In den Bergen und Küstenlandschaften des Mittelmeers sind seltene Tierarten seit jeher Teil des ökologischen Gleichgewichts. Manche von ihnen haben sich über Jahrhunderte gehalten, andere waren fast verschwunden – und kehren nun langsam zurück.
Mallorca ist dabei zu einem wichtigen Beobachtungsraum geworden. Denn die Insel steht nicht nur für Massentourismus, sondern auch für gezielten Artenschutz. Nun hat eine aktuelle Meldung der Regionalregierung für Aufmerksamkeit gesorgt.
Das Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Natur hat erstmals die Existenz eines Mönchsgeier-Nests (Aegypius monachus) außerhalb der Serra de Tramuntana bestätigt. Entdeckt wurde es im Gemeindegebiet von Artà, im Naturpark Llevant.
Minister Joan Simonet sprach laut "Mallorca Zeitung" von einem "historischen Meilenstein" für den Artenschutz. "Obwohl es alte mündliche Zeugnisse gibt, die den Mönchsgeier in dieser Gegend ansiedeln, wurde bis jetzt nie ein Brutversuch mit Beweisen dokumentiert", sagte er.
Simonet erklärte weiter, das neue Nest im Nordosten der Insel leite "eine Phase der Hoffnung" für die Art ein und festige Mallorca als "Schlüsselgebiet" für die Erholung ihres Bestands im westlichen Mittelmeerraum. Bemerkenswert sei dies, weil es sich um "die einzige existierende Mönchsgeier-Inselpopulation der Welt" handle.
Auch aus dem Umweltministerium kommt Zustimmung. "Die Überwachung der Mönchsgeier-Population auf Mallorca während der Brutzeit 2025 bestätigt die Konsolidierung dieser symbolträchtigen Art auf der Insel", erklärte Anna Torres, Generaldirektorin für Naturschutz und Forstwirtschaft.
Laut den vorläufigen Daten der Regierung gab es in diesem Jahr 49 Reviere mit Anzeichen einer Nestbesetzung, insgesamt 35 Brutpaare, 35 geschlüpfte Küken und 32 flügge gewordene Jungtiere. "Die Population dieses großen Greifvogels bleibt im Vergleich zu den Vorjahren stabil", sagte Torres.
Die Behörden weisen zugleich darauf hin, dass menschliche Störungen unbedingt zu vermeiden seien. Im Fall von Artà sei es entscheidend gewesen, "angemessen ruhige Bedingungen" zu schaffen, damit sich das Paar erfolgreich fortpflanzen konnte.
Begünstigt wurde die Ansiedlung durch die Fortführung umfangreicher Berglandwirtschaft. Schäfer:innen mit ihren Herden mallorquinischer Schafe, balearischer Esel und mallorquinischer Kühe tragen dazu bei, offene Lebensräume zu erhalten und Nahrung bereitzustellen.
Außerdem habe die effektive Kontrolle verwilderter Ziegen im Naturpark Llevant dazu beigetragen, dass sich die Bedingungen auch für die Geier verbesserten.