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Onlyfans: Creatorin Anike Ekina über Stalking und Fake-Profile

Anike Ekina, DJ, OnlyFans, Erotik-Model, Influencerin aus Hamburg
Anike Ekina am Schminktisch: Content herzustellen, frisst mehr Arbeitszeit als Laien denken, sagt die Norddeutsche.Bild: privat / Peter Schönberg
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Onlyfans-Insiderin packt aus: "Luftballon-Videos sind beliebt"

Anike Ekina ist auf sozialen Netzwerken als Erotik-Model bekannt, doch wer sich dort tummelt, muss gut auf sich achten, sagt sie. Ein Interview über kuriose Anfragen, Fake-Profile und Selbstschutz.
03.05.2025, 12:33
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Anike Ekina ist Creatorin, Musikerin und hat eine eigene Textil-Druckerei. Inmitten der Corona-Pandemie beschloss sie zudem, sich bei Onlyfans anzumelden. Was sie da erlebt, erzählt sie im Gespräch mit watson.

"Ein User hat zum Beispiel mal ein Video gewollt, auf dem ich meine Füße absauge."

watson: Wie kann ich mir deinen Alltag auf deinen Portalen vorstellen?

Anike Ekina: Ich überlege mir neuen Content und schreibe mit den Usern, ausschließlich Männer. Ich bin für die das Mädchen von nebenan, dem man seine geheimen Wünsche verraten kann. Wenn man sich im Preis einig wird, setze ich deren Wünsche in Videos um. Es ist ein ständiger Austausch. Mein Mann und ich chatten mit den Usern auch noch abends im Bett.

Dein Mann chattet in deinem Namen mit?

Wir machen das als Team und sprechen uns ab. Anders ginge es ja kaum. Der User möchte natürlich das Gefühl haben, dass sich jemand persönlich nur um ihn kümmert, gleichzeitig ist er ja einer von hundert.

Die Nähe zu dir ist der Reiz für die User, wie schützt du dich dann vor zu viel Aufdringlichkeit?

Ich gebe natürlich weniger von mir preis als die User von sich. Ich sage zum Beispiel niemals, wo ich genau lebe, höchstens "am Rand von Hamburg". Anike Ekina ist außerdem ein Künstlername.

Welche Wünsche werden an dich herangetragen?

Ganz unterschiedliches. Harte Fetische eher nicht so, aber bei einigen Dingen denke ich schon: Das ist jetzt echt verrückt. Ein User hat zum Beispiel mal ein Video gewollt, auf dem ich meine Füße absauge.

Mit einem Staubsauger?

Genau, der Staubsauger musste auf volle Pulle sein und dann sollte ich an meinen nackten Füßen die Haut einsaugen, den Fuß hoch und runter und davon Nahaufnahmen machen. Das war wie eine angenehme Massage. Wie kitzeln. Luftballon-Videos sind auch beliebt, Fans davon nennt man "Looner".

Videos mit Luftballons? Bitte erkläre das mal.

Du pustest auf dem Video einen Luftballon auf und reibst den aufgeblasenen Ballon dann in den Händen oder Füßen, an deinem Körper, wie es dir gefällt. Das kann ich frei gestalten.

Muss der dann zum Finale Platzen?

Das mache ich eigentlich ungern, muss ich sagen, weil ich vor diesem Knall Schiss habe. Aber das wurde auch schon gewünscht und habe ich dann natürlich tapfer umgesetzt.

"Ich fahre nicht alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln und schaue immer, ob man im Hintergrund der Reels den Straßennamen erkennt."

Luftballon knallen wäre also noch okay. Was wäre ein Wunsch, den du definitiv nicht erfüllen würdest?

Viele fragen, ob sie mich treffen können. Das mache ich nicht, niemals. Ich kenne diese Leute ja nicht. Ich würde mich nur unnötig gefährden. Glücklicherweise kann ich ja immer absagen, weil ich finanziell mehrere Standbeine habe. Gemeinsam mit meinem Ehemann und Manager betreibe ich mehrere Unternehmen im Digitaldruck und Messebau sowie ein eigenes Musiklabel. Parallel mache ich auch noch Content auf anderen Kanälen.

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Dann hast du ja den direkten Vergleich. Sind die Leute am Ende sogar unhöflicher auf Tiktok und anderen Kanälen, die nicht so einen sexy Ruf haben?

Klar schreiben die Leute auf Tiktok oder Facebook auch mal blöde Kommentare, à la: "Mach mal lieber, was du am besten kannst: Brüste zeigen." Aber das ist selten.

Hast du keine Hater:innen?

Ich hatte mal eine Person bei Tiktok, die mich immer wieder im Livestream beleidigt hat. Da habe ich gesagt: "Geh bitte raus, wenn es dir nicht passt" und als die Kommentare weitergingen, habe ich blockiert. Ansonsten kaum Hate, vielleicht zwei, drei Kommentare mal. Ich glaube, die Leute mögen mich, weil ich authentisch bin und mich genauso zeige, wie ich bin.

Das kann auch gefährlich werden, Stichwort Stalking.

Durchaus. Ich hatte mal einen User, der sich einbildete, dass wir zusammen seien, mich ständig fragte, wer die Fotos von mir aufgenommen habe, wo ich gerade sei, was ich mit wem machen würde – da wurde ich vorsichtig. Ich fahre nicht alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln und schaue immer, ob man im Hintergrund der Reels den Straßennamen erkennt. Es kann immer sein, dass sonst eine aufdringliche Person vor deiner Tür steht und will, dass du mit ihr zusammen bist. Ist meine Grenze überschritten, sage ich deutlich: "Lass mich zufrieden. Ich will nichts von dir." Dann blocke ich.

Gibt es denn etwas, was dich online beunruhigt?

Fake-Accounts. Das ist wirklich heftig. Ständig sprießen neue Anike-Accounts aus dem Boden, mit denen ich nichts zu tun habe. Egal, wie oft ich diese Konten melde, es tauchen immer neue auf. Das ist aus mehreren Gründen ärgerlich. Zum einen bauen diese Menschen ihre Reichweite auf meine Kosten aus, nutznießen also an meiner harten Arbeit und meiner Identität …

… und zum Anderen?

Betrügen Sie meine Fans auch um Geld. Ich habe schon mehrfach wütende Nachrichten von Leuten erhalten, die meinten, ich hätte ihnen ein Treffen oder Content versprochen. Dann muss ich aufklären und sagen: "Sorry, das war nicht ich, sondern ein Fake. Ich bin die mit dem blauen Häkchen." Das schädigt mein Image.

Lässt sich dagegen vorgehen?

Tiktok ist das egal. Bei Instagram werden Fake-Accounts gesperrt, wenn sich genug Leute beschweren, aber man kommt kaum hinterher. Mir wurden auch schon Bilder und Videos geklaut und bei Reddit genutzt. Es gab sogar eine falsche Telegram-Gruppe mit meinem Namen. Das Schlimmste ist, dass viele Fakes frei agieren, ich selbst aber schon gesperrt wurde.

Wie ist das passiert?

Bei Facebook wurde ich so oft gemeldet, dass mein Konto geschlossen wurde. Ich musste einen Anwalt für rund 600 Euro bemühen und mit der Truppe von Meta telefonieren, um den Zugang zurückzuholen.

Weißt du, wer dich gemeldet hat?

Laut Meta kamen die Meldungen alle aus meinem direkten Wohnumkreis. Das heißt also, dass jemand, den ich vermutlich kenne, dasaß und mehrfach mein Profil gemeldet hat, bis ich gesperrt wurde. Kein schönes Gefühl.

Das heißt, trotz der Online-Präsenz, kam das Gemeinste aus dem realen Leben?

Im Prinzip schon. Ich verbuche das aber nicht als Hate, sondern halte das eher für Neid. Manche sehen nur den Erfolg, den man hat, ohne die Arbeit, die dahintersteckt, und werden dann neidisch. Ich denke, das sollte ich als Kompliment sehen.

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