Privatjet zu fliegen, gehört zu den größten Klimasünden, die einzelne verursachen können. Es ist bekannt, dass Flugreisen einen großen Beitrag zum CO₂-Ausstoß leisten. Doch wer sich für einen Privatjet entscheidet, verursacht im Schnitt zehnmal mehr Kohlenstoffdioxid als mit einem Linienflug. Verglichen mit einer Zugfahrt liegt der Wert sogar 50-mal höher.
Oft wird versucht, den hohen CO₂-Ausstoß mit dem Argument der Geschäftsreise zu rechtfertigen. Aus beruflichen Gründen werde von A nach B geflogen. Allerdings zeigt eine aktuelle Greenpeace-Studie, dass viele Privatjets im Sommer an beliebten Urlaubsorten landen – weit entfernt von Geschäftsterminen.
Die Statistik zeigt auch, von wo aus in Deutschland die meisten Luxus-Flieger zu beliebten Urlaubszielen abheben. Und wo sie hinfliegen.
Eine Untersuchung des Thinktanks T3 Transportation im Auftrag von Greenpeace Mittel- und Osteuropa analysierte die Privatjet-Flüge zu 45 beliebten europäischen Urlaubszielen. Laut der Studie wurden im Jahr 2023 insgesamt 117.965 Privatflüge gezählt, die zusammen rund 500.000 Tonnen CO₂ verursachten.
Die Auswertung der Privatjet-Flüge aus Deutschland zeigt: München verzeichnete mit 885 Flügen vom Flughafen Franz Josef Strauß die meisten Abflüge zu den 45 untersuchten Urlaubszielen im Jahr 2023. Es folgen Berlin mit 806 Flügen ab dem Flughafen Berlin-Brandenburg und Hamburg mit 687 Flügen. Auch die Flughäfen in Köln (517 Flüge) und Düsseldorf (500 Flüge) sind in der Top 5 der Abflug-Flughäfen.
Laut der Greenpeace-Studie konzentriert sich der private Flugverkehr an diesen Knotenpunkten vor allem in den Sommermonaten auf Urlaubsziele.
Im vergangenen Jahr starteten 8770 Flüge aus Deutschland zu den analysierten Urlaubszielen. Besonders häufig wurden dabei Palma de Mallorca (1582 Flüge), Salzburg (1341 Flüge) und Nizza (950 Flüge) angesteuert.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Anzahl der Privatjet-Landungen im Juli im Vergleich zu Januar um 250 Prozent steigt. Besonders in den Sommermonaten zwischen Juni und September ist die Anzahl der Landungen an den untersuchten Urlaubszielen wie Mallorca, Nizza und Malaga doppelt so hoch wie in den restlichen Monaten des Jahres.
Das Argument der beruflichen Gründe für viele Flüge greift nicht: Von erhöhten Geschäftsabschlüssen im August auf Mallorca sei etwa nichts bekannt, heißt es in der Studie.
Lena Donat, Mobilitätsexpertin bei Greenpeace, kritisiert in diesem Zusammenhang den "rücksichtslosen und klimaschädlichen Lebensstil" einer kleinen Gruppe von Superreichen, die auf Kosten des Klimas und damit auch der Allgemeinheit agieren.
Sie hebt hervor, dass viele dieser Flüge nichts mit beruflichen Verpflichtungen zu tun haben, sondern rein privaten Vergnügungsreisen dienen. "Eine große Zahl an Privatjet-Flügen steuert Urlaubsorte wie Mallorca, Nizza oder Malaga an und die Zahl dieser Flüge nimmt im Sommer spürbar zu." Das seien keine Geschäftsflüge, sondern überwiegend "extrem klimaschädliche Reisen zum privaten Vergnügen", sagt Donat.
Besonders problematisch sind die vielen Ultrakurzstrecken, die in der Studie aufgezeigt werden. Zwölf Prozent der untersuchten Flüge fanden auf Strecken unter 250 Kilometern statt – wie etwa von München nach Salzburg, einer Strecke von gerade einmal 120 Kilometern. Ein Drittel der Flug-Distanzen lag unter 500 Kilometern. Diese Strecken könnten eigentlich problemlos mit dem Zug zurückgelegt werden. Mit Betonung auf eigentlich.
Lena Donat betont die Ungerechtigkeit dieser Entwicklung: "Wir erleben, wie Überflutungen Häuser zerstören, wie Hitzewellen alte und kranke Menschen bedrohen, und eine kleine Gruppe sehr Reicher steigt auch auf kürzesten Strecken in den Privatjet – weniger lässt sich die Ungerechtigkeit einer schwachen Klimapolitik nicht ausdrücken", erklärt sie. Ihr Appell ist klar: Die EU sollte Privatjets verbieten. Denn: "Wir können uns diesen zerstörerischen Luxus nicht länger leisten."