Warum die HPV-Impfung jetzt auch für Jungen empfohlen wird
28.06.2018, 16:2328.06.2018, 16:23
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Seit Jahren wird Mädchen eine Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) empfohlen. Dadurch kann Gebärmutterhals verhindert werden. Jetzt sollen auch Jungen von 9 bis 14 Jahren aus Sicht der Ständigen Impfkommission (Stiko) immunisiert werden um das spätere Auftreten verschiedener Krebsarten im Genitalbereich zu verhindern.
Warum? Und wer trägt die Kosten? 6 Fragen und Antworten.
Warum empfiehlt die Stiko die Impfung für Jungen erst jetzt?
"Obwohl es immer schon plausibel war, die Jungen zu impfen, um eine
Übertragung der Viren auf Mädchen zu verhindern, musste man zuvor
auch die schützende Wirkung für die Jungen selber nachweisen", sagt
der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens. Dazu habe die Kommission
die gesamte Literatur ausgewertet. Das habe gezeigt, dass die Impfung
auch vor einigen Krebsarten bei Männern im Genitalbereich schützten
kann.
Welche Folgen kann eine Infektion mit Humanen Papillomviren haben?
Unter den HPV gibt es verschiedene Typen mit unterschiedlichem Risiko
für einzelne Erkrankungen. Infektionen mit Viren des sogenannten
Hochrisiko-Typs können zu Krebs führen, bei Frauen ist der
Gebärmutterhalskrebs am häufigsten. Bei Männern können sich aus einer
Infektion unter anderem Anal- und Peniskrebs sowie andere
Krebserkrankungen entwickeln. Laut RKI trifft das rund 6200 Frauen
und 1600 Männer jährlich. Es gibt auch HP-Viren, die eher harmlose Genitalwarzen verursachen.
Wie wird HPV übertragen?
Humane Papillomviren werden über direkten Kontakt von Mensch zu
Mensch übertragen. Geschlechtsverkehr ist der Hauptübertragungsweg
bei Infektionen im Anal- und Genitalbereich. Nach Angaben des RKI
infizieren sich die meisten sexuell aktiven Menschen mindestens
einmal im Leben mit HPV. Beim Großteil der Infektionen bekämpft das
Immunsystem die Viren erfolgreich. Gelingt das nicht, kann sich aus
der Infektion Krebs entwickeln. Die Nutzung von Kondomen kann das
Infektionsrisiko zwar teilweise verringern, jedoch nicht verhindern.
Die Stiko empfiehlt Impfungen von Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Versäumte
Impfungen sollten so früh wie möglich nachgeholt werden – dies kann
bis zum Alter von 17 Jahren erfolgen.
Wer zahlt die Impfung?
Für Mädchen werden die Kosten bereits von den gesetzlichen
Krankenversicherungen übernommen. Nach Veröffentlichung der
Impf-Empfehlung der Stiko hat der Gemeinsame Bundesausschuss drei
Monate Zeit, die Aufnahme in die Impfrichtlinie zu prüfen, die die
Kostenübernahme durch die Krankenkassen auch für Jungen regelt.
Einzelne Kassen übernehmen aber bereits jetzt die Kosten für die
Jungenimpfung.
Wie hat sich die Impfung bei Mädchen etabliert?
Bei Mädchen hat sich die HPV-Impfung laut Mertens auch noch nicht
ausreichend durchgesetzt: "In Deutschland liegt die Impfquote bei
17-Jährigen je nach Bundesland zwischen 22 und 56 Prozent. Das ist in
anderen europäischen Ländern viel besser." Es sei unklar, woran das
zu geringe Interesse liege. "Junge Mädchen denken natürlich noch
nicht an spätere Karzinome", so der Virologe. Das sei unvernünftig.
Die vom Robert Koch-Institut (RKI) und der Weltgesundheitsorganisation WHO als "sehr sicher" bewertete Impfung wird für Mädchen bereits seit 2007 zur Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs empfohlen.