Am Montagabend trat Jan Böhmermann mit seinem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld in Berlin auf. Der Satiriker, zu dem es durchaus verschiedene Meinungen gibt, sorgte damit einerseits für Freude bei vielen Fans: Etwa 9000 Leute fanden sich in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle zusammen.
Andererseits trafen sich auch direkt vor dem Haupteingang entsprechende Gegenstimmen: Demonstrierende hielten dort Schilder gegen den Provokateur und dessen "Diffamierung" hoch. Böhmermann nahm dies wie üblich mit Humor – und nannte es sein kostenloses Vorprogramm.
Wer sich hin und wieder Böhmermanns Sendung anschaut, das "ZDF Magazin Royale", ist mit dem Konzert-Programm vertraut. Musikalisch wie politisch. Denn die Stücke, die der Moderator mit dem besagten Tanzorchester spielt, leben stets von der politischen Provokation. Nicht selten löst das Kontroversen aus – und juristische Konsequenzen.
So wurde Böhmermann erst kürzlich wieder verklagt, in diesem Fall von dem Journalisten Stefan Aust, der ins Visier einer satirischen Aktion geraten war. Die genaueren Hintergründe dazu findet ihr hier. Auch dies nimmt Böhmermann im Laufe des Konzertes mit Humor, indem er ebendiesen Vorfall in eines seiner Lieder einbettet.
Eigentlich ist Böhmermanns Lied "Hallo, Herr Schertzanwalt..." bereits älter. Schon 2019 hat er es seinem Anwalt Dr. Christian Schertz gewidmet, und dort besungen, dass dieser zehn weitere Kolleg:innen einstellen solle, um die viele Arbeit schaffen zu können.
Für das Konzert in Berlin hat Böhmermann den Text minimal abgeändert, indem er oben genannten Stefan Aust darin eingebettet hat. So hieß es nun in der Max-Schmeling-Halle:
Zuvor hat der Satiriker das Lied durch eine Zwischenmoderation eingeleitet. Darin erzählte er, dass die Klagen nach seinen Satire-Aktionen "seit vielen Jahren Alltag bei mir ist". Auch weitere Folgen ziehe dies nach sich. So habe er in den letzten Jahren all seine Freunde verloren, dafür aber stattdessen neue gewonnen. Die meisten unter ihnen seien juristisch bewandert und finanziell von ihm abhängig.
Scherzhaft fährt Böhmermann fort: "Es gibt sogar in der Uni Greifswald einen neuen Studiengang, wo ausschließlich Juristen ausgebildet werden, die mich als Anwalt vertreten". Inhalte dieses Studienganges seien Völkerrecht, Verfassungsrecht, Strafrecht und sogar Böhmermann-Recht.
Das genannte Stück schließt der Satiriker mit einer besonderen Frage ab: Wenn es bei anderen Medien-Menschen besser und einfacher läuft, ist er dann einfach doof – "oder bin ich dann in meiner Kunst einfach konsequent?"
Dies scheint für ihn anschließend der perfekte Übergang zu sein, um den Rapper Danger Dan auf die Bühne zu bitten, der daraufhin sein bekanntes Stück "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" performt. Das Publikum reagiert auf diese Überraschung mit fast Ohren betäubendem Applaus.
Auf Instagram postete Danger Dan nun einen kurzen Eindruck seines Gast-Auftrittes.
So sehr man sich über Böhmermann und seine Provokationen streiten kann, so eindeutig sieht es wiederum beim Rundfunk-Tanzorchester aus. Die Band unter der Leitung von Lorenz Rhode zeigt sich überaus talentiert, und geht im Laufe des Konzerts nahezu jedes Genre durch.
Sei es die genannte Ballade über die Strafanzeigen, der Rap in dem bekannten Song "P0L1Z1STENS0HN", oder der Schlager "Ischgl Fieber". Eines kann man über Böhmermann damit ebenfalls eindeutig sagen: Unterhalten kann er.