Egal ob beim Clubeintritt, dem Zoobesuch oder dem Trip zum Freizeitpark – ungern gibt man Geld aus, um überhaupt erst reingelassen zu werden.
Aber wenn hinter den Toren der gierigen Wächter süße Tiere darauf warten, gekuschelt zu werden oder es einem immerhin ermöglicht wird, auf der Achterbahn endlich all den angestauten Frust aus der Seele zu schreien, ist es beinahe gut investiert.
Nichts davon schafft ein Supermarktbesuch, auch wenn die hohen Preise hin und wieder Adrenalinschübe auslösen können, krasser als eine Clubnacht. Dennoch muss bei Aldi Süd jetzt Eintritt bezahlt werden, unabhängig davon, ob überhaupt etwas gekauft wird.
In einer Londoner Filiale von Aldi Süd ist es jetzt Realität: zehn britische Pfund, also umgerechnet zwölf Euro, muss dort jetzt bezahlt werden, bevor man überhaupt zu den Produkten kommt.
Es ist ein besonderes Pilotprojekt. 2022 eröffnet, ist es möglich, dort ohne jegliche Kassen einzukaufen. Von künstlicher Intelligenz unterstütze Überwachungskameras sollen ein schnelleres Einkauferlebnis ermöglichen, ganz ohne Warteschlangen.
Funktionieren kann das auf zwei Wegen: Entweder die Käufer:innen registrieren sich in einer speziellen App für den Supermarkt und hinterlegen dort ihre Zahlungsdaten. Oder sie registrieren sich über das Vorzeigen ihrer Kreditkarte beim Besuch des Supermarktes.
Nach Verlassen des "Shop&Go"-Geschäfts wird dann der Betrag von der Zahlungsmethode eingezogen.
Die 10-Pfund-Summe dient als Absicherung, dass die Bezahlmethode tatsächlich mit den Einkaufskosten belastet werden kann. Sie fallen nicht zusätzlich zum Einkauf an, sondern werden mit ihm verrechnet.
Wessen Warenkorb also weniger als zehn Pfund kostet, bekommt den Rest wieder zurückerstattet. Das solle laut Aldi innerhalb von 48 Stunden geschehen, je nach Bank.
Gegenüber "the grocer" warfen Kund:innen dem Konzern vor, ihre Rückerstattung habe jedoch deutlich länger gedauert. Davon will Aldi aber nichts wissen, in solchen Fällen sei die Bank zuständig, schreibt der Konzern in den AGBs des Geschäfts. Dann wird das Ganze aber bedrohlich kompliziert im Gegensatz zum ursprünglichen Plan, nämlich Einkaufen simpler zu gestalten.
Die Kosten tauchen jedoch ziemlich versteckt auf. So wird in der App automatisch mit der Erstellung des QR-Codes zum Eintritt die Summe vom Konto abgezogen. Ob man sich überhaupt in der Nähe der Filiale befindet, ist dabei irrelevant. Im Ladengeschäft werden die Kund:innen darüber informiert, dass die zehn Pfund abgezogen werden – aber erst, nachdem sie die Karte vorgehalten haben.
Eine weitere Schwierigkeit bringt die Funktionsweise des Geschäftes. Jede:r zahlt, was aus dem Regal genommen, aber nicht zurückgestellt wird. Das wird schwierig, wenn man anderen Einkäufer:innen helfen möchte, weil sie beispielsweise an ein höheres Regal nicht herankommen. Auch wenn eine andere Person mit den Produkten das Geschäft verlässt, muss man dann selbst blechen.
Deutsche Kund:innen müssen sich künftig noch keine Gedanken um das veränderte Einkaufserlebnis machen. "Das bleibt ein UK-spezifischer-Versuch und es gibt aktuell keine Pläne, das Konzept auch in Deutschland umzusetzen", teilte das Unternehmen auf watson-Anfrage mit.
Auf eine Umstellung unseres Einkaufserlebnisses müssen wir uns im Anblick der innovativen Fortschritte aber trotzdem einstellen.