Noch vor wenigen Wochen klang das alles ganz anders: Die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens (Partei: Partido Popular, PP) hatte im März lautstark Maßnahmen angekündigt, um den Massentourismus auf Mallorca und den Nachbarinseln einzudämmen – darunter eine höhere Tourismussteuer und eine Autosteuer für Fahrzeuge von außerhalb. Jetzt rudert sie zurück.
Wie die "Mallorca Zeitung" berichtet, wurde der Plan zur Erhöhung der Touristensteuer kurzfristig aus dem Maßnahmenpaket gestrichen. Begründung: Ihr Regierungspartner Vox (Partei) habe die Zustimmung zum Haushalt nur unter der Bedingung gegeben, dass es keine neuen oder höheren Steuern gibt.
Laut Prohens habe sich nur Vox überhaupt bereit erklärt, mit der PP über die Tourismusstrategie zu verhandeln. Und die Rechtsaußen-Partei bleibt ihrer Linie treu: Steuererhöhungen oder sonstige Einschränkungen für den Tourismus? Auf keinen Fall.
Auch die geplante Autosteuer für Fahrzeuge von außerhalb – also zum Beispiel Mietwagen oder Touristenautos – ist vom Tisch. Der politische Kurs der Balearen-Regierung: lieber keine Hindernisse für den Tourismussektor.
Ein Punkt bleibt laut "Mallorca Zeitung" jedoch bestehen: Es gibt keine neuen Lizenzen mehr für Ferienvermietung in Mehrfamilienhäusern – und zwar auf der ganzen Insel. In Palma gilt dieses Verbot ohnehin schon. Wer allerdings eine Doppelhaushälfte besitzt oder seinen Hauptwohnsitz an maximal 60 Tagen im Jahr vermieten will, darf das weiterhin tun.
Die Vermieter:innen von Ferienunterkünften dürfen sich trotzdem freuen: Durch eine Änderung der Lizenzregelung könnten rund 100.000 Gästebetten erhalten bleiben. Bislang mussten für jede neue Lizenz zwei alte abgegeben werden – diese Regel entfällt laut dem neuen Dekret.
Auch touristische Betriebe an Orten wie der Playa de Palma sollen profitieren. Die Bauvorgaben werden gelockert, Modernisierungen vereinfacht. Selbst illegale Umbauten könnten unter bestimmten Voraussetzungen legalisiert werden.
Zudem dürfen Hotels künftig ihre Gebäude um bis zu zehn Prozent vergrößern. Grundstücke mit Tourismuslizenz können leichter in bestehende Projekte integriert werden – und das alles gilt bis Mai 2029.
Nach vollmundigen Ankündigungen wirkt das neue Tourismus-Dekret wie ein Kompromiss auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Keine Steuererhöhungen, keine großen Eingriffe – dafür ein paar kosmetische Anpassungen. Die Interessen der Tourismusbranche haben sich am Ende wohl wieder durchgesetzt.