Eltern, die ihre Kinder anschreien, richten nicht nur emotionalen Schaden an. Die verbale Gewalt kann das Gehirn tatsächlich so umgestalten, dass die Kinder später psychische Probleme entwickeln und Schwierigkeiten haben, Freundschaften zu pflegen.
Und mal ehrlich: Wer hat als Kind nie einen fiesen Spruch abbekommen? Ein "Stell dich nicht so an", ein "Du bist einfach nur faul" oder schlimmer – ein "Du bist dumm". Was viele als "harte Erziehung" oder "mal Klartext reden" abtun, kann nachhaltigen Schaden im Gehirn von Kindern anrichten. Und zwar im wörtlichen Sinn.
Das sagen führende Psycholog:innen und Hirnforscher:innen. Sie erklären laut "Guardian": Verbale Gewalt ist eine der häufigsten und gefährlichsten Formen von Kindesmisshandlung – und wird trotzdem kaum ernst genommen.
Laut Professor Eamon McCrory, Hirnforscher und Psychologe am University College London (UCL), zeigen Hirnscans, dass ständiges angeschrien werden oder Herabwürdigen messbare Veränderungen im kindlichen Gehirn auslösen. Die sogenannte "Bedrohungs-Schaltung" wird überaktiv – Kinder nehmen dann selbst harmlose Blicke oder Witze als gefährlich wahr. Vertrauen? Freude? Fehlanzeige.
"Die Worte der Erwachsenen prägen uns tief – besonders, wenn sie uns klein machen, demütigen oder entwerten", sagt McCrory. Das beeinflusse später massiv, wie wir uns selbst sehen, ob wir uns für liebenswert halten – und wie gut wir durchs Leben kommen.
Laut Studien erleben rund 41 Prozent der Kinder in Großbritannien regelmäßig verbale Angriffe durch Erwachsene – oft durch Eltern, aber auch durch Lehrkräfte oder Betreuungspersonen. Und viele tragen diese verbalen Narben ein Leben lang mit sich herum. Depressionen, Angststörungen, Schwierigkeiten mit Beziehungen – all das kann auf die "falschen Worte" in der Kindheit zurückgehen.
Ein Treffen dazu im britischen Parlament wurde von der Organisation Words Matter initiiert. Gründerin Jessica Bondy sagt klipp und klar: "Wenn die Regierung eine psychisch gesunde Generation will, muss sie verbale Gewalt genauso ernst nehmen wie körperliche." Auch Professor Peter Fonagy, Psychologe an der UCL, bringt’s auf den Punkt: "Harte Worte schwächen das Gehirn. Freundlichkeit stärkt es."