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Job-Bewerbung: Gründerin prangert sexistischen Sushi-Trick an

Girl eats sushi and california roll using hashi
Gibt es Sushi bei einem Gespräch im Bewerbungsprozess, könnte eine üble Masche dahinter stecken.Bild: imago images / Depositphotos
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Job-Bewerbung: Gründerin prangert sexistischen Sushi-Trick an

08.02.2025, 15:08
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Ein Bewerbungsprozess sollte fair und transparent sein. Soweit zur Theorie. Doch es ist bekannt, dass Faktoren wie Aussehen, Herkunft oder andere Eigenschaften die Auswahl beeinflussen. Manche Unternehmen greifen zu fragwürdigen Mitteln, um herauszufinden, ob eine Mitarbeiterin schwanger ist – etwa durch ein geschickt gewähltes Essen beim Bewerbungsgespräch.

In einem aktuellen Fall, der auf der Karriereplattform Linkedin für Furore sorgt, berichtet die Unternehmensberaterin Julia Neuen von einer schockierenden Praxis: Eine Angestellte, die sich intern auf eine Führungsposition beworben hatte, wurde von der Chefetage zu einem Abendessen eingeladen. Serviert wurde Sushi. Zufall war das nicht.

Arbeitgeber wollen mit Sushi Schwangere erkennen, ohne zu fragen

Der Hintergrund: Schwangere meiden in der Regel rohen Fisch, da er gesundheitsschädliche Keime wie Listerien enthalten kann. Wer beim Sushi-Essen verzichtet, könnte also schwanger sein – eine Information, die Unternehmen laut Gesetz gar nicht einholen dürfen.

"Der Druck im Arbeitsmarkt steigt täglich. Mit ihm auch die Geschichten, die mich fast täglich erreichen. Doch dieser Fall schlägt dem Fass den Boden aus", schreibt Neuen, die mit ihrer Beratungsfirma Unternehmen unterstützt, familienfreundlicher zu werden.

Da Arbeitgeber Bewerberinnen nicht direkt nach einer Schwangerschaft fragen dürfen, wurde hier ein subtiler Trick angewandt. Doch die betroffene Frau sei nicht darauf hereingefallen: Sie aß laut Linkedin-Post das Sushi – und erhielt die Beförderung. Allerdings sei sie nicht schwanger gewesen. Inzwischen habe sie das Unternehmen verlassen und eine neue Position angenommen.

Doch die Empörung auf der Plattform ist groß. Die Zustimmung überwiegt in den fast 400 Kommentaren. "Ich bin schockiert und entsetzt, dass so etwas immer noch passiert", schreibt eine Userin. Und eine andere kommentiert: "Unglaublich. Alters- und Geschlechterdiskriminierung kennt offenbar keine Grenzen mehr."

Arbeitsrechtlerin: Sushi-Trick ist kein Einzelfall

Neuen bestätigt den Fall gegenüber "Bild", nennt jedoch aus Diskretionsgründen keine Namen. "Als mir die Geschichte erzählt wurde, saß ich auch fassungslos da. Ich habe zweimal gefragt, ist das wirklich wahr?", sagt sie.

Arbeitsrechtlerin Sandra Runge bestätigt "Bild", dass solche Tests kein Einzelfall sind. Sie kämpft mit ihrer Berliner Kanzlei seit Jahren gegen Diskriminierung von Müttern und Vätern im Arbeitsleben und erklärt:

"Es passiert regelmäßig, dass Frauen im Bewerbungsgespräch oder bei der Einstellung auf ihre Schwangerschaft hin überprüft werden – sei es durch unzulässige Fragen, die Einladung zum Sushi-Essen oder das vehemente Angebot von Alkohol beim Firmenumtrunk."

Lehnt eine Bewerberin den rohen Fisch oder das Glas Wein ab, wird schnell spekuliert, ob eine Schwangerschaft der Grund sein könnte.

Laut dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist die Frage nach einer Schwangerschaft in Bewerbungsgesprächen unzulässig, wie auch der Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Oliver Fröhlich bei "Bild" klarstellt: "Es handelt sich um eine Ungleichbehandlung." Trotzdem gebe es immer wieder subtile Methoden, um an diese Informationen zu gelangen. "Es ist nicht immer einfach, festzustellen, ob solche Handlungen tatsächlich diskriminierend sind", betont Fröhlich.

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Gemütlich in der Gondel schippern und die prachtvollen Palazzi bewundern, die den Canal Grande säumen – diese romantische Vorstellung verbinden wohl viele Menschen mit Venedig. Die Realität ist oft weniger idyllisch. Besucher:innen erwarten häufig verstopfte Gassen und ein überfüllter Markusplatz.

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