Einige Details über den Streaming-Anbieter Netflix sind bekannt: Beispielsweise hat die Plattform vergangenes Jahr die Marke von 220 Millionen Abonnent:innen geknackt. Damit handelt es sich trotz einer immer höheren Anzahl an Konkurrenten derzeit noch um die größte Plattform auf dem Streaming-Markt.
Außerdem gibt Netflix jede Woche die zehn beliebtesten Shows nach Stundenzahl bekannt. Vergangene Woche wurde die Serie "Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer" zum Beispiel mehr als 205 Millionen Stunden lang angesehen.
Jetzt wagt Netflix jedoch einen größeren Schritt und veröffentlicht Zahlen, die der Öffentlichkeit bisher vorenthalten wurden. Der Streaming-Dienst wird in Zukunft seine genauen Zuschauer:innenzahlen offenlegen, zumindest in Großbritannien.
Diese waren bisher ein großes Geheimnis. Das Broadcasters Audience Research Board (BARB) erhebt in Großbritannien die TV-Quoten und wird ab dem 1. November die Quoten von Netflix mitaufnehmen. Damit wird ein Vergleich mit Sendern wie BBC, ITV, Channel 4 und Sky möglich.
Die Teilnahme an dem Bewertungssystem war von Co-CEO Reed Hastings schon vor drei Jahren antizipiert worden: "Bereits 2019 habe ich auf der RTS-Konferenz in Cambridge die Idee einer unabhängigen Messung des Netflix-Publikums begrüßt. Seitdem sind wir mit BARB in Kontakt geblieben und freuen uns, dass wir uns für die vertrauenswürdige Messung des Fernsehverhaltens in Großbritannien engagieren."
Netflix ist jedoch nicht der einzige Streaming-Anbieter, der in der kommenden Zeit seine Strategie ändert: Auch der Konkurrent Disney+ wird BARB wohl zukünftig mitteilen, wie viele Personen einen Film oder eine Serie auf der Plattform streamen. Netflix dürfte mit dem Startdatum im November seinem Konkurrenten aber zuvorkommen.
Warum Netflix diese Entscheidung nun getroffen hat, ist nicht ganz klar. Trotzdem gibt es laut dem Onlinemedium "Meedia" einige Spekulationen: Möglicherweise wolle das Unternehmen mögliche Restriktionen verhindern, die in Verbindung mit der Regulierung von Streaming-Diensten durch die britische Regierung auftreten könnten.
Eine andere Vermutung ist, dass Netflix somit künftigen Werbepartner:innen einer werbefinanzierten Version konkrete Zahlen von Zuschauer:innen vorlegen könne, die unabhängig erhoben wurden.
Frei zugänglich sind die ab November gelieferten Zahlen aber nicht. Eine BARB-Lizenz kostet über 20.000 Pfund, also ungefähr 22.800 Euro pro Jahr. Trotzdem wird mit diesem Schritt mehr Transparenz für Netflix möglich.