Durch den Krieg in der Ukraine und die Pandemie sind in den vergangenen Monaten und Jahren einige Produkte des täglichen Lebens knapper und teurer geworden. Ob Nudeln, Toilettenpapier oder Speiseöl, die Regale in den Supermärkten waren regelmäßig leer. Jetzt hat es den Senf getroffen, der Frankreich und womöglich bald auch Deutschland ausgeht.
Die französische Stadt Dijon ist für ihren Senf bekannt. Nach ihr ist auch der Dijon-Senf benannt worden, ein scharfer Tafelsenf, den es seit dem 13. Jahrhundert in dieser Gegend geben soll. Doch nun ist das Wahrzeichen der Stadt quasi verschwunden. Die Senf-Regale sind leer oder mit anderen Produkten gefüllt, als hätte hier nie ein Senfglas gestanden.
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Wie ein französischer Twitter-Nutzer jetzt zeigte, verlangt Amazon inzwischen teilweise 25 Euro für zwei Gläser Dijon-Senf, vor einigen Monaten waren es noch 1,60 Euro pro Glas.
Wie der "Economist" den obersten burgundischen Senf-Funktionär zitierte, wird sich die Lage wohl auch erst einmal nicht verbessern. Ende September soll die eigene französische Ernte an die Händler ausgeliefert werden, doch das Ergebnis sei kümmerlich.
Frankreich baut seine Senfpflanzen, genauso wie Deutschland, in großen Teilen nicht selbst an. Die eigenen Felder litten zudem unter einem milden Winter, wodurch sie den Insekten zum Opfer fielen. Die Franzosen importierten in den letzten Jahren jedoch ohnehin einen Großteil ihrer Senfkörner aus Kanada, wo eine Dürre allerdings zuletzt den Jahresertrag des Landes halbierte. Auch aus Russland und der Ukraine bezog Frankreich einige Senfkörner, doch auch hier ist ein Import aktuell kaum möglich.
Ähnlich ist es in Deutschland: Hier kamen in den vergangenen Jahren sogar fast 80 Prozent der importierten Senfkörner aus Russland und der Ukraine. Markus Weck, der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Kulinaria, sagte der "Welt" daher bereits im März, dass Senf in Deutschland diesen Herbst knapp werden könnte.
Auch der Inhaber des Senfherstellers Händlmaier, Franz Wunderlich, prophezeite im Frühjahr gegenüber der "Welt" einen Engpass an Senf. Zunächst habe man versucht, ebenfalls auf Kanada als Importeur auszuweichen, doch neben extrem hohen Preisen seien die Senfkörner allgemein zu knapp geworden:
Die Konsequenz dieser Senfkorn-Knappheit wird womöglich bald auch deutsche Supermarktregale erreichen: Das Unternehmen Händlemaier reduziert die Senfproduktion und kann "dadurch voraussichtlich bis August lieferfähig bleiben". Der August ist nun vorüber, und ob Deutschland bald genauso wie Frankreich ohne Senf dasteht, bleibt abzuwarten.
Für eine nicht allzu drastische Lage spricht allerdings der Durchschnittsverbrauch an Senf pro Kopf, welcher hierzulande in den letzten Jahren zurückging. So verbraucht eine in Frankreich wohnhafte Person im Schnitt ein Kilogramm pro Jahr, während es in Deutschland nur noch 800 Gramm sind.
(crl)