Wer in die Antarktis reist, darf nicht zimperlich sein. Die Temperaturen können am Südpol auf minus 50 Grad oder mehr sinken, selbst im Sommer wird es oftmals nicht wärmer als minus 10 oder 20 Grad. Starke Winde können die gefühlte Temperatur noch tiefer drücken.
Außerdem muss man sich auf extreme Lichtverhältnisse einstellen: Im antarktischen Sommer gibt es während der Polarsonne 24 Stunden Tageslicht, im Laufe des Polarwinters gibt es hingegen monatelang keine direkte Sonneneinstrahlung. Angenehme Umweltbedingungen sehen anders aus.
Trotzdem gibt es einige, die eine Reise an den Südpol reizt. Über 120.000 Tourist:innen haben sich in der Saison 2023/2024 laut einem Verband von Antarktis-Reiseveranstaltern für eine Trip dorthin entschieden. Die meisten reisen mit Kreuzfahrtschiffen an und sind nach einer paar Tagen wieder weg.
Manche Menschen bleiben aber deutlich länger im "ewigen Eis", und zwar um dort zu arbeiten. Einer ist der Brite George Clark. Er hat sich in einem Auswahlverfahren gegen mehrere Mitbewerber:innen durchgesetzt und darf für mehrere Monate einen der kuriosesten Jobs überhaupt ausüben: Er stempelt in der Antarktis Briefe und Postkarten ab.
Das macht er in Port Lockroy, das auf einer Insel mitten im Südpolarmeer liegt und ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrt-Tourist:innen ist, wie der "Spiegel" berichtet. Rund 18.000 Besucher:innen kommen jedes Jahr dorthin, um das südlichste Postamt der Welt zu besuchen.
"Jeder Tag hier ist ein unglaubliches Abenteuer", sagt der 34-jährige Clark im "Spiegel"-Bericht. "Das Wetter ändert sich ständig, die Natur ist einzigartig, und ich hatte schon so viele faszinierende Gespräche mit erstaunlichen Menschen."
Der Briefkasten in Port Lockroy sei ständig voll, jeden Tag stempele er hunderte oder sogar tausende Briefe und Postkarten ab. Wenn alles sortiert, gestempelt und gebündelt ist, muss Clark in einem Schiffsfahrplan nachschauen, welche Schiffe Richtung Norden unterwegs sind. Per Mail oder Funk erfragt der 34-Jährige dann, ob sie die Post mitnehmen können. Der Verdienst dafür ist nicht unbedingt üppig: 1500 Euro verdient Clark im Monat.
Neben dem Postamt gibt es noch ein Museum und einen Souvenirladen auf der Insel. Die Arbeit in Port Lockroy teilt sich Clark mit vier anderen Kolleg:innen. Viel Privatsphäre und Komfort gibt es dort allerdings nicht. Zum Schlafen stehen einige Stockbetten zur Verfügung, als Toilette dient ein Eimer, da es kein fließendes Wasser gibt.
Die Internetverbindung ist eher wacklig, aber vor der Tür watschelt genug Unterhaltung herum. Auf der Insel hausen nämlich tausende Pinguine; deshalb ist in Port Lockroy auch die Rede vom "Pinguin Post Office". Viele der Tiere habe er beim Aufziehen ihrer Küken beobachten können. Überrascht haben Clark aber vor allem zwei Dinge: der Lärm und der Gestank der Tiere.
Wer sich von alle diesen Arbeitsbedingungen nicht abschrecken lässt, der kann sich beim britischen Antarctic Heritage Trust um einen Job bewerben. Zwischen Januar und März 2026 wird beispielsweise schon eine Zimmerin oder ein Zimmerer gesucht, um die Fenster zu reparieren. Bewerber:innen müssen sich aber wohl auf ein kurioses Auswahlverfahren einstellen. Clark musste beispielsweise ein Zelt mit verbundenen Augen und Ofenhandschuhen aufbauen.