Wir alle kennen es: Wir sind auf dem Weg zu einem wichtigen Termin und realisieren allmählich, dass die Chance, pünktlich anzukommen, immer geringer wird. Denn: Wir fahren mit der Deutschen Bahn.
So ging es nun ausgerechnet einer Trauzeugin auf dem Weg zur Hochzeit, deren Stresslevel während der Fahrt entsprechend in die Höhe stieg. Ihren Unmut wollte sie den Zugbegleiter spüren lassen. Doch das hat die Sache nicht besser gemacht.
Die Geschichte fing damit an, dass Fahrgäste an einem Halt auf der Strecke zwischen Frankfurt und Dortmund eine Zugtür für etwa drei Minuten aufhielten. Dies hat zu einer Türstörung geführt, die behoben werden musste. Die Verzögerung, die dadurch entstand: 15 Minuten.
Als ein Schaffner kurz darauf für die Fahrkartenkontrolle durch den Zug ging, wurde er von einer Passagierin hart angegangen: Sie käme nicht mehr pünktlich bei einer Hochzeit an, nur weil die Bahn "wie immer" zu spät sei.
Der Zugbegleiter erkundigte sich dann, wann die Hochzeit beginnen würde und sah sich auch die Verbindung an, die die Frau gebucht hatte, um nach einer Alternative für sie zu suchen. Dabei stellte er fest: Sie hatte lediglich 20 Minuten Puffer für ihre Reise zur Hochzeit eingeplant.
Der Zugbegleiter schlug der Frau daraufhin eine Alternative vor, mit der sie nur 10 Minuten zu spät zur Hochzeit kommen würde. Er scherzte: "Dass wir immer zu spät kommen, weiß auch das künftige Ehepaar und wird Verständnis zeigen."
Die Passagierin war allerdings nicht zum Scherzen aufgelegt. Sie fuhr ihn an: Sie sei die Trauzeugin. Der Schaffner entgegnete, dass sie doch als Trauzeugin mehr Puffer hätte einplanen müssen. Zwei bis drei Züge früher wären angebracht gewesen. Auch eine Reise am Vorabend hätte man erwägen können.
An dieser Stelle platzte der Fahrgästin der Kragen: Sie schrie ihn an, er solle sich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen. Daraufhin ging der Schaffner einfach weiter.
Diesen Vorfall wollte der Zugbegleiter anschließend online posten, um sicherzustellen, ob er sich hier wirklich falsch verhalten hat. Auf Reddit schilderte er die Situation unter der Überschrift "Bin ich das Arschloch?", und ließ daraufhin die Community abstimmen.
Hier sieht die Sache ziemlich eindeutig aus: Eine klare Mehrheit von rund 75 Prozent findet, dass der Schaffner richtig gehandelt hat. Die Bahn könne nichts dafür, dass die Trauzeugin bei einem so wichtigen Event zu wenig Puffer eingeplant hat.
Etwa 15 Prozent stimmen dem zu, finden aber, dass der Zugbegleiter sich dennoch nicht in die Privatangelegenheiten der DB-Kund:innen einzumischen habe. Ein kleiner Restanteil der Stimmen spricht sich für beide Seiten aus, denn die Zug-Verspätung sei auf die Türstörung anderer Fahrgäste zurückzuführen.
So oder so: Für die Trauzeugin ist die Sache ungünstig ausgegangen. Dass die Deutsche Bahn häufig zu spät kommt, ist tatsächlich allgemein bekannt, weshalb sie im Jahr 2024 nahezu 200 Millionen Euro für Entschädigungen ausgegeben hat.
Aber: Eine Entschädigung bekommen Kund:innen erst ab einer Verzögerung von 60 Minuten. In der Situation mit der Trauzeugin waren diese nicht überschritten.