Nachdem sich der Gesundheitszustand von Queen Elizabeth II. im Verlauf dieses Jahres zusehends verschlechtert hatte, verstarb die Monarchin am 8. September auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral. Ganz Großbritannien ist in Trauer, doch das Land ist seit Jahren vorbereitet auf diesen einschneidenden Sterbefall. Es existiert ein Protokoll, das den Ablauf der kommenden Tage bis zur Beisetzung der Königin regelt. Gemeint ist die "Operation London Bridge", die unter anderem detailliert bei "Politico" beschrieben ist.
Der Tod der Königin setzt nun eine ganze Reihe von Handlungen in Kraft, von denen einige bereits erfolgt sind. Es begann mit dem Satz "London Bridge is down" – mit diesen Worten wurde am Nachmittag des 8. September zunächst die britische Premierministerin Liz Truss über den Tod der Queen informiert. Den Anruf erhielt von Sir Edward Young, dem Privatsekretär der Verstorbenen.
In einem nächsten Schritt wurde das Außenministerium aktiv, das die Todesnachricht an die Regierungen anderer Länder übermittelte, deren Staatsoberhaupt Elizabeth II. gewesen ist – und an die übrigen Commonwealth-Staaten. Die britischen Minister:innen erhielten eine E-Mail.
Eine weitere Anordnung: Die Flaggen auf der Straße Whitehall im Londoner Regierungsviertel waren zeitnah auf halbmast zu senken, die britische Nachrichtenagentur Press Association trug die Meldung in die Öffentlichkeit. Die Flaggen am Buckingham-Palast in London wurden auch auf halbmast gesetzt.
Nachdem die Flaggen auf halbmast gesetzt wurden, platzierte der Palast eine Erklärung am Zaun vor den Türen des Palastes: "Die Königin ist friedlich am Nachmittag in Balmoral verstorben. Der König und seine Gemahlin werden heute Abend in Balmoral bleiben und morgen nach London zurückkehren."
Die gestern bereits erfolgte Erklärung der britischen Premierministerin war im Protokoll gleichsam so vorgesehen. Ansonsten stehen die politischen Aktivitäten erst einmal still. Charles äußerte sich ebenfalls.
Der eigentliche Todestag wird als D-Day bezeichnet, der darauf folgende D-Day+1, und so weiter. Die Zählung endet mit dem Tag der Beerdigung. Diese findet voraussichtlich zehn Tage nach Eintritt des Todes statt.
Am Tag nach dem Tod von Elizabeth II. wird Prinz Charles von einem Rat zum neuen Monarchen erklärt. In den letzten Monaten hatte er sie bereits mehrfach auf öffentlichen Terminen vertreten. Eine entsprechende Proklamation soll im St. James's Palace und in der Royal Exchange verlesen werden. Der bisherige Prinz Charles wurde auf den Namen Charles Philip Arthur George getauft. Er hätte jeden dieser Namen annehmen können. Kurz nachdem die britische Premierministerin Liz Truss ihn in ihrer Ansprache Charles III. genannt hatte, bestätigte dies auch der Palast.
Die Königin ist in Schottland verstorben, weshalb ihr Leichnam erst nach London in den Buckingham Palast transportiert werden muss. Dieses Vorhaben trägt den kuriosen Namen "Operation Unicorn", also "Operation Einhorn". Der Hintergrund: Das Einhorn ist Wappentier Schottlands.
Ab dem dritten Tag ist eine Reise des neuen Königs durch das Vereinigte Königreich vorgesehen. Seine erste Station ist das schottische Parlament. Dem vorgelagert ist noch die Annahme des Kondolenz-Vertrags in der Westminster Hall.
Am nächsten Tag soll Charles in Nordirland ankommen. Im Hillsborough Castle nimmt er eine Beileidsbekundung entgegen. Zudem wird eine Probe für die nächste Operation durchgeführt: "Operation Lion". Der Sarg der Königin wird vom Buckingham Palast zum Westminster Palast transportiert.
An Tag fünf ist die finale Umsetzung der "Operation Lion" vorgesehen. Sobald sich der Sarg im Westminster Palast befindet, wird zu einer Gedenkfeier angesetzt.
Die "Operation Feather" beschreibt die Zugänglichmachung des Sargs für die Öffentlichkeit für 23 Stunden im Westminster Palast. Insgesamt wird die Königin drei Tage im Palast aufgebahrt.
An diesem Tag reist Charles nach Wales, wo er einen Antrag des walisischen Parlaments entgegennimmt. Ebenfalls geplant ist ein Gottesdienst in der Kathedrale von Llandaff in Cardiff.
Die Bevölkerung erweist der Königin die letzte Ehre. In London werden Hunderttausende Menschen erwartet. Die Kondolenzbücher werden zugänglich gemacht.
Für den zehnten Tag ist das Staatsbegräbnis in der Westminster Abbey angesetzt. Mittags gibt es im ganzen Land zwei Schweigeminuten. Auf Schloss Windsor wird Elizabeth II. in der King George VI. Memorial Chapel neben ihrem Vater beigesetzt. Alle Rathäuser des Landes hängen ein Porträt der Queen mit einem schwarzen Band auf, das nach einem Monat durch ein Bild des neuen Königs ersetzt werden soll.
(ju)