Christians: zehn, Frauen: sieben – das war die Bilanz, die man kürzlich aus der Auswertung der deutsch-schwedischen Allbright-Stiftung ziehen konnte, die sich für mehr Diversität und Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft einsetzt. Demnach war der Frauenanteil unter den 160 wichtigsten Börsenunternehmen (DAX, MDAX, SDAX) im Jahr 2023 auf knapp 20 Prozent gestiegen.
Unter den Vorstandsvorsitzenden lag der Anteil von Frauen aber gerade mal bei 4,4 Prozent. Besonders bitter: Unter den Chefs der untersuchten Unternehmen gab es gemäß der Auswertung mehr Männer mit dem Vornamen Christian (zehn) als Frauen (sieben).
Was die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen angeht, hat die deutsche Wirtschaft also noch einen langen Weg vor sich. Aber es geht voran, zumindest in kleinen Schritten.
Erstmals ist jedes vierte Vorstandsmitglied der 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands weiblich, wie die Beratungsgesellschaft Russel Reynolds am Donnerstag mitteilte. Damit hat der Frauenanteil in den Konzernvorständen der Unternehmen des Deutschen Aktienindexes (Dax) einen neuen Höchststand erreicht. Zudem stehen demnach erstmals drei Frauen an der Spitze eines Dax-Konzerns.
Der Frauenanteil in den Vorständen stieg den Angaben nach im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf nun 25,4 Prozent. Seit 2020 beträgt der Anstieg zwölf Prozentpunkte – vor fünf Jahren waren nur 13,3 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich.
Im europäischen Vergleich der Frauenquoten der Indizes liegt der Dax nun auf Platz sechs hinter Großbritannien, Norwegen, Schweden, Frankreich und Finnland.
Zwei Unternehmen (Commerzbank und Siemens Healthineers) haben laut Russel Reynolds gleich viele Frauen wie Männer im Vorstand. Porsche hat als einziges Unternehmen nur männliche Vorstandsmitglieder. Mit Blick auf die Konzernspitze war zuvor seit 2021 Bélen Garijo bei Merck die einzige Chefin. Hinzu kamen nun Bettina Orlopp (Commerzbank) und Karin Radström (Daimler Truck).
Allerdings zeigen die Daten des Beratungsunternehmens auch, dass Frauen im Schnitt deutlich früher wieder aus Konzernvorständen ausscheiden. "Von den acht im Jahr 2024 ausgeschiedenen weiblichen Vorständen waren sechs (über zwei Drittel) weniger als drei Jahre im Amt", erklärte Russel Reynolds. "Bei den Männern lag dieser Anteil bei nur einem Drittel. Männer bleiben im Durchschnitt deutlich länger im Vorstand."
Unabhängig vom Geschlecht gab es 2024 trotz der wirtschaftlichen Krise weniger Wechsel auf den Vorstandsetagen als in den Vorjahren. "Die Wirtschaft nimmt sich den Fußball nicht zum Vorbild. Unternehmen sehen im schnellen Feuern von Vorständen aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse immer weniger das Allheilmittel", erklärte Jens-Thomas Pietralla von Russel Reynolds.
(mit Material von afp)