Schadenfreude psychologisch erklärt – schädlich oder gesund?
Wir geben es nur ungern zu – aber wer hat noch nie eine kleine innere Erleichterung gespürt, wenn der nervige Kollege beim Meeting ins Stolpern gerät?
Oder wenn die Influencerin, die ständig ihr perfektes Leben postet, plötzlich öffentlich über ihre Trennung spricht? Willkommen in der Welt der Schadenfreude – der kleinen Schwester des schlechten Gewissens.
Was ist Schadenfreude überhaupt?
Aus psychologischer Sicht ist Schadenfreude ein komplexes Gefühl, das entsteht, wenn jemand aus dem eigenen sozialen Umfeld oder der eigenen Vergleichsgruppe einen Nachteil erfährt – und wir daraus ein Gefühl der Genugtuung ziehen.
Oft spielt dabei das eigene Selbstwertgefühl eine Rolle: Wenn andere fallen, stehen wir gefühlt etwas höher.
Das klingt fies. Ist es manchmal auch. Aber es ist eben menschlich. Schadenfreude ist keine pathologische Störung – sie ist tief in unserer sozialen Psyche verankert.
Warum empfinden wir Schadenfreude?
Menschen sind soziale Wesen. Eine Emotion wie Schadenfreude mag da suspekt sein, hat dadurch aber nicht weniger ein psychologisches Fundament.
Vergleich und Gerechtigkeit
Wenn jemand überheblich ist, uns unfair behandelt oder scheinbar immer vom Leben bevorzugt wird, empfinden wir Genugtuung, wenn diese Person scheitert.
Soziale Hierarchie
Schadenfreude kann unser Gefühl von Status stärken. Wenn die "perfekte" Kommilitonin eine schlechte Note schreibt, relativiert sich plötzlich ihr Status – und wir fühlen uns selbst nicht mehr ganz so schlecht.
Selbstwert-Booster
Kurzfristig kann Schadenfreude das Selbstwertgefühl steigern – vor allem bei Menschen, die selbst gerade an sich zweifeln. Es ist wie ein psychologisches Pflaster auf dem Ego.
Ist Schadenfreude schädlich?
Jein. In Maßen ist Schadenfreude kein Zeichen für Bösartigkeit, sondern eine ganz normale emotionale Reaktion.
Problematisch wird es, wenn Schadenfreude zur Regel wird – oder zur einzigen Quelle von Befriedigung. Dann kann es sein, dass man sich eher auf das Scheitern anderer konzentriert, statt das eigene Glück zu fördern.
Auch Menschen mit niedrigem Selbstwert oder narzisstischen Tendenzen neigen stärker zu destruktiver Schadenfreude – und verlieren dabei langfristig soziale Bindungen.
Transparenzhinweis
Dieser Artikel wurde von unserer Redaktion erstellt und überprüft. Dabei kamen auch KI-Tools zum Einsatz. Mehr Infos zu unserem Umgang mit KI gibt es hier. Fragen oder Hinweise gerne an redaktion@watson.de.
Ist Schadenfreude also gesund?
Man könnte sagen: Eine Prise ist okay, ein ganzer Eimer eher nicht.
Psychologisch betrachtet kann Schadenfreude sogar positiv genutzt werden – etwa als Anstoß zur Selbstreflexion.
Warum genau freue ich mich über das Missgeschick? Fühle ich mich sonst unterlegen? Wurde ich vielleicht ungerecht behandelt? Wenn wir diese Fragen ehrlich beantworten, können wir daran wachsen – statt einfach nur gehässig zu kichern.
Schadenfreude ist wie Salz: In kleinen Dosen macht sie das Leben würzig, zu viel davon verdirbt den Geschmack. Sie kann ein Ventil für Ungerechtigkeit sein oder ein Signal für verdeckte Konflikte. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen.
Denn wahre Stärke zeigt sich nicht darin, wenn wir über andere lachen – sondern wenn wir es gar nicht mehr nötig haben.
