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Menstruation: Was Männer über die Periode wissen sollten

Man holding hand of his sick wife to support her
Männlicher Support während der Menstruation sollte normal sein.Bild: iStockphoto / DragonImages
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Menstruation: Männer, wir alle sollten uns hinterfragen

Auch heutzutage, wo es sich Frauen bereits erkämpft haben, dass immer offener über Menstruation gesprochen wird, haben schockierend viele Männer bei dem Thema Nachhilfebedarf. Selbst solche, die sich für Feministen halten, können noch was lernen. Also Männers: Wir müssen reden – über Menstruation.
27.05.2025, 18:5727.05.2025, 18:57
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Trotz vieler Unsicherheiten und Unzufriedenheiten bin ich, was meinen Charakter angeht, schon recht eingebildet. Ich habe keine krassen Skills, verdiene nicht sonderlich viel Geld, aber mein zwischenmenschliches Verhalten – nett sein, fürsorglich sein, sich um andere kümmern, meine Rolle in der Welt hinterfragen – darauf bilde ich mir doch was ein.

Umso mehr kam ich vor wenigen Tagen nach einem Meeting ins Grübeln: Kümmere ich mich als Cis-Mann genug um das Thema Menstruation? Ich dachte, ja.

Ein möglichst normaler, unverkrampfter Umgang mit der Sache, etwas Mitgefühl und Rücksicht vor den Schmerzen meiner weiblichen Mitmenschen, hier und dort mal fragen, ob sie was brauchen: Das reicht nicht nur, sondern ist gut, so mein Empfinden.

Und dann das: "Bare minimum." Das war das Urteil einer Kollegin zu meinem Verhalten. Ausreichend. Schulnote vier. Say what?

Zuvor hatten wir über den Weltmenstruationstag gebrainstormt und redeten über den männlichen Umgang mit dem Thema. Ich hatte diesen Punkt sogar selbst angesprochen. Und wurde dann gefragt, was ich im Alltag dafür tue.

Menstruation: Kümmern, reden, Binden kaufen – reicht das nicht?

Also zählte ich all die normalen Dinge auf: Meine Freundin und ich reden in unserer Beziehung ganz normal über das Thema, ich unterstütze sie, wenn sie Schmerzen hat, ich kaufe Periodenprodukte und beschwere mich nicht, wenn sie ihre Periodenunterwäsche in unserer Dusche auswäscht.

Das will ich auch gar nicht hoch hängen, ich dachte einfach, dass ein unaufgeregter Umgang ein richtiger Umgang mit dem Thema ist. Tja, es ging mir ziemlich gut mit dieser entspannten Selbstzufriedenheit.

Dramatisch war der Weckruf aber nicht. Die anwesenden Frauen erklärten mir, dass mein Verhalten relativ positiv sei. Kein Wunder: Trotz der feministischen Errungenschaften wissen noch immer schockierend viele Männer schockierend wenig über die Periode und ihre Auswirkungen.

Zudem mangelt es mitunter dramatisch an Verständnis. In einer Befragung des Kinderhilfswerks Plan International und der Nichtregierungsorganisation Wash United von 2021 gab mehr als jede dritte Frau an, mangelnde Akzeptanz zu erleben, wenn sie periodenbedingt Aktivitäten einschränken oder absagen muss. Negative Kommentare während der Periode hörten demnach...

  • 59 Prozent von ihnen innerhalb der Familie,
  • jede Zweite von ihnen beim Zusammensein mit dem Partner und/oder in der Schule, am Ausbildungsplatz oder in der Universität
  • und 39 Prozent bei Treffen mit Freund:innen.

79 Prozent der Männer gaben in der Befragung an, schon einmal "blöde" Sprüche gegenüber Frauen während ihrer Periode entweder mitbekommen oder selbst gemacht zu haben.

Und trotzdem: Mein Anspruch ist es nicht nur, kein männliches Arschloch zu sein. Was also kann ich über das "bare minimum" hinaus tun?

