Nur einer kann "Germany's next Topmodel" werden. Am Donnerstag findet bereits das große Staffelfinale statt, bei dem erstmals neben einer weiblichen Gewinnerin zusätzlich ein männliches Model den umkämpften Titel erhält. Den Einzug ins Finale mussten sich die verbliebenen Models hart erkämpfen, denn Heidi Klum testete im Halbfinale, ob sie bei solch hohen Zielen auch schwindelfrei sind.
Obwohl Heidi bekannt für ihre extremen Shooting-Situationen ist, gab sie selbst zu: "Für mich wäre das gar nichts!" Trotzdem fragte sie beim Eintreffen der Models auf einem Flugplatz schadenfroh, wer Höhenangst habe. Denn die Models sollten seitlich auf der Kufe eines Helikopters stehen. Fotograf Vijat Mohindra hing dafür ebenfalls seitlich am Helikopter und versuchte, den Spaß am Fliegen aufzunehmen.
Jermaine kämpfte gegen seine Höhenangst und hatte bereits Probleme, sich auf die Kufe zu stellen, als der Helikopter noch am Boden war. "Innerlich war ich echt schon so: Jermaine, was macht du hier eigentlich", erzählte er im Interview. Jetzt zeigte sich, wie sehr er ins Finale will. Als der Stunt-Koordinator ihm erklärte, was er im Notfall zu tun habe, bekam Jermaine Panik.
Doch als es los ging, war Jermaine wie ausgewechselt. Er konzentrierte sich komplett auf die Kamera, lehnte sich weit zurück und ließ sogar mit beiden Armen das Fenster des Helikopters los, sodass ihn nur noch die Sicherungsseile hielten. Die anderen Models jubelten ihm bewundernd von unten zu. "Ich glaube, das war das Krasseste, was ich jemals in meinem Leben gemacht habe", freute er sich am Ende.
Auch Xenia hatte ein wenig Höhenangst. "Ich will es eigentlich nicht machen", sagte sie und lachte nervös. Vijat motivierte sie, alles zu geben. Auch bei ihr war die Angst in der Luft dann weg. Sie ging laut Heidi unter den Frauen an diesem Tag als Beste vom Platz, dicht gefolgt von Lea. Vor allem bei Grace und Fabienne kam es nun auf den anstehenden Walk an.
Frieder war dagegen in den Metallic-Overalls nicht nur in Bezug auf Fashion in seinem Element, sondern hatte den Helikopter-Flug auf seiner Buchet-Liste. "Ich fühle mich wie ein Action-Kämpfer", sagte er begeistert vor seinem Flug. Entspannt und ernst bewegte sich Frieder vor der Kamera und lehnte sich sogar fast 90 Grad nach hinten. Doch Heidi war nicht beeindruckt. "Spaß will ich sehen, nicht so cool", schrie sie ihm zu. Auch der Fotograf gab zu: Es hätte besser sein können.
Nach dem Shooting stand bereits fest, dass sich einige Models beim zusätzlichen Walk besonders beweisen müssen. Gelegenheit dazu bekamen sie durch die extravaganten Looks des Schweizer Designers Yannik Zamboni. Er kreierte eine neue Kollektion speziell für das Halbfinale, die eine Kombination aus Mode und Kunst war. Entsprechend außergewöhnlich wünschte er sich den Walk.
Jermaine wurde zu Chair-Maine, denn er trug neben einer Perücke, die an einen Wischmopp erinnerte, einen Stuhl, der vor seinen Intimbereich geschnallt wurde. Ansonsten blieb vieles an ihm unverdeckt. "Wie soll ich mit diesem Stuhl laufen?", überlegte er laut. Die Rückenlehne pendelte steif gegen seine Brust, während die Beine des Stuhls ihn beim Laufen störten.
Auf dem Laufsteg nutzte er die ungewöhnliche aber Kleidung für sich. Elsa Hosk, Gastjurorin und schwedisches Model, bewertete dieses Mal mit. "Er versteht das, was der Designer von einem möchte", sagte Heidi zu ihr.
Auch das Outfit von Grace gab viel Preis. Sie trug lediglich zwei Leinwände, die als Ober- und Unterteil an ihrem Körper befestigt waren. Zwar hob Elsa nach der Präsentation auf dem Laufsteg das Selbstbewusstsein von Grace hervor, doch für Heidi war sie wie auch beim Fotoshooting fast gleichauf mit Fabienne. Am Ende musste Grace die Show verlassen.
Auf die Männer warteten zusätzliche Überraschungen für ihre Looks. Denn alle sollten diesmal in hohen Schuhen auf den Laufsteg. Linus probierte die Absatzstiefel vorab an, um ein Gefühl dafür zu bekommen. "Das sieht immer so einfach aus, aber das ist schon ein neues Gefühl", stellte er fest. Zusätzlich zu den hohen Schuhen bekamen die Männer lange künstliche Wimpern sowie Haarverlängerungen.
Vor allem die Zwillinge Julian und Luka hatten damit Probleme. "Die Wimpern sehen halt abartig feminin aus und das ist gar nicht mein Look", sagte Luka. Das Styling sei eine der größten Herausforderungen für ihn und seinen Bruder. "Also alles, was wir bisher gemacht haben, ist nichts im Vergleich", sagte er mit ernstem Gesicht. Schon in der Vergangenheit änderte sich das Selbstbewusstsein der Zwillinge drastisch, sobald sie mit ihren Looks nicht zufrieden waren.
"Es kratzt schon ein bisschen an mir, wenn ich mir vorstellen würde, ich hätte etwas ultra Feminines an und ich sehe im Endeffekt aus wie eine Frau. Ganz einfach aus dem Grund, weil ich keine Frau bin", erklärte Julian. Damit wolle er niemanden diskriminieren, es gehe nur um sein persönliches Gefühl.
Linus, der abseits der Sets ebenfalls keinen femininen Look hat, schätzt die Ablehnung von Julian und Luka gegen das Styling als eine Verletzung ihres sonst sehr maskulinen Auftretens ein. Er selbst fand die Wimpern zwar anfangs gewöhnungsbedürftig, "aber ich finde es irgendwie cool", sagte er lachend. Zu seinem Look gehörten neben dem auffälligen Make-up und hohen Schuhen ein Anzug aus weißen Schlaufen und langen blonde Haaren. "Dass er sich jetzt so bewegt, das ist ganz neu, dass er so etwas kann“, bemerkte Heidi beeindruckt.
Während Linus die Gelegenheit nutzte, um eine neue Seite an sich zu zeigen, diskutierte Julian mit dem Designer über die hohen Schuhe. Durch einen früheren Motorradunfall hat er Schwierigkeiten mit seinem Fußgelenk und Angst, sich durch die Absätze erneut zu verletzen. Yannik bat ihn, wenigstens zu versuchen, in den Stiefeln zu laufen, doch Julian entschied sich als einziges Model für flache Schuhe.
Zu Beginn des Walks von Julian und Luka klärte der Designer Heidi und Elsa über die Beschwerden auf. "Ich hatte wirklich das Gefühl, es liegt an den High Heels und nicht an seinem Knöchel", sagte er. Tatsächlich begeisterten die Brüder mit ihrer Performance schließlich so sehr, dass die flachen Schuhe zur Nebensache wurden. Sie erkämpften sich damit einen Platz im Finale. Frieder dagegen bekam kein Foto von Heidi. Damit reihen er und Grace sich nach Kadidja in die Reihe der Favoriten ein, deren Rauswürfe viele nicht nachvollziehen konnten.