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Zürich: Neue Binde erkennt Krankheiten im Menstruationsblut

Stomach ache, cramps and hands of woman with abdomen pain due to constipation, menstruation or ibs issue. Sick, home and person suffering and holding belly in a house lounge, couch and living room. PU ...
Das Thema Menstruation wurde Jahrhunderte lang tabuisiert.Bild: imago images/ Zoonar II
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Neue Binde erkennt Krankheiten im Menstruationsblut

Ein Zürcher Forschungsteam hat eine Binde entwickelt, die mehr kann, als aufsaugen: Sie erkennt Biomarker im Menstruationsblut und könnte somit die Früherkennung von Krankheiten revolutionieren.
01.06.2025, 12:1601.06.2025, 12:16
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Manchmal muss man gar nicht tief bohren, um Großes zu entdecken. Man muss nur genau hinschauen, beziehungsweise: draufschauen. Was jahrzehntelang stillschweigend entsorgt wurde, trägt in Wahrheit medizinische Hinweise in sich, die bislang kaum jemand gelesen hat. Menstruationsblut zum Beispiel.

Ein Alltagsphänomen mit diagnostischem Potenzial, das jetzt erstmals erschlossen wird. Und zwar nicht in einer Klinik, sondern dort, wo es ohnehin auftritt: in der Binde.

Binde kann Menstruationsblut analysieren

An dieser Schnittstelle von Alltag und Wissenschaft setzt ein Forschungsteam der ETH Zürich an. Die Idee heißt "MenstruAI" und wirkt recht pragmatisch: Ein papierdünner Sensor, integriert in eine Binde, erkennt sogenannte Biomarker, also Eiweißstoffe, die auf Krankheiten wie Entzündungen, Endometriose oder Krebs hinweisen können.

"Menstruationsblut wurde bislang als Abfall betrachtet. Wir zeigen, dass es eine wertvolle Informationsquelle ist", sagt Lucas Dosnon, Erstautor der zugrundeliegenden Studie. Gemeinsam mit Professorin Inge Herrmann und einem interdisziplinären Team entwickelte er ein System, das auf dem Prinzip gängiger Schnelltests basiert.

Statt Speichel oder Nasensekret wird hier allerdings Menstruationsblut analysiert. Sobald es mit einem bestimmten Antikörper auf dem Teststreifen reagiert, erscheint ein Farbstreifen. Je intensiver die Farbe, desto höher die Konzentration des entsprechenden Proteins.

Die Anwendung ist denkbar einfach: Binde tragen, danach ein Smartphone-Foto machen, App starten. Die App wertet den Teststreifen per Bildanalyse aus, erkennt auch feine Farbnuancen und liefert eine objektive Einschätzung.

Forscher waren überrascht von Gegenwind

Das Besondere an "MenstruAI" ist nicht nur die Technologie, sondern ihre Zugänglichkeit. "Das Ziel war von Anfang an, eine Lösung zu entwickeln, die auch in Regionen mit schwacher Gesundheitsversorgung einsetzbar ist", sagt Herrmann. Ohne Elektronik, mit kostengünstigen Materialien und alltagstauglich.

Derzeit prüfen die Forschenden die Alltagstauglichkeit in einer größeren Feldstudie mit mehr als hundert Teilnehmerinnen. Dabei geht es nicht nur um Genauigkeit, sondern um Akzeptanz: Die Hemmschwelle soll niedrig sein, die Nutzung intuitiv. Design-Expert:innen der Zürcher Hochschule der Künste begleiten das Projekt deshalb von Beginn an mit.

Ein Ersatz für ärztliche Diagnosen ist MenstruAI aber bewusst nicht. Vielmehr soll das System als Frühwarninstrument dienen: Wer auffällige Werte erkennt, kann gezielt medizinischen Rat suchen. Perspektivisch ließen sich damit auch Gesundheitsverläufe über längere Zeiträume nachvollziehen.

Für die Entwickler:innen ist das Projekt mehr als ein technologischer Prototyp. "Wenn wir über das Gesundheitswesen sprechen, dürfen wir die Hälfte der Menschheit nicht ausblenden", meint Herrmann. Sie seien erstaunt gewesen, wie stark das Thema selbst im akademischen Kontext stigmatisiert und ihre Idee gar als eklig bezeichnet wurde.

Dosnon sagt: "Es braucht mutige Projekte, um bestehende Muster aufzubrechen, damit die Frauengesundheit endlich den Platz erhält, den sie verdient."

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