Mit "Avatar: The Last Airbender" wagt sich Netflix an die nächste heilige Kuh der Popkultur, seit Donnerstag sind alle acht Folgen der ersten Staffel beim Streamingdienst abrufbar. Über 15 Millionen US-Dollar pro Episode soll Netflix ausgegeben haben und damit insgesamt mindestens 120 Millionen US-Dollar.
Die Realverfilmung der extrem beliebten Animeserie aus dem Jahr 2005 folgt auf Produktionen wie "One Piece" und "Cowboy Bebop". Die Anime-Verfilmung "One Piece" kam letztes Jahr sehr gut an. Die Live-Action-Verfilmung des Anime-Klassikers "Cowboy Bebop" scheiterte 2021 hingegen auf ganzer Linie.
Die vom japanischen Anime-Stil angehauchte Fantasy-Serie "Avatar" landet nun irgendwo dazwischen. Die Netflix-Produktion erntet einige sehr negative Kritiken und nur wenige zufriedenstellende. Wie gut ist "Avatar: The Last Airbender"?
In der Welt von "Avatar – Der Herr der Elemente" existieren vier Nationen, die jeweils eines der vier Elemente repräsentieren: Wasser, Erde, Feuer und Luft. Diese lebten lange in Harmonie – beschützt durch den Avatar, eine Gestalt, die alle vier Elemente beherrschen kann und den Frieden sichert.
Doch die Feuernation stürzte die Welt in ein Jahrhundert des Krieges, vernichtete die Luftnomaden und isolierte die anderen Nationen. Der letzte Hoffnungsträger ist der neue Avatar: Aang, ein 12-jähriger Junge, der den Konflikt beenden soll.
Fans der Zeichentrick-Serie kennen diese Geschichte. Einer der größeren Kritikpunkte ist nun, dass die Netflix-Version der altbekannten Story nicht viel Neues hinzufügt.
So schreibt "Daily Beast": "Die Autoren dieser Adaption sind weitaus mehr damit beschäftigt, den bestehenden Fans zu schmeicheln." Einen eigenen Weg, die Tragweite der Geschichte zu vermitteln, finden sie demnach nicht.
Auch der "Hollywood Reporter" gibt ein gnadenloses Urteil ab: "Die grundlegendsten Probleme von Avatar liegen im klobigen Drehbuch und den ebenso ungeschickten Darstellern." Kritik an der Schauspielleistung in der Serie kommt häufiger auf. Das ist eher ungewöhnlich, denn die Produktion wird größtenteils von jungen Schauspieler:innen getragen und deren Leistung beurteilen Kritiker:innen meist großzügiger.
"Kitschig" nennt "Variety" die Leistung des Casts. "Die Darbietungen der meisten Darsteller [...] halten dem Gewicht der Erzählung nicht stand."
"Entertainment Weekly" sieht immerhin "Potenzial" in Staffel eins der Serie. "Abgesehen von der tristen Optik" komme "Nervenkitzel auf, wenn man die Charaktere dabei beobachtet, wie sie Feuerbälle schleudern, Wände aus festem Gestein aufrichten oder Meereswellen zu stacheligen Eissplittern gefrieren lassen".
Auch das "Paste Magazin" gibt ein Fazit ab, das optimistisch stimmt: "Es ist leicht, kleine Sticheleien im Vergleich zur Zeichentrickserie anzubringen. Doch trotz seiner Unzulänglichkeiten gelingt es dem Film, die solide Grundlage dieser Geschichte zu bewahren und die persönliche Reise, die in diesem grandiosen, die Welt bedrohenden Abenteuer steckt, zum Ausdruck zu bringen."
Überhaupt weisen viele Kritiken, wenn sie auch grundsätzlich negativ ausfallen, auf das Potenzial der Serie hin. In einer möglichen zweiten Staffel, sofern Netflix sie absegnet, kann "Avatar" einige der Fehler womöglich korrigieren.