Wie sich Männer zur Periode verhalten sollten

Daher fragte ich nach. Zuallererst im Meeting selbst, dann bei meiner Freundin und noch einmal im Redaktions-Chat: Was erwarten Frauen von Männern in Bezug auf Menstruation? Antworten gibt es auf diese Frage nicht zu wenige.

"Ich finde es schlimm, dass ich das überhaupt aufschreiben muss."

Wichtig sei der einhelligen Meinung nach erst einmal ein stabiler Wissensstand: Ein Zyklus dauert durchschnittlich 28 Tage, Urin und Menstruationsblut haben NICHT den gleichen Ausgang (Zitat einer Kollegin: "Ich finde es schlimm, dass ich das überhaupt aufschreiben muss."). Frauen können auch mehr als nur einmal pro Monat bluten (Stichwort: Schmierblutungen).

Eine wichtige Rolle haben vor allem auch die Männer innerhalb der Familie. So erklärt eine andere Kollegin: "Ich finde es auch schlimm, wenn Väter null Ahnung von Periode haben. Wenn sie Töchter haben und nicht wissen, was die körperlich jeden Monat durchmachen."

Ein weiterer nützlicher und für mich tatsächlich neuer Tipp aus der Büroumfrage:

"Jeder Mensch braucht einen Mülleimer im Bad. Und wer Hygieneprodukte anbietet, ohne selbst drauf angewiesen zu sein, bekommt vermutlich ganz viele Sympathiepunkte."

Zudem braucht es einerseits Akzeptanz: "Jede Frau ist anders, bitte immer erst zuhören, nicht gleich werten. Meinungen von Frauen sind auch während der Periode wichtig und hörenswert." Und andererseits Normalisierung: "Menstruationsblut nicht eklig finden und es nicht tabuisieren."

Letztendlich wünscht sich eine Kollegin, dass sich Männer auch mit politischen Forderungen zur Menstruation auseinandersetzen und bestenfalls solidarisieren sollten: etwa mit der Forderung nach zusätzlichen Urlaubstagen für menstruierende Personen. Auch der Zugang zu Periodenprodukten auf öffentlichen Toiletten ist ein politisches Ziel.

Okay, einige der Boxen kann ich auf jeden Fall problemlos abhaken – andere hingegen nicht. Bin ich also doch gar nicht so feministisch, wie ich dachte?

"Bare minimum": Ich bin zu genügsam – seid ihr es nicht auch

Meine Freundin beruhigt mich zunächst: Ich kümmere mich, sei da, wenn sie mich brauche, habe Verständnis für ihre Gefühle. Balsam für meine feministische Männerseele. Doch nichts da: "What you're doing is a minimal thing." Da ist es wieder, dieses gottverdammte "Minimum".

Sie habe schließlich auch keine großartigen Periodenschmerzen, brauche dementsprechend nicht mehr als dieses "minimale" Level an Support, erklärt mir meine Partnerin.

Na gut, fair point. Warum ich das Lob ohne "Aber ...", nach dem ich gesucht habe, wohl nicht erwarten kann und darf, bringt eine Kollegin von mir auf den Punkt: Sie erwarte von Männern schlicht, sich regelmäßig bei Frauen zu erkundigen, was diese von ihnen erwarten – auch beim Thema Menstruation. Eigentlich ganz einfach und einleuchtend.

Spätestens bei diesem Punkt muss ich ehrlich in den Spiegel schauen und zugeben: Ich frage Frauen zu selten, wie man ihnen als Mann solidarisch begegnen kann, zumindest beim Thema Menstruation.

Im Endeffekt wäre es aber auch wieder typisch männlich gewesen, diesen Text damit zu beenden, dass ich mich ruhigen Gewissens als guten Feministen präsentiere.

Daher auch meine Bitte an alle anderen privilegierten Cis-Männer, die sich bereits für super aufgeklärt und solidarisch halten: Hört nie damit auf, euch zu informieren, nachzufragen und zuzuhören, was betroffene Frauen zu sagen haben. Ich spreche aus Erfahrung.

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