bei "Metacritic" steht die Serie bei starken 80 von 100 Punkten.
"Mindhunter" basiert auf dem Sachbuch "Mindhunter: Inside the FBI's Elite Serial Crime Unit" von John E. Douglas und Mark Olshaker. John E. Douglas war einer der ersten FBI-Profiler und führte tatsächlich Interviews mit Serienmördern wie Edmund Kemper, Jerry Brudos und Richard Speck – Figuren, die in der Serie eindrucksvoll dargestellt werden.
Die in der Serie dargestellte Behavioral Science Unit existiert wirklich. Gegründet in den 1970er Jahren, revolutionierte sie das Verständnis von Serienmörder:innen und beeinflusste die Strafverfolgung nachhaltig. Viele der Gesprächsprotokolle und Taktiken, die in "Mindhunter" gezeigt werden, entsprechen laut Douglas' Aussagen weitgehend der Realität.
Leider endete "Mindhunter" viel zu früh. Auch, weil die Serie nie das ganz große Publikum erreichte, "Mindhunter" bleibt in Deutschland bis heute ein Geheimtipp. Der Ansatz von David Fincher war womöglich zu nerdig.
Die Serie ist wohl beendet, der Meisterregisseur musste bereits um die zweite Staffel ringen. Die insgesamt 19 brillanten Folgen könnt ihr bei Netflix aber jederzeit streamen.