Werden in Ostasien Stoffe hergestellt, die seit Jahren streng verboten sind, weil sie alles Leben auf der Welt bedrohen könnten?
Eine neue Studie deutet daraufhin. Forscher aus den USA haben verdächtige Messwerte eines Ozonkillers in der Atmosphäre gefunden. Das berichten sie in der Fachzeitschrift "Nature". Es geht um Trichlorfluormethan.
Was ins Bild passt: Vor wenigen Monaten schlugen Forscher aus Zürich Alarm, weil die Ozonschicht so dünn sein soll wie nie (Süddeutsche).
Obwohl es seit 2010 strikt verboten ist, den Stoff herzustellen, sinkt sein Anteil an der Atmosphäre seit 2012 langsamer als zu erwarten wäre. Die Gruppe um Stephen Montzka von der National Oceanic and Atmospheric Administration in Boulder (Colorado, USA) vermutet ein Umweltverbrechen: Irgendwo auf der Welt müsse es eine neue, illegale Quelle von Trichlorfluormethan geben.
Sie berechneten mit verschiedenen Atmosphärenmodellen und auf der Basis echter Messwerte, wie sich Trichlorfluormethan ausbreiten müsste, wenn sich die ganze Welt an das Produktionsverbot halten würde.
Die hohen Werte konnten sie einfach nicht erklären. Die Forscher um Montzka gehen deshalb davon aus, dass der Stoff entgegen internationaler Klimaschutzvereinbarungen wieder hergestellt wird. Und zwar schätzungsweise mit 13.000 Tonnen pro Jahr. Sie lokalisierten mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Quelle in Ostasien.
Aber was ist Trichlorfluormethan? Warum betrifft uns das? Wir beantworten 5 Fragen zu dem mutmaßlichen Umweltskandal.
Trichlorfluormethan gehört zu einer Gruppe von Stoffen, die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) genannt werden. FCKW kamen früher als Kältemittel zum Einsatz, beispielsweise in Kühlschränken. Sie wurden auch als Treibmittel in Spraydosen gegeben.
In den 1970ern erkannten Wissenschaftler, dass FCKW die Ozonschicht schädigen können. 1985 fiel erstmals das Ozonloch über der Antarktis auf.
Außerdem sind FCKW sehr wirksame Treibhausgase. Sie tragen 14.000 Mal als Kohlenstoffdioxid stärker dazu bei, dass sich das Klima aufheizt (Umweltbundesamt).
1987 einigte sich die Staatengemeinschaft mit dem Montrealer Protokoll darauf, dass der Einsatz von FCKW drastisch reduziert werden muss. Seit 2010 ist es ganz verboten, diese Stoffe zu produzieren.
Geht das Ozon verloren, sind alle Lebewesen auf der Erde schutzlos aggressiven Strahlen aus dem Weltraum (etwa von der Sonne) ausgeliefert.
Zunächst ist die Konzentration der FCKW in der Atmosphäre Stück für Stück gesunken. Es dauert zum Teil Jahrzehnte bis sich die Chemikalien abbauen, deshalb ist ihr Anteil nicht sofort auf Null gesunken. Kleine Mengen geraten noch immer in die Umwelt, wenn zum Beispiel alte Kühlschränke verschrottet oder Häuser abgerissen werden, in denen FCKW verbaut sind.
Manche Experten verkündeten vor kurzem bereits, die FCKW-Menge sei weltweit fast auf null (Deutschlandfunk). Doch nach der aktuellen Studie aus den USA ist die Trichlorfluormethan-Menge seit 2012 nicht mehr wie erwartet zurückgegangen. Stattdessen entwickelte sie sich verdächtig ähnlich zur Menge zweier anderer FCKW: Chlordifluormethan und Dichlormethan. Die Forscher vermuten, dass alle drei Stoffe aus derselben Quelle freigesetzt werden.
Die Forscher konnten nur ungefähr abschätzen, wo die Quelle liegt. Wer auch immer Trichlorfluormethan herstellt, muss nun erst einmal gefunden werden.
(mit Material von dpa)