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"ZDF Magazin Royale": Böhmermann warnt, seine Sendung sei "strafbar"

Jan Böhmermann im Studio.
Jan Böhmermann nahm sich in dieser Folge deutsche Reedereien vor. Bild: ZDF / Jens Koch
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"ZDF Magazin Royale": Böhmermann warnt, seine Sendung sei "strafbar"

27.05.2023, 08:55
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Zuerst gibt es einige launige Bemerkungen in Anspielung auf die Hausdurchsuchungen bei Aktivisten der Letzten Generation. Dann begrüßt Jan Böhmermann sein Publikum beim "ZDF Magazin Royal" damit, dass seine Sendung von der Generalstaatsanwaltschaft München als kriminelle Vereinigung eingestuft worden sei. Das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld sei sein "eigenes linksradikales Orchester, von Ihnen aus gesehen rechtsradikal". "Wahrscheinlich ist es strafbar, diese Sendung zu sehen", warnt Böhmermann ironisch. "Es drohen mehrere Jahre Festungshaft in Landsberg am Lech."

Als Polizistensohn sei er "Fan aller Sicherheitsbehörden", betont der Moderator und greift dann den Fall der Polizei-Dozentin Bahar Aslan auf, die von der Polizeischule Gelsenkirchen entlassen worden ist, weil sie über "den braunen Dreck" in der Polizei getweetet hat. Ironisch regt Böhmermann an, bei diesem Namen solle man mal überprüfen, ob sie Dozentin sei "oder kriminelle Vereinigung".

Aber eigentlich geht es in dieser Sendung um das Geschäft des Warentransports auf dem Wasser. Denn die deutschen Reeder genießen einige äußerst luxuriöse Sonderregelungen, die der Allgemeinheit nicht bekannt sind.

Böhmermann und der Seehund

Dem in Bremen geboren Böhmermann, "von einem Seehund groß gezogen", sei es eine Herzensangelegenheit wegen seiner Wasserorientierung darüber aufzuklären. "Schuhe binden, das habe ich mit dem Palstek gelernt, ich weiß bis heute noch nicht, wie backbord und steuerbord bei euch an Land heißen."

Und so lernen wir: 90 Prozent aller Dinge, die wir benutzen seien mit dem Schifftransportiert worden. Die Containerschifffahrt sei "die Rückgräte" der deutschen Wirtschaft. Mit 12,5 Prozent Anteil sei Deutschland "Containerschifffahrtkapazitätenvizeweltmeister.“

Doch gerade mal 16 Prozent aller deutschen Handelsschiffe fahren unter deutscher Flagge. Denn wenn ein Schiff nicht unter deutscher Flagge fährt, gelten an Bord auch keine deutschen Arbeitsschutzstandards und man muss für die Crew keine Sozialversicherung bezahlen. Der Hashtag der Woche lautet also #DeutscheFlagge.

Keine Lohnsteuer für Reedereien

Die Container-Reederei Hapag Lloyd fährt laut Böhmermann jedes Jahr Millionengewinne ein und darf 100 Prozent der Lohnsteuer für sich behalten. "Als Beifang".

Reederein zahlen in Deutschland generell keine Steuern auf den Gewinn, sondern nur 1,15 Prozent Tonnagesteuer, die sich nur nach der Menge der Ladung, nicht nach deren Wert richtet.

Hapag-Lloyd hat einen Vorsteuergewinn von 17,5 Milliarden – das sei mehr als Telekom, RWE und BASF zusammen erwirtschaftet. Steuern gezahlt hat Hapag-Lloyd nur 200,6 Millionen – wäre die Reederei eine Spedition an Land, wären mindestens 15 Prozent fällig, also 2,5 Milliarden. "Es ist ein obszön niedriger Steuersatz", findet Böhmermann.

Liberia und Antigua und Barbuda

Plan der äußerst Reeder-freundlichen Regelungen war, mehr Schiffe unter deutscher Flagge fahren zu sehen. Aber von 1686 Schiffen fahren heute nur 270 unter deutscher Flagge – gerade einmal 16 Prozent. Für 84 Prozent der "deutschen" Schiffe gelten also nur noch die Vorgaben aus Antigua und Barbuda oder Liberia.

Beide Staaten haben Niederlassungen privater Firmen in Deutschland als Stellvertreter für die Länder, die als Ansprechpartner für Reeder dienen, die ihre Schiffe in ihre Länder umflaggen wollen.

Böhmermann hingegen hat diesmal einen Shanty-Chor wie Ina Müller und bekommt ein Ständchen:

"Lustig, lustig, was haben wir gelacht, denn wir sind bei Böhmis Nacht."
Shanty-Chor

Der Moderator hingegen findet die Situation "so lustig wie Skorbut".

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"Seit 40 Jahren flaggen sie Schiffe aus, Steuergeschenke nehmen sie trotzdem mit“, rantet Böhmermann gegen die Reeder und ruft die Nachricht in Erinnerung, dass ein deutsches Schiff in Australien wegen der Zustände nicht auslaufen durfte: Es hatte zu wenig zu Essen an Bord und die Crew keine freien Tage.

"Was können bitte deutsche Reeder dafür, dass die tun, was sie dürfen. Deutsche Seefahrt heißt Eigenverantwortung", ätzt Böhmermann und der Shanty-Chor singt "Winke, winke, schwupps schon ist das Konto voll, eine Seefahrt die ist toll."

Aber vom leidenschaftlichen Nestbeschmutzer Böhmermann bekommt natürlich auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen noch ein bisschen Dreck ab: Die MS Albatros war drei Staffeln lang Schauplatz von "Verrückt nach Meer". Böhmermann spielt triefende Abschiedsvideos vom Schiff ein, das "nun neue Aufgaben" bekomme.

Und dann enthüllt er, dass die Reederei das Schiff über Zwischenfirmen schlicht nach Indien verkauft hat, wo es unter gesundheitsschädlichen und gefährlichen Bedingungen von indischen Arbeitern abgewrackt wird.

Die Schiffe sind mit Asbest und Quecksilber verseucht, die Arbeiter ungeschützt. Die Reeder kassieren pro Schiff mehrere Millionen Euro für den Stahl. Jetzt gibt es erstmals Razzien der deutschen Staatsanwaltschaften, um diese Praxis aufzudecken.

Ein Rettungsring für 250 Euro plus Porto

Gleichermaßen als Beweis für das unrühmliche Ende des ZDF-Dampfers Albatros wie auch als Zeichen hat Böhmermann einen Rettungsring von den Abwrackern im Internet bestellt – nur 250 Euro plus Porto aus Indien. "Ich lieb das so." Ein trauriges Internet-Souvenir.

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