Özil geht, der Hambacher Forst bleibt, Chemnitz schreckt auf – 2018 war turbulent. Auch für uns: watson.de startete im März. Auf einige Geschichten sind wir seitdem besonders stolz. Wie auf diese hier:
Firmen pumpen ihre Müsli-Verpackungen mit Luft auf, lassen heimlich 20 Gramm Chips aus der Tüte verschwinden (die Tüte bleibt aber gleich groß) oder preisen einen neuen, "feinen" Käse an, der eigentlich wie das Original ist – nur dünn geschnitten und deshalb in der Gesamtrechnung teurer.
Kennen wir alle: Die Verpackung sieht nach viel Inhalt aus, aber nach dem Öffnen scheint sie dann doch eher nur halb voll zu sein. Vielleicht hast du dich auch schon darüber aufgeregt.
Dann bist du nicht allein: Die Verbraucherzentrale Hamburg beispielsweise prangert seit Jahren an, dass in vielen Lebensmittelverpackungen zu viel Luft ist. Nachgewiesen hat sie das auch schon, indem sie Produkte in ein Röntgengerät gestellt hat.
Mogelpackung – ab wann?
Wenn Inhalt und Verpackung sich so krass unterscheiden, dass dem Verbraucher ein besseres Preis-Leistungsverhältnis vorgetäuscht wird, handelt es sich um eine Mogelpackung. Sowas ist verboten. Die Gesetze sind aber nicht eindeutig. Als oberste Grenze gilt, dass nicht mehr als 30 Prozent Luft im Verhältnis zur Produktmenge in der Verpackung sein darf. Von dieser Regel gibt es aber etliche Ausnahmen und Sonderfälle. Eigentlich muss jedes Produkt einzeln geprüft werden.
Gerade regt sich die Organisation wieder auf, wegen dieser Mogelpackung:
Das hat uns zu der Frage gebracht:
Wie viel würde in Verpackungen passen, wenn sie randvoll wären?
Wir waren einkaufen, haben umgefüllt und gewogen und präsentieren euch jetzt den watson-Lebensmittel-Check:
Original vs. aufgefüllt
Chips
Beginnen wir mit dem Klassiker: der Chipstüte. Viele Exemplare würden sich vermutlich auch toll als Schwimmflügel eignen – so viel Luft ist drin.
Das zeigt sich schon so:
Bild: gk
Tatsächlich würde sogar fast die doppelte Menge Chips in diese Tüte passen (und sie ließe sich immer noch locker schließen):
Bild: gk
Geht aber noch schlimmer.
Was unsere Einkaufe sonst so ergeben:
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Verpackung vs. Lebensmittel
quelle: gk
Müsli
Auch hier spricht der Umklapp-Test eigentlich schon für sich.
Da:
Bild: gk
Als wir die Packung aufgefüllt haben, hat der Inhalt EINER WEITEREN KOMPLETTEN PACKUNG in die Tüte gepasst.
Bild: gk
Auch die ließ sich locker wieder verschließen.
Kakao
Da kann man nicht mal ertasten, dass mehr reinpassen würde – fast 200 Gramm mehr übrigens:
Bild: gk
Käse
Das ist der Käse, über den sich die Verbraucherzentrale auf Facebook beschwert hat.
Wir haben festgestellt: Der Inhalt zweier Packung passt auch hier in eine.
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Schoko-Chips
Erkennst du die Schoko-Chips auf dem linken Bild? Ja, genau. Wir auch nicht.
Bild: gk
Bananenmilch
Dieses Produkt war gleich in zwei Punkten auffällig:
1. Die Flasche hatte (natürlich) Luft nach oben.
Bild: gk
2. Der Becher mit dem gleichen Produkt enthielt 100 Milliliter mehr Milch als die Flasche. Aber beide kosteten gleich viel.
Bild: gk
Was du tun kannst?
Damit sich was ändert? Leider nicht viel. Aber du kannst dich schützen:
Achte im Supermarkt auf die Füllmenge, also die (Kilo)Gramm- oder (Milli)Literzahl, auf den Produkten.
So erkennst du auch schneller, wenn Hersteller unbemerkt die Menge reduzieren, die Verpackung aber gleich belassen.
Außerdem kannst du Produkte untereinander vergleichen. Achte am Regal auf den Preis pro 100 Gramm oder pro Kilo. Im Leerdammer-Fall von oben kosten die normalen Scheiben etwa 1,18 Euro pro 100 Gramm, die dünnen 1,49 Euro – also zahlst du 31 cent mehr pro 100 Gramm.
Wenn alle mitmachen, ändert sich vielleicht doch was: