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"Bachelor Tax" in Japan? Das steckt wirklich dahinter

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"Bro, single sein kostet bald Geld!" – Wirklich?Bild: imago images / CarlosBarquero
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Japan plant angeblich Steuer für Singles – große Diskussion entbrannt

Keine zusätzliche Steuerlast für Singles: Die angebliche "Bachelor Tax" in Japan sorgt für Wirbel – doch die Wahrheit ist deutlich weniger dramatisch.
19.05.2025, 17:4619.05.2025, 17:46
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In den letzten Wochen hat sich auf Social Media ein hartnäckiges Gerücht festgebissen: Japan will ab 2026 eine sogenannte "Bachelor Tax" einführen, also eine Steuer, die gezielt alleinstehende Männer zur Kasse bittet. Vor allem auf Tiktok, Reddit und X überschlagen sich die Beiträge: Memes, wütende Kommentare und Panikposts.

Doch so viral diese Behauptung auch ist – sie stimmt schlicht nicht. Was tatsächlich kommt, ist weit weniger dramatisch und hat mit dem Beziehungsstatus der Betroffenen rein gar nichts zu tun.

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"Bachelor Tax" in Japan? Was wirklich geplant ist

Im Faktencheck zur "Bachelor Tax" von "Japan Luggage Express" zeigt sich: Die japanische Regierung plant ab April 2026 ein neues Finanzierungsmodell für Familienförderung, den sogenannten "Child and Child-Rearing Support Fund".

Dabei handelt es sich nicht um eine Sondersteuer für Singles, sondern um eine kleine zusätzliche Abgabe, die über die bestehenden Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung erhoben wird.

Diese Pflichtzahlung soll für alle berufstätigen Menschen gelten – egal, ob verheiratet oder nicht, mit oder ohne Kinder.

Ziel des Fonds ist es, Familien besser zu unterstützen: mit mehr Kita-Plätzen, besseren Angeboten zur Kinderbetreuung und einer stärkeren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Beitrag zur Finanzierung soll einkommensabhängig ausfallen und somit sozial gestaffelt sein – also kein pauschaler Betrag, sondern ein solidarisches Modell nach dem Prinzip: Wer mehr verdient, zahlt mehr.

Wie aus einem Förderfonds ein Internet-Meme wurde

Die Mär von der angeblichen "Single-Steuer" entstand vermutlich durch eine Mischung aus Übersetzungsfehlern, falschem Kontext und der typischen Mechanik des Internets: Je empörender ein Thema klingt, desto schneller verbreitet es sich.

Der Begriff "Bachelor Tax" hat dabei einen perfekten Nerv getroffen – vor allem bei jenen, die sich ohnehin durch gesellschaftliche oder wirtschaftliche Strukturen benachteiligt fühlen.

Viele Beiträge unterstellen, dass Japan gezielt alleinstehende Männer zur Rechenschaft ziehen will – obwohl in offiziellen Dokumenten der japanischen Regierung weder von Singles noch von Strafe die Rede ist.

Medienberichte und Videos haben diese Fehlinterpretation weiter befeuert, oft ohne nachzuprüfen, worum es tatsächlich geht. Und so wurde aus einem solidarischen Beitrag zur Familienförderung plötzlich eine vermeintliche Strafmaßnahme gegen Alleinstehende.

Warum Japan überhaupt handeln muss

Hinter all dem steht ein sehr reales Problem: Japan kämpft seit Jahren mit einer sinkenden Geburtenrate, einer alternden Bevölkerung und einer zunehmenden Belastung der Sozialsysteme.

Immer weniger junge Menschen bedeuten weniger Erwerbstätige – und damit weniger Beiträge für Renten, Gesundheitswesen und Infrastruktur. Die Regierung versucht deshalb mit verschiedenen Maßnahmen, das Kinderkriegen attraktiver zu machen. Der neue Fonds ist Teil dieser Strategie.

Anstatt Familien mit Kindern allein zu lassen, soll die gesamte Gesellschaft mithelfen, die nächste Generation zu fördern – nicht als Strafe für die einen, sondern als Investition für alle.

Fazit: Kein Grund zur Aufregung

Obwohl das Schlagwort "Bachelor Tax" gerade auf Social Media gut klickt und viele Diskussionen lostritt, basiert es auf einem Missverständnis. Es gibt keine Steuer für Singles, keine Sonderabgabe für Männer und keine Pläne, Menschen für ihren Beziehungsstatus zu bestrafen.

Was kommt, ist ein kleiner Versicherungsbeitrag, der allen zugutekommt, die in Japan leben und arbeiten – mit dem Ziel, die Familienpolitik des Landes langfristig zu stärken.

"Gewalt beginnt mit einem Witz" – Aktivistin mit klarem Aufruf an Männer
Alina Kuhl klärt auf Social Media mit ihrem Account "The Monday Talks" über Gewalt gegen Frauen auf. Im Interview mit watson spricht sie über strukturelle Gewalt, Täter-Opfer-Umkehr, den Mythos der "Male Loneliness Epidemic" und warum Veränderung aus der Gesellschaft heraus kommen muss.

Alina kennt die Strukturen hinter geschlechtsspezifischer Gewalt sehr gut. Sie hat als Datenanalystin für eine NGO gearbeitet, die sich gegen häusliche Gewalt einsetzt. Außerdem arbeitet sie seit vielen Jahren ehrenamtlich für verschiedene Hilfetelefone für häusliche und sexualisierte Gewalt.

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