
Dass er einst ein Sanierungsfall war, sieht man dem Bahnhof Bautzen heute nicht mehr an.Bild: Deutsche Bahn AG / Christine Jurtz
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Manche Bahnhöfe in Deutschland sind alles andere als Wohlfühlorte. Manchmal ist das Bahnhofsgebäude vielleicht nur ein bisschen in die Jahre gekommen und könnte einfach einen neuen Anstrich gebrauchen. In anderen Fällen ist aber weit mehr als nur ein bisschen Farbe nötig.
Da gibt es Bahnhöfe, in deren Empfangshalle der Putz von der Decke fällt und man sich nur auf ein paar verrostete Bänke setzen kann. Wenn dann auch noch die öffentlichen Toiletten monatelang gesperrt sind und es an jeder zweiten Ecke nach Urin stinkt, kann der Zug gar nicht schnell genug kommen.
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"Eine Vielzahl der Bahnhöfe in Deutschland befindet sich immer noch in einem traurigen Zustand", sagt auch der Interessenverband Allianz Pro Schiene gegenüber watson. "Über Jahrzehnte hat die Politik die Bahnhöfe nicht beachtet und durch Sparzwänge dafür gesorgt, dass sich viele Bahnhöfe in diesem Zustand befinden."
Zustand der Bahnhöfe könnte sich bald verbessern
Das größte Problem sei bislang gewesen, dass der Bund im Grunde nur die Bahnsteige finanziert habe. Für die wesentlich teurere Sanierung der Bahnhofsgebäude sei bei der Deutschen Bahn hingegen kein Geld da gewesen, erklärt der Verband.
Aber: Mit dem Bundesschienenwegeausbau-Gesetz sei dieses Jahr ein wichtiger Durchbruch gelungen. "Seit dem Sommer kann der Bund endlich auch die Sanierung von Bahnhofsgebäuden finanzieren, soweit sie noch im Eigentum der DB sind", erklärt Allianz Pro Schiene. Das sei vorher kaum möglich gewesen und habe zu dem beklagenswerten Zustand vieler Empfangsgebäude geführt.
Beklagenswert war bis vor ein paar Jahren auch der Zustand des Bahnhofs in Bautzen. Das Empfangsgebäude stand vor dem Verfall und musste gesperrt werden; dadurch waren die Bahngleise lange Zeit nur über den Außenbereich erreichbar.
Mittlerweile können sich die Bautzener:innen aber mit einem echten Vorzeigebahnhof rühmen, zumindest wenn es nach der Allianz Pro Schiene geht. Sie hat den Bahnhof in Bautzen nämlich als "Bahnhof des Jahres" ausgezeichnet.
Vom Sanierungsfall zum "Bahnhof des Jahres"
Die Bahnstation in der sächsischen Kleinstadt habe die Jury unter anderem mit ihrer denkmalgerecht sanierten Fassade und den hellen und offenen Innenräumen beeindruckt, teilte der Verband mit.

So hell ist es im Innenbereich des Bautzener Bahnhofs.Bild: Deutsche Bahn AG / Christine Jurtz
Auf dem neugestalteten Vorplatz seien gute Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Autos geschaffen worden. Lobend hob die Jury auch die kurzen Wege zu den Gleisen hervor. In den Innenräumen gebe es einen Loungebereich, ein Café und einen Büchertausch-Schrank.
"Weitere Sitzgelegenheiten im Gebäude und kostenlose Toiletten komplettieren das Angebot für die Reisenden im Bahnhofsgebäude", hieß es. Kritikpunkte gibt es nur wenige: Wünschenswert wären ein Wickelbereich in der Toilette und längere Öffnungszeiten des Gebäudes am Wochenende.
Doch wie hat es Bautzen geschafft, seinen Bahnhof so aufzuwerten? Im Jahr 2016 beschloss der Kreistag, Teile seiner Verwaltung künftig in dem Gebäude unterzubringen. Das führte dazu, dass der bis dahin der Deutschen Bahn gehörende Bahnhof von einem privaten Investor übernommen und zwischen 2017 und 2020 umfassend saniert wurde.
Mittlerweile befinden sich im Bahnhof unter anderem die Kfz-Zulassungsstelle und Büros einer Krankenkasse. So ist das Gebäude auch unabhängig vom Zugverkehr gut besucht.
Sonderpreis geht nach Schleswig-Holstein
Bautzen war allerdings nicht der einzige Ort, der sich dieses Jahr über eine Auszeichnung freuen konnte. Der Bahnhof Sörup erhielt den Sonderpreis 2024. "Kleine Bahnhöfe im ländlichen Raum bieten oft nur das Nötigste: Bahnsteig, eine Fahrten-Anzeige für die Reisenden und ein Wartehäuschen", teilte die Jury mit.
An dem kleinen Landbahnhof an der Strecke zwischen Kiel und Flensburg sei das anders. "Hier finden die Reisenden im Bahnhofsgebäude einen kleinen Warteraum und eine Toilette. Außerdem ist am Bahnhof W-Lan verfügbar." Im direkten Umfeld gebe es eine Bäckerei und einen Supermarkt und im Gebäude selbst ein täglich geöffnetes Eiscafé.
Das historische Bahnhofsgebäude in der 4000 Einwohner:innen zählenden Gemeinde sei dank deren Engagements umfassend saniert worden.
Seit 2004 zeichnet die Allianz pro Schiene jedes Jahr die aus ihrer Sicht besten Bahnhöfe Deutschlands aus. Bewertet wird dabei vor allem das Angebot für die Reisenden: Zuginformationen und Aufenthaltsmöglichkeiten, aber auch der Anschluss an andere Verkehrsmittel im Umfeld.
(mit Material von dpa)
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