Es gibt Hoffnung für das Nördliche Breitmaulnashorn: Wissenschaftler haben zum ersten Mal Embryos von Nashörnern künstlich hergestellt – ein "wesentlicher Schritt", um das Überleben der fast ausgestorbenen Unterart zu sichern, wie die Forscher in "Nature Communications" schreiben. Der Breitmaulnashorn-Bulle Sudan, letzter männlicher Vertreter seiner Art, war im März in einem Naturschutzgebiet in Kenia gestorben.
Die beiden einzigen noch lebenden Vertreter der afrikanischen Nashorn-Unterart sind seitdem Sudans Tochter und deren Tochter, Najin und Fatu, die ebenfalls im kenianischen Ol-Pejeta-Park leben. Die letzten wilden Nördlichen Breitmaulnashörner wurden vor über zehn Jahren von Wilderern erlegt.
Die Forscher entnahmen Eizellen weiblicher Südlicher Breitmaulnashörner aus europäischen Zoos. Die südlichen Vertreter sind eine nah verwandte Unterart, von der im Süden Afrikas noch rund 20.000 Tiere wild vorkommen. Diese Zellen wurden dann im Labor sowohl mit eingefrorenem Sperma Nördlicher als auch mit dem Samen Südlicher Breitmaulnashörner befruchtet.
Mit Hilfe der Experten eines italienischen Labors, das auf die Fortpflanzung von Pferden und Rindern spezialisiert ist, konnten sieben Embryos gewonnen werden. Drei davon – ein südliches Exemplar und zwei Süd-Nord-Kreuzungen – wurden eingefroren.
Eine Südliche Breitmaulnashorn-Kuh soll dafür als Leihmutter dienen. Sudans Nachkommen, Najin und Fatu, seien nicht in der körperlichen Verfassung für eine Trächtigkeit, erklärte der Reproduktionsexperte.
Dennoch kommt den beiden letzten lebenden Nördlichen Breitmaulnashörnern in der Planung der Forscher eine wichtige Rolle zu: Laut Hildebrandt sind sie die Einzigen, die einem Jungtier das soziale Verhalten seiner Art beibringen könnten.
Zudem würden die Ergebnisse der bisherigen Experimente lediglich die Geburt eines gekreuzten Breitmaulnashorns zulassen. Für einen hundertprozentig nördlichen Vertreter müssten die Forscher Eizellen von Najin und Fatu entnehmen. Dafür fehlt bislang aber die Erlaubnis der kenianischen Behörden.
Andere Forscher sehen jedoch weiterhin wenig Grund für Optimismus.
"Beeindruckende Ergebnisse in einer Petrischale lassen sich nicht so einfach in eine Herde gesunder Jungtiere verwandeln", fügten die Forscher, die nicht an dem Projekt teilgenommen haben, hinzu.
(sg/afp)