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"Lanz"-Gast von FDP-Politikerin Strack-Zimmermann angegangen

Marie-Agnes Strack-Zimmermann stellt sich als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses auf die Seite der Ukraine.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann stellt sich als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses auf die Seite der Ukraine.Bild: zdf screenshot
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Strack-Zimmermann auf Konfrontationskurs bei "Lanz": "Von was reden wir eigentlich?"

03.06.2022, 09:48
Bleranda Shabani
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Über den Kriegsverlauf in der Ukraine und die Lage in Afghanistan diskutiert Markus Lanz heute mit vier Gästen aus Politik und Journalismus. Dabei bietet insbesondere die Haltung von Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot viel Angriffsfläche für die anderen Gäste. Im Studio anwesend:

  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Politikerin und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses
  • Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin und Professorin für Europapolitik Universität Bonn
  • Frederik Pleitgen, Journalist und "CNN"-Reporter
  • Natalie Amiri, Freie Journalistin und Nahost-Expertin

Neutralität, Verhandlungen und Waffenstillstand

Schnell wird in dieser "Lanz"-Sendung die Atmosphäre angeheizt. Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot spricht sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus und zweifelt die Diplomatie des Westens an. Dabei stützt sie sich auf russische Narrative, welche implizieren, dass die Ukrainer kapitulieren müssten, um den Krieg zu beenden. Ihre Sitznachbarin, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, reagiert entsetzt auf die Inhalte von Guérot und begibt sich in Streitposition:

"Von was reden wir eigentlich? Da werden Leute abgeschlachtet!"

Sie ist der Meinung, Guérot würde die tödlichen Maßnahmen der Russen rechtfertigen wollen. Dem will sich die Politikwissenschaftlerin entgegenstellen, hat aber keine Möglichkeit sich zu erklären, da fast alle Anwesenden in Angriffslaune sind. Der "CNN"-Reporter Frederik Pleitgen unterbricht Guérot und widerspricht ihr in ihrer pazifistischen Position. Die Amerikaner hätten sich vor Kriegsbeginn intensiv mit Putin auseinandergesetzt und präventiv versucht, den Kriegsbeginn zu verhindern. Die Ukraine sei jederzeit bereit zu verhandeln, so Pleitgen. Die Politikwissenschaftlerin ist einer anderen Ansicht und fordert Verhandlungsversuche in höherem Maße.

Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot strebt eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg an.
Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot strebt eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg an.Bild: zdf screenshot

Moderator Lanz stimmt sich in die Steitrunde ein und kritisiert Guérot, da sie den Krieg in der Ukraine als "Bürgerkrieg" bezeichnet hatte. Der Journalist Pleitgen macht darauf aufmerksam, dass es sich um einen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine handele. Man müsse es auch so benennen.

Verhandlungslösungen

Guérot fordert die Neutralität des Westens im Ukraine-Krieg: Der Westen solle mit den Waffenlieferungen aufhören, man brauche sofort einen Waffenstillstand. Sie ist der festen Überzeugung, dies sei der einzige Weg, den Krieg zu beenden. Militärisch würde das nicht passieren. "Ich bin die einzige im Studio, die gesagt hat: Ich will sofort einen Waffenstillstand", so Ulrike Guérot.

Äußerst empört betrachtet Markus Lanz diese abgehobene Aussage: "Entschuldigung, also bitte, nein nein, es gibt niemanden in diesem Studio, es gibt niemanden draußen vorm Fernseher, der das nicht möchte." Auch Strack-Zimmermann schließt sich der Empörung an. Die Ukrainer würden selber entscheiden, wie der Krieg beendet wird, so die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses.

"Die Ukraine wird selber entscheiden, was ist. Und eins ist klar: Wenn wir diese werte-basierte Ordnung, in der wir leben, jetzt aufgeben,dann kann ich nur sagen: Gnade uns Gott. Dieser ist ein Krieg, wo es darum geht: Wird Demokratie und Freiheit gewinnen oder die Diktatoren und diese Putins der Welt."
Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Der Blick auf Afghanistan

100 Tage dauert der Krieg bereits in der Ukraine an. Lanz möchte wissen, was ein langer und permanenter Krieg mit einer ganzen Bevölkerung macht und bezieht sich somit auf Afghanistan. Die anwesende Nahost-Expertin Natalie Amiri hat ein Buch über die aktuelle Lage in Afghanistan geschrieben und berichtet von ihren Erfahrungen vor Ort. Über 70 Prozent aller Afghanen, mit denen sie gesprochen hat, seien von diesem anhaltenden Krieg traumatisiert.

Sie habe auch mit der Taliban gesprochen, welche sich klar als Befreiungskrieger betrachten würden. Es sei kein Geheimnis, wie schwer es die Frauen in Afghanistan haben. Diese Frauen seien besonders enttäuscht vom Westen. Man habe sie auf der Hälfte des Weges im Stich gelassen, so Amiri.

Autorin Natalie Amiri berichtet von ihren Eindrücken aus Afghanistan.
Autorin Natalie Amiri berichtet von ihren Eindrücken aus Afghanistan.Bild: zdf screenshot

Die Frau solle eliminiert werden, denn der Taliban würde sich von der Frau als "Reizfigur" bedroht fühlen. Amiri dokumentiert auch den Einfluss Pakistans: "Ohne Pakistan würde es den Taliban nicht geben." IS-Truppen würden von Pakistan nach Afghanistan geschleust werden. Sie nennt Afghanistan ein "komplettes politisches Versagen" und bezieht sich dabei auf das Ergebnis der Außenpolitik des Westens.

Außenpolitische Defizite

Lanz kritisiert den poltischen Reflex, "Dinge mit Geld und Waffen zu lösen". So sei der Westen vorgegangen. "Es floss mehr Geld nach Afghanistan als beim Marshall Plan", stellt Amiri dar. Das habe eines der korruptesten Länder der Welt erzeugt. Es habe keine Strategie für Afghanistan gegeben, sondern nur Milliarden von amerikanischen und europäischen Steuergeldern, die für vermeintliche Entwicklungshilfen nach Afghanistan geschickt wurden. Diese seien nicht dafür genutzt worden, um das Land aufzubauen, sondern die Regierung und eine "kleine Clique" von Machtpersonen stinkreich zu machen, so Amiri. Man habe das Land der Taliban einfach überlassen.

"Ich bin durch das Land gefahren, da stehen keine Schulen, die angeblich mit den Entwicklungsgeldern gebaut werden sollten. Es ist ein verheerendes Ergebnis von dem, was die Entwicklungshilfe in Afghanistan hätte bauen sollen."
Natalie Amiri
Der "CNN"-Reporter Frederik Pleitgen ist regelmäßig in Kriegsgebieten wie Afghanistan und der Ukraine.
Der "CNN"-Reporter Frederik Pleitgen ist regelmäßig in Kriegsgebieten wie Afghanistan und der Ukraine.Bild: zdf screenshot

Guérot nutzt den Kontext, um die politische Afghanistan-Problematik mit dem Ukraine-Krieg ins Verhältnis zu setzen. Dabei wird sie von Strack-Zimmermann unterbrochen, die sie darauf hinweist, dass der Nahe Osten eine ganz andere Staatstruktur habe und somit als Vergleich unzulässig sei.

Afghanistan sei nun ein Land, wo die Menschen ihre Organe und sogar eigene Kinder für sehr wenig Geld verkaufen würden, um die Existenzbedürfnisse für den Rest der Familie sichern zu können, so Amiri. Stille und Fassungslosigkeit stellen sich bei allen Anwesenden im Studio ein. Damit endet diese Sendung, die ein emotionales Wechselbad lieferte: von einem Streit wegen Waffenlieferungen zu Berichten über getötete Zivilisten in Butscha bis hin zur Vernichtung der Frauen in Afghanistan.

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