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Bram Tahamata im Musical "& Julia": Non-binär und Fan von Britney Spears

Bram Tahamata Muscial & Julia May nonbinär
Übrigens: Bram Tahamata ist nicht nur begabt und schön, sondern auch Single.Bild: privat / Bram Tahamata
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Queerer Musical-Star über genderneutrale Rollen und Casting-Herausforderungen

Kein Musical wäre wohl perfekt, ohne eine männliche und weibliche Hauptrolle, die sich unsterblich ineinander verlieben und zuletzt ihr Liebesduett schmettern. Kann in dieser stereotypen Welt, Queerness und Nonbinarität überhaupt einen Platz finden? Ein Hamburger Musicalstar sagt: Ja!
01.07.2025, 07:2201.07.2025, 11:24
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Bram Tahamata ist 26 Jahre alt, Musical-Performer, schreibt eigene Musik, trat bereits in TV-Shows auf und kommt aus den Niederlanden. Derzeit steht Bram als "May" im Hamburger Musical "& Julia" für Stage Entertainment auf der Bühne. Eine queere Rolle, die es so noch viel zu selten zu sehen gibt.

Für watson erklärt Bram, wie es sich anfühlt als "immer unpassende", non-binäre Person in der Welt des Musicals einen Platz zu finden, der sich richtig anfühlt.

"Die Liebe zum Musical begleitet mich schon mein Leben lang, ist aber auch etwas zwiespältig. Wenn ich als Kind Musicals sah, identifizierte ich mich immer mit der weiblichen Hauptrolle. Bei 'Wicked' wollte ich Glinda sein. Bei 'Legally Blonde' Elle Woods. Aber mir wurde immer vermittelt, auch während der Ausbildung, dass es nicht realistisch sei für mich, auf solche Rollen zu hoffen.

Die meisten Rollen sind binär – wohin also beim Casting?

Ich denke, die Lehrer:innen in der Musicalschule haben es nicht böse gemeint, sondern sich der Logik der Branche unterworfen. Die meisten Stücke haben nun mal male leads und female leads, bei Castings muss man sich da oft entscheiden. Für non-binäre Performer kann es schmerzhaft sein zu erleben, dass das eigene Selbstbild nicht immer mit den Rollen übereinstimmt, für die man besetzt wird. Ich bewarb mich für Jane in 'Tarzan' und bekam den Affen. Das ist die Branche, weh tut es trotzdem manchmal.

"Du musst wissen, dass es sein kann, dass andere Kinder lachen."

Mit meinem ersten richtigen Job in 'Wicked', fiel eine Menge Unsicherheit von mir ab. Das Engagement zeigte mir, dass es in dieser Branche durchaus einen Platz für mich gab. Meine Rolle war genderneutral, aber im Hintergrund.

Die Besetzung als May danach war ein echtes Geschenk, weil sie nicht binär geschrieben ist und trotzdem mehr als ein lustiger Sidekick. May erlebt ihre eigene Reise und eine Liebesgeschichte, die ohne Gender-Rollen auskommt. Frankie und May sind einfach zwei Menschen, die sich treffen und es funkt. Wunderschön.

Am Anfang war ich etwas nervös vor den Reaktionen des Publikums. Bei meinen Songs und auch beim Kuss entsteht oft eine kurze Stille danach. Wenn der Szenen-Applaus endlich anschwillt, ist das echt erlösend. Ich bin mit May-Darsteller:innen weltweit in einer Chatgruppe und weiß daher, dass es in den USA heftige Reaktionen gab. Da haben Leute im Publikum den Saal verlassen.

Kein Hate auf der Musicalbühne

Bislang habe ich keinen Hate bekommen, im Gegenteil. Einmal wartete ein großer, breiter Mann am Bühnenausgang auf mich. Ich war erst etwas besorgt, bis er sagte, er wolle mir nur mitteilen, dass ihn meine Darstellung von 'I'm not a girl, not yet a woman' tief berührt habe. Das war für mich verblüffend, aber auch bewegend.

Es ist der Beweis, dass Geschlecht keine Rolle spielt, wenn man sich emotional einlässt. Es geht in vielen Songs um das Menschsein. Nicht um Frauen oder Mädchen, Britney oder May, sondern um das Gefühl, sich niemals fertig zu fühlen, immer unvollkommen zu bleiben. Jede:r kennt das.

Deshalb möchte ich außerhalb aller Schubladen singen. Wenn ich das gut mache, erreiche ich das Publikum, davon bin ich überzeugt. Ich möchte nicht nur weibliche oder männliche und auch nicht nur queere Rollen spielen. Das wäre nur wieder das nächste Typ-Casting. Ich will Rollen bekommen, weil ich gut bin und hart arbeite, nicht weil es gerade hip ist, divers zu casten.

Dennoch sind Charaktere wie May wichtig. Ich sage immer, wenn Baby Bram die Show damals gesehen hätte, wären viele Unsicherheiten gar nicht aufgekommen. Ich hätte am lebenden Beispiel gesehen, dass ich genauso wie ich bin, liebenswert sein kann. May entscheidet selbst, wer May ist. Niemand sonst. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, solche Figuren zu sehen.

Eine non-binäre Kindheit

Ich war immer non-binär. Während sich meine Schwester für Computerspiele interessierte, wollte ich Barbies, Barbies, Barbies. Meine Mutter hat uns gelassen, nie in Gender-Rollen gepresst. Aber sie hat mir auch erklärt, was mich an Gegenwind erwartet.

Zum Beispiel wollte ich an Fasching im rosa Kleid in der Schule auftauchen. Meine Mama sagte: 'Okay, Bram. Ich finde das in Ordnung und das Kleid steht dir super. Aber du musst wissen, dass es sein kann, dass andere Kinder lachen.'

So ähnlich ist sie heute auch noch. Sie ist stolz auf mich und meinen Erfolg auf der Bühne, trotzdem mahnt sie auch: 'Pass auf, wie du dich anziehst, wenn du nachts allein nach Hause gehst. Nicht alle Menschen akzeptieren dich, wie du bist.' Leider hat sie recht.

Denn obwohl ich das Gefühl habe, die Entertainment-Branche wird offener, ist mir bewusst, dass wir eine globale Rückkehr zu konservativen Werten erleben. Die Welt geht gerade in Flammen auf. Manchmal denke ich, wir als Gen Z, müssen da auch mal hinschauen, statt uns mit uns selbst zu befassen.

Nicht nur zum Pride Month sollten wir für queere Menschen kämpfen

Daher finde ich den Pride Month – auch wenn mich das Rainbow-Washing in diesem Monat nervt – wichtig, um auf die Rechte einer Community aufmerksam zu machen, die das ganze Jahr über um Gleichberechtigung kämpft.

Zum Beispiel hätte ich mir mehr Promo für Frankie und May gewünscht, aber der Fokus wurde auf die Hetero-Charaktere gelegt, die für den Mainstream besser verdaulich sind, nehme ich an.

Es ist noch ein weiter Weg. Ich bin da nicht naiv, aber frohen Mutes. 'Stell dich nicht in die Dunkelheit', hat meine Mama immer gesagt. Ich wende mich dem Licht zu.

Ich hoffe, dass ich durch meine Songs einen Teil beitragen kann, dass Menschen einander verstehen und dabei ganz nebenbei Rollenbilder in der Industrie durchbreche. Und ich habe das Gefühl, ich bin auf einem guten Weg dahin.

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