Mit knapp unter 1500 Brauereien und einer schier endlosen Vielfalt an Sorten ist Deutschland eine echte Bierhochburg. Das berühmte Reinheitsgebot von 1516 prägt bis heute die Braukunst, doch die Branche steht nicht still.
Während große Traditionsbrauereien weiter ihre Klassiker brauen, bringen Craft-Beer-Brauereien frischen Wind in die Szene. Neue Geschmacksexperimente, nachhaltige Produktion und der Trend zu alkoholfreien Varianten verändern den Markt.
Gleichzeitig kämpfen viele mittelständische Brauereien aber ums Überleben, während große Konzerne expandieren. Dazu trug jüngst nicht nur die Corona-Pandemie bei.
Auch in der Bier-Branche ist es nicht anders als in anderen Wirtschaftszweigen hierzulande: Einige Brauereien in Deutschland kämpfen schon länger ums Überleben. Und immer mehr von ihnen verlieren den Kampf, wie das Fachportal "Getränke News" nun berichtet. In den vergangenen fünf Jahren sind demnach 93 Braustätten verschwunden.
Allein 2024 mussten davon 52 Betriebe schließen. Besonders hart trifft es die Bierhochburgen Bayern (-50), Nordrhein-Westfalen (-24) und Hessen (-14), während einige ostdeutsche Bundesländer wie Sachsen (+7) und Thüringen (+4) in den vergangenen Jahren sogar leicht zulegen konnten.
Für die jüngsten Schließungen gibt es laut Branchen-Vertreter:innen langfristige Gründe: "Keine Brauerei schließt von heute auf morgen", erklärte etwa Christian Weber, Präsident des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), gegenüber "Getränke News".
Viele Betriebe hätten jahrelang zu kämpfen gehabt, bis die finanziellen Reserven endgültig aufgebraucht waren. "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Energiepreiskrise haben der gesamten Branche stark zugesetzt." Das Geld wurde immer weniger, der Investitionsbedarf immer größer. Dann könne "es für Betriebe eng werden".
Zuvor sah es lange Zeit für die Branche rosig aus: Seit 1994 war die Zahl der Brauereien stetig gestiegen, vor allem dank der Craft-Beer-Welle der 2010er-Jahre. Doch dieser große Boom ist mittlerweile schon längst vorbei.
Der DBB schlägt wegen der jüngsten Ergebnisse Alarm und fordert von der künftigen Bundesregierung dringend Entlastungen. In einem Zehn-Punkte-Plan verlangt der DBB dem Bericht zufolge unter anderem bezahlbare Energie, weniger Bürokratie, Werbefreiheit und eine stärkere Unterstützung der Gastronomie.
Dass die Supermarkt-Regale sich nun leeren könnten, ist aber wohl kaum zu befürchten. "Getränke News" zufolge verzeichnete das Statistische Bundesamt 2024 noch immer 1459 Brauereien in Deutschland. Der Zapfhahn droht also nicht auszutrocknen.