In Lateinamerika breitet sich das Oropouche-Virus aus, das durch Stechmücken übertragen wird. Seinen Namen verdankt es dem gleichnamigen Fluss auf der karibischen Insel Trinidad, wo das Virus 1955 erstmals entdeckt wurde.
Laut dem Robert-Koch-Institut sind die Symptome dem Dengue-Fieber ähnlich. Demnach ist der Krankheitsverlauf meist mild. Häufig klagten Erkrankte über Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. In seltenen Fällen könne es zu einer aseptischen Meningitis oder Meningoenzephalitis kommen.
Der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) zufolge wurden Ende Juli die ersten beiden Todesfälle durch Oropouche in Brasilien verzeichnet. Zudem hätten zwei infizierte schwangere Frauen Fehlgeburten erlitten. Außerdem gebe es erste Hinweise darauf, dass der Erreger ähnlich wie das Zikavirus Fehlbildungen bei Ungeborenen verursachen kann.
Laut PAHO gab es in diesem Jahr 8078 Erkrankte in Brasilien, Bolivien, Kolumbien und Kuba. Jetzt gibt es die ersten Fälle in Deutschland.
In Deutschland sind die ersten beiden Oropouche-Fälle aufgetreten, wie aus dem Epidemoligischen Bulletin des RKI hervorgeht. Demnach stammten die Erkrankten aus Baden-Württemberg und Sachsen.
Die beiden Patient:innen seien unabhängig voneinander nach Kuba gereist, wo sie sich mit dem Oropouche-Virus infiziert hätten. Noch während des Aufenthalts auf der Karibikinsel hätten sie Fieber, Kopf-, Muskel-, Gelenk- und Gliederschmerzen entwickelt.
Ein Antikörpertest in Deutschland brachte die Gewissheit über die Viruserkrankung. Laut RKI wiesen beide Erkrankte einen unkomplizierten Verlauf auf.
Epidemiologe Timo Ulrichs schätzt das Pandemie-Potenzial für das Oropouche-Virus als gering ein. Ein großflächiges Infektionsgeschehen sei eher unwahrscheinlich, sagte er dem "Focus". Die Verbreitung in der Karibik und Lateinamerika entstünden "aus einem Tierreservoir, das bei uns nicht heimisch ist, zum Beispiel Faultiere", begründete er.
Eine Verbreitung in anderen Regionen schließt der Mikrobiologe aber nicht aus. Der Klimawandel könne die Ausbreitung begünstigen. Ob auch europäische Mücken Überträger des Virus sein können, sei bislang unklar, aber durchaus denkbar.
Auch im Hinblick auf die Gefahr des Virus für den Menschen ist für ihn vieles noch ungewiss. Generell "lasse sich über das Oropouche-Virus und seine Bedeutung für den Menschen noch recht wenig sagen", sagte er dem "Focus". Die Ausbreitung des Erregers über Lateinamerika hinaus sei aber "auffällig".
Um sich im Urlaub in der Region vor dem Virus zu schützen, empfiehlt Ulrichs helle, lange Klamotten zu tragen und Dämmerungsphasen zu vermeiden. Außerdem sollten Urlauber:innen Repellents auftragen, die vor Ort erhältlich sind. Mückensprays aus Deutschland könnten dort den gegenteiligen Effekt haben.
Das RKI empfiehlt insbesondere Schwangeren, sich zu schützen oder gegebenenfalls auf Reisen in Ausbruchsgebiete zu verzichten